Die Bewertungsmethode Jahres-LIFO (Last In – First Out) ist eine Methode der fiskalischen (steuerrechtlichen) Bestandsbewertung. Diese Methode behandelt die LIFO-Bewertung und deren Verfahren ausschließlich nach finanztechnischen Vorschriften und nicht nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten. D. h. die LIFO-Betrachtung und -Bewertung erfolgen zum Stichtag des Geschäftsjahresendes und nicht, wie bei klassischen LIFO-Methoden, per rollierender tages- bzw. bewegungsgenauen Betrachtung.

Dieses Dokument beschreibt die Bewertungsmethode Jahres-LIFO und deren Anwendung in Semiramis.

1                     Begriffsbestimmung

Bestandsbewertung

Die Bestandsbewertung ist eine fortlaufende Berechnung des entsprechenden Wertes für die im Lager vorhandenen Bestände. Ausgedrückt wird der Wert in Geldeinheiten in den entsprechenden Hauswährungen. Sämtliche Materialbuchungen in Semiramis, die zu Mengen- beziehungsweise Wertveränderungen der bestandsgeführten Artikel führen, werden in verschiedenen Bewertungsverfahren dokumentiert. Im Zuge der Erstellung der Materialbuchungen erfolgt die Aktualisierung der Bestände und deren Bewertung nach dem Verfahren des gleitenden Durchschnittspreises. Die periodisierten Bestandsbewertungen, wie z. B. der periodisierte Durchschnittspreis, können erst nach Abschluss der Buchungsperiode durchgängig ermittelt werden.

Bestandsführung

Die Bestandsführung ist eine Fortschreibung der aktuellen Lagerbestände. Diese Fortschreibung wird jeweils im Anschluss an eine Materialbuchung mit einer Mengenbewegung aktualisiert. Die Bestandsführung erfolgt auf der kleinsten Strukturebene des Lagers und Artikels, das heißt bei einer Lagerplatzverwaltung auf Ebene des Lagerplatzes und auf Ebene der Artikel-Ausprägungen. Besitzt der Artikel mehrere parallele Bestandsführungseinheiten, werden die Mengen pro Einheit verwaltet. Bestandsmengen können außerdem unterschiedliche Eigenschaften besitzen, wie zum Beispiel die Aufteilung in unterschiedliche QS-Status.

Jahres-LIFO

Das Bewertungsverfahren Jahres-LIFO (Last-in-first-out) ist eine Methode der steuerrechtlichen Bestands­bewertung. Die Bestände werden ausschließlich nach gesetzlichen Vorschriften und nicht nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten bewertet. Die Bewertung erfolgt zum Stichtag des Geschäftsjahresendes und nicht, wie bei klassischen LIFO-Methoden, per rollierender tages- beziehungsweise bewegungsgenauen Betrachtung.

Periodenabschlüsse

Periodenabschlüsse dienen dem Schließen offener Buchungsperioden eines Geschäftsjahres. Geschlossener Buchungsperioden können keine Buchungen zugeordnet werden, wie zum Beispiel Materialbuchungen. Die Bestände geschlossener Buchungsperioden gelten damit als endgültig. Buchungsperioden können nur sequentiell und lückenlos abgeschlossen werden. Um eine Buchungsperiode abzuschließen, müssen sämtliche vorherigen Buchungsperioden bereits abgeschlossen sein. Ist die abzuschließende Buchungsperiode die letzte eines Geschäftsjahres, so wird auch das Geschäftsjahr abgeschlossen.

2                     Jahres-LIFO

Bei der Bestandsbewertung nach dem Jahres-LIFO-Verfahren (Last In – First Out) werden nur die Periodensummen und nicht die einzelnen Materialbuchungen dargestellt. Um auch die der Bestandsbewertung zu Grunde liegenden Materialbuchungen einzusehen, können Sie z. B. die Bestandswerte nach dem gleitenden Durchschnittspreis in der Ansicht „Artikelkonto“ der Anwendung „Bestandswerte abfragen“ abfragen.

Die Jahres-LIFO-Bewertung erfolgt in zwei Schritten, die unten detailliert beschrieben werden:

• Ermittlung der aktuellen Jahresendbestände und –werte auf Basis des gewogenen Jahresdurchschnittspreises und
• Ermittlung des LIFO-Wertes aus den jeweiligen (Vor-)Jahresendbeständen und -werten.

Hinweis:
Bei der Konfiguration von Semiramis ist darauf zu achten, dass neben der Bewertungsmethode Jahres-LIFO noch mindestens ein weiteres Bewertungsverfahren vorgesehen wird.

2.1               Ermittlung der aktuellen Jahresendbestände und –werte

Die Bestandsmengen ergeben sich aus dem errechneten Jahresendbestand des abzuschließenden Geschäftsjahres. Der Durchschnittspreis stellt einen gewogenen Durchschnitt je Bewertungsebene dar.

Die Jahresenddaten pro Artikel (Bestandsmenge, -wert und Durchschnittspreis) können in der Anwendung „Jahres-LIFO-Durchschnittspreise“ auch manuell erfasst und geändert werden. Das ist notwendig, um z. B. bei Beginn der Bestandsbewertung nach dem Jahres-LIFO-Verfahren auch alte Jahresendbestands- bzw. Jahresendwertdaten zu erfassen. Mithilfe der Anwendung „Jahres-LIFO Durchschnittspreise“ können Sie für bereits abgeschlossene Geschäftsjahre auch Korrekturen durchführen oder neuen Bewertungsdaten manuell erfassen.

2.2               Ermittlung des LIFO-Wertes

In diesem Schritt werden die Bestandswerte nach dem Jahres-LIFO-Verfahren je Artikel für das aktuelle Geschäftsjahr ermittelt. Abhängig von der konfigurierten Bewertungsebene in der Anwendung „Customizing“ erfolgt die Ermittlung lagerortübergreifend oder auf der Ebene „Artikel/Lagerort“.

Die Ermittlung der Bestandswerte nach dem Jahres-LIFO-Verfahren kann auch während des laufenden Geschäftsjahres zu Simulationszwecken durchgeführt werden. Durch den verkürzten unterjährigen Berechnungszeitraum entstehen natürlich nur Daten zu diesem Stichtag. Diese können daher u. U. von denen vom Jahresende erheblich abweichen.

2.3               Beispiele

Die Bestandsbewertung nach dem Jahres-LIFO-Verfahren geht davon aus, dass ein Bestand zum Ende des aktuellen, abzuschließenden Geschäftsjahres sich weitgehend aus Altbeständen zusammensetzt. D. h. wenn der zum Abschlussstichtag lagernde Bestand in seiner vollen Menge auch schon im letzen Geschäftsjahr vorhanden war, stammt er per Definition aus früheren Geschäftsjahren. Wenn die Bestandsmenge zum Abschlussstichtag größer als die am Ende des vorherigen Geschäftsjahres ist, stammt nur die Differenz aus dem aktuellen Geschäftsjahr. Der Rest, der schon im vorherigen Geschäftsjahr lagernd war, stammt per Definition aus früheren Geschäftsjahren.

Dieses Bewertungsverfahren wird so lange rollierend in die Vergangenheit wiederholt, bis entweder eine Bestandsmenge von Null festgestellt wird oder der Durchschnittspreis pro Mengeneinheit höher als der Durchschnittspreis des darauf folgenden Geschäftsjahres ist. Im ersten Falle ist der Bestand nicht mehr weiter historisch in die Vergangenheit zurückzuführen. Im letzteren Falle werden die niedriger bewerteten Bestände bevorzugt, um das strenge Niederst­wertprinzip zu wahren

Die folgende Tabelle enthält Bestandsmengen für einen fiktiven Artikel am Ende der Geschäftsjahre 1998 bis 2003. Diese Bestandsmengen dienen als Grundlage für das folgende Beispiel:

In dem Beispiel werden vom Bestand am Ende des Geschäftsjahres 2003 nur 40 St. mit dem gewogenen Durchschnittspreis von 2003 bewertet, da 60 St. schon im Geschäftsjahr 2002 vorhanden waren.

Der Bestand von 60 St. aus 2002 besteht ebenso wieder zu 35 St. aus früheren Geschäftsjahren. Daher werden von den 60 St. nur 25 St. mit dem gewogenen Durchschnittspreis von 2002 bewertet.

Der Bestand von 35 St. aus 2001 stammt komplett aus früheren Geschäftsjahren. Somit werden die 35 St. aus dem Geschäftsjahr 2001 auf den Bestand von 2000 zurückgeführt und folglich auch mit dem gewogenen Durchschnittspreis von 2000 bewertet.

Danach können die Bestände nicht mehr weiter in die Vergangenheit zurückgeführt werden, weil im Geschäftsjahr 1999 kein Bestand vorhanden war.

Die Aufrollung in die Vergangenheit hätte wegen des strengen Niederstwert­prinzips aber auch ein Ende gefunden, wäre der Durchschnittspreis eines Artikels niedriger als der Durchschnittspreis im vorherigen Geschäftsjahr.

Ein Beispiel mit Bestandswerten:

Daraus ergibt sich laut Jahres-LIFO folgende Bestandsbewertung für das Geschäftsjahresende 2003:

Folgende Abbildung verdeutlicht, aus welchen Geschäftsjahren der Bestand zum Ende des Geschäftsjahres 2003 stammt. Ein Lademittel umfasst in dem Beispiel 10 St. des Artikels. Die mit dunkler Farbe angezeigten Lademittel repräsentieren Bestände, die in die Bestandsbewertung nach dem Jahres-LIFO-Verfahren für das Geschäftsjahr 2003 einfließen.

Die Grundlagen der Bestandswerte nach dem Jahres-LIFO-Verfahren sind immer der Jahresendbestand sowie der gewogene Jahresdurchschnittspreis pro Artikel. Für einzelne Materialbewegungen wird daher keine Bestandsbewertung nach dem Jahres-LIFO-Verfahren vorgenommen.