Als Inventur wird eine mengen- und wertmäßige Erfassung vorhandener Bestände des Vermögens und der Schulden eines Unternehmens bezeichnet. Die Inventur erfolgt meist zu einem festgelegten Inventurstichtag oder als permanente Inventur durch körperliche Bestandsaufnahme.
In diesem Dokument wird beschrieben, welche Rolle Inventurarten bei der Bearbeitung von Inventuren spielen und wie sie erfasst oder erzeugt werden. Sie erhalten Informationen über die in den Inventurarten hinterlegten Vorschlagswerte und Einstellungen für Inventuren sowie deren Auswirkungen auf die Bearbeitung und Weiterbearbeitung von Inventuren.
Anleitungen für den Umgang mit der Anwendung finden Sie im Dokument „Vorgehensweisen: Inventurarten“.
1 Begriffsbestimmung
Bestandsdifferenzen
Bestandsdifferenzen sind Unterschiede zwischen den für die Inventur ermittelten Soll-Mengen und den durch die Inventur erfassten Ist-Mengen der Bestände. Bestandsdifferenzen können z. B. durch Schwund, Diebstahl oder Fehlbuchungen entstehen. Eventuell bei der Rückmeldung der Inventur gemeldete Bestandsdifferenzen führen zu Korrekturbuchungen und gegebenenfalls zu einer Neubewertung der Bestände.
Bestandseigentümer
Der Bestandseigentümer ist die Firma, der ein Bestand gehört. Der Bestandseigentümer wird unter anderem in Lagerlogistikprozessen verwendet, z. B. bei der Inventur oder der Bestandsbewertung. Für bestimmte Geschäftsprozesse kann die Angabe des Bestandseigentümers erforderlich sein um festzulegen, wessen Bestand in einem Prozess verwendet oder betrachtet wird.
Buchungsfehlerspeicher
Der Buchungsfehlerspeicher speichert fehlerhafte Materialbuchungen. Fehlerhafte Materialbuchungen können bei einer automatischen Buchungsgenerierung entstehen. Eine Buchung bleibt solange im Buchungsfehlerspeicher, bis sie korrigiert und manuell gebucht wurde. Vor dem Periodenabschluss einer Buchungsperiode muss der Buchungsfehlerspeicher leer sein.
Buchungsschlüssel
Buchungsschlüssel dienen der Beschreibung eines Buchungsvorganges. Der Buchungsschlüssel enthält unter anderem Informationen über die Art der durchzuführenden Bewegung, wie zum Beispiel Zugang, Umbuchung, Abgang, Umwertung oder Korrektur. Außerdem kennzeichnet der Buchungsschlüssel, ob die Buchung einen Haupt- oder Nebenvorgang darstellt.
Inventur
Als Inventur wird eine mengen- und wertmäßige Erfassung vorhandener Bestände des Vermögens und der Schulden eines Unternehmens bezeichnet. Die Inventur erfolgt zu einem bestimmten Zeitpunkt durch körperliche Bestandsaufnahme. Dieser Vorgang dient dazu, die vorhandenen Bestände durch Zählen, Messen, Wiegen oder Schätzen aufzunehmen und sie den Buchbeständen gegenüberzustellen. Die Durchführung kann nach unterschiedlichen Inventurverfahren erfolgen, wie Stichtagsinventur, permanente Inventur oder als Stichproben-Inventur.
Inventurzähllisten
Die einzelnen Inventurpositionen können nach verschiedenen Kriterien in Inventurzähllisten zusammengefasst werden. Beim Erzeugen der Inventur werden die Inventurzähllisten oft nach organisatorischen Gegebenheiten gebildet, um das physische Erfassen der Bestände zu unterstützen.
Lagerlogistik-Server
Der Lagerlogistik-Server ist für die Fortschreibung der Bestandsmengen und des gleitenden Durchschnittspreises für die ihm zugeordneten Lagerorte verantwortlich. Für Lagerorte, die in Lagerplätze unterteilt sind, übernimmt der Lagerlogistik-Server zusätzliche Aufgaben, wie die Reservierung von Lagerplätzen und Beständen sowie die Ausbuchung von Inventur-Differenzen. Beim Starten eines Lagerlogistik-Servers wird ein Verarbeitungsauftrag erzeugt. Ist ein Lagerort in Lagerplätze unterteilt, dann werden für die Lagerplatzsteuerung relevante Daten im Hauptspeicher gespeichert, um die Zugriffszeiten zu minimieren.
Lagerorganisation
Über die Lagerorganisation wird die Struktur eines Lagerortes oder einer Lagerzone festgelegt. Mithilfe der Lagerorganisation lassen sich verschiedene Lagerstrukturen wie einfache Lager, Hochregallager und Blocklager abbilden.
Lagerorte
Ein Lagerort ist ein logisch oder physisch abgegrenzter Bereich, in dem Artikel gelagert werden. Wenn in der Anwendung „Customizing“ die Lagerplatzsteuerung aktiviert ist, dann kann der Lagerort in Lagerzonen und Lagerplätze weiter untergliedert werden. Die genaue Struktur des Lagerortes wird von der Lagerorganisation bestimmt.
2 Anwendungsbeschreibung
Inventurarten dienen der Identifikation von Inventuren. Außerdem enthalten sie Vorschlagswerte und Einstellungen für die Inventuren, für die sie verwendet werden. Die Anwendung „Inventurarten“ ist nicht in Identifikations- und Arbeitsbereich aufgeteilt. Sie verfügt über Eingabefelder
Eingabefelder
Der Eintrag im Feld „Art“ identifiziert die Inventurart eindeutig. Zusätzlich wird eine „Bezeichnung“ für die Inventurart erfasst. In den weiteren Feldern der Inventurart werden Daten erfasst oder ausgewählt, die für alle Inventuren gelten sollen, die diese Art verwenden. So enthalten Inventurarten unter anderem die Nummernkreise für Inventuren und Inventurzähllisten.
Einige der in der Art festgelegten Daten werden automatisch als Vorschlagswerte in alle neuen Inventuren dieser Art übernommen. Andere Daten der Inventurart sind Einstellungen für Prüfungen und Berechnungen des Systems und können dann in der Inventur in der Regel nicht mehr verändert werden.
Die Felder im Einzelnen:
Feld | Erläuterung |
Art | Im Feld „Art“ wird die eindeutige Identifikation der Inventurart erfasst. Diese Identifikation kann aus Zahlen, Buchstaben oder einer Zahlen-Buchstaben-Kombination bestehen. Sie ist frei wählbar. Die Identifikation der Art dient dazu, in weiteren Anwendungen und Abfragen die richtige Inventurart zu verwenden, um z. B. einer Inventur die richtige Art zuzuweisen und dadurch bestimmte Vorschlagswerte und Einstellungen zu übernehmen. |
Bezeichnung | Die Bezeichnung dient als zusätzliches Erkennungsmerkmal. Sie kann aus frei wählbarem Text bestehen. Erfassen Sie eine aussagekräftige und möglichst eindeutige Bezeichnung, damit die Suche danach erleichtert wird.
Hinweis: Bitte beachten Sie bei der Verwendung von Sonderzeichen, dass diese in einer zu suchenden Zeichenkette aus technischen Gründen in folgende Platzhalter umgewandelt werden: · Stern (*) zu Unterstrich (_) · Fragezeichen (?) zu Prozentzeichen (%) Die Verwendung eines Unterstriches in einem Suchmerkmal würde nicht nur nach dem Unterstrich, sondern nach einem beliebigen Zeichen suchen. Gleichermaßen wird das Prozentzeichen ausgewertet, welches dann keinem, einem oder mehreren Zeichen entspricht. Die Verwendung von Unterstrichen und Prozentzeichen in Zeichenketten sollte deshalb möglichst vermieden werden, da möglicherweise andere und mehr Objekte gefunden werden als beabsichtigt. |
Inventurverfahren | Mit dem Inventurverfahren legen Sie fest, welches Verfahren beim Erzeugen einer Inventur dieser Art verwendet werden soll.
Wählen Sie zwischen folgenden Verfahren: · Stichtagsinventur Die Stichtagsinventur beschreibt eine effektive Inventur, nach der bestehende Bestände an einem bestimmten Stichtag körperlich an Ort und Stelle aufgenommen werden. · Permanente Inventur Die permanente Inventur beschreibt eine Inventur, nach der die Bestände mindestens einmal während eines Geschäftsjahres körperlich erfasst und abgeglichen werden. Das körperliche Erfassen und der Abgleich müssen nicht am Stichtag erfolgen. Am Stichtag selbst werden keine Bestände mehr erfasst und abgeglichen, außer denen, die im Laufe des Geschäftsjahres noch nicht berücksichtigt wurden. · Bestandsabgleich Das Inventurverfahren „Bestandsabgleich“ beschreibt ein Verfahren, nach dem Bestände zwar körperlich erfasst und abgeglichen werden, z. B. nach Schwund oder Verlust, aber daraufhin nicht als inventarisiert gekennzeichnet werden. Die Bestände sind demzufolge weiterhin innerhalb des Geschäftsjahres mit einer Stichtagsinventur oder permanenten Inventur zu inventarisieren. Da bei diesem Inventurverfahren Bestände nicht als inventarisiert gekennzeichnet werden, können auch einzelne Ausprägungen sowie Teilbestände auf Lagerplätzen erfasst und abgeglichen werden. |
Materialtyp | In diesem Feld legen Sie fest, für welchen Artikel-Materialtyp die Inventuren dieser Art vorgesehen sind. Wählen Sie zwischen folgenden Einträgen:
· Lager-Artikel · Betriebsmittel Für Betriebsmittel können Korrekturbuchungen für Bestandsmengen mithilfe der Inventur erfolgen, nicht aber für Bestandswerte. Wenn bereits Inventuren mit einer Art bestehen, dann kann für sie der Materialtyp nicht mehr geändert werden. Hinweis: Die Trennung nach Materialtyp bedeutet, dass für strukturierte Lagerorte, auf denen sowohl Betriebsmittel als auch Lager-Artikel gelagert werden, für jeden der beiden Materialtypen mindestens eine Inventur erfasst werden muss. Bei der Erzeugung artikelbezogener Inventurzähllisten werden nur Artikel des passenden Materialtyps vorgeschlagen, bei der Erzeugung lagerplatzbezogener Inventurzähllisten nur Lagerplätze des passenden Materialtyps. Auch beim manuellen Erfassen und dem Hinzufügen von Zähllistenpositionen wird der Materialtyp berücksichtigt. |
Inventur-Nummernkreis | In diesem Feld legen Sie fest, welcher Nummernkreis für die Erzeugung von Inventuren dieser Art verwendet werden soll. Sie müssen einen Nummernkreis des Typs „Inventuren“ wählen. |
Eröffnungsstatus | Mit dem Eröffnungsstatus legen Sie den Status für neue Inventuren dieser Art fest. Wählen Sie zwischen folgenden Einträgen:
· Erzeugt · Eröffnet Hinweis: Ist eine Inventur im Status „Erzeugt“, so kann eine zugehörige Inventurzählliste nur dann bearbeitet werden, wenn zuvor der Status für die Inventur manuell auf „Eröffnet“ geändert wurde. Hinweis: Eine Inventur im Status „Eröffnet“ kann nicht wieder in den Status „Erzeugt“ zurückgesetzt werden. |
Inventurzähllisten-Nummernkreis | In diesem Feld legen Sie fest, welcher Nummernkreis für die Erzeugung von Inventurzähllisten verwendet werden soll. Sie müssen einen Nummernkreis des Typs „Inventurzähllisten“ wählen. |
Inventurzähllisten-Eröffnungsstatus | Mit dem Eröffnungsstatus legen Sie den Status für neue Inventurzähllisten zu einer Inventur dieser Art fest. Wählen Sie zwischen folgenden Einträgen:
· Erzeugt · Eröffnet Hinweis: Ist eine Inventur im Status „Erzeugt“, dann kann eine zugehörige Inventurzählliste erst dann bearbeitet werden, wenn zuvor der Status für die Inventur manuell auf „Eröffnet“ geändert wurde. Ist eine Inventurzählliste im Status „Erzeugt“, dann kann sie erst dann bearbeitet werden, wenn zuvor ihr Status manuell auf „Eröffnet“ geändert wurde. Hinweis: Eine Inventurzählliste im Status „Eröffnet“ kann nicht wieder in den Status „Erzeugt“ zurückgesetzt werden. |
Rubrik „Bestandsaufnahme“ | |
Rückmeldungstyp | Im Feld „Rückmeldungstyp“ legen Sie fest, wie die Rückmeldung der Zählmengen vom System berücksichtigt werden sollen.
Wählen Sie zwischen folgenden Einträgen: · Additive Rückmeldungen Eine additive Rückmeldung addiert die vom Benutzer erfasste Menge zur bereits gespeicherten Menge einer Zähllistenposition · Absolute Rückmeldungen Absolute Rückmeldungen ersetzen immer die bereits gespeicherte Menge. |
Soll-Mengen anzeigen
(Checkbox) |
In einer Inventurzählliste werden die Soll-Mengen vorgeschlagen, wenn Sie die Funktion „Soll-Mengen anzeigen“ aktivieren. |
Einzelrückmeldungen erforderlich | In einer Inventurzählliste werden u. U. die Soll-Mengen vorgeschlagen (siehe Funktion „Soll-Mengen anzeigen“). Diese müssen, falls sie nicht abgeändert werden, in der Inventurzählliste mithilfe von Checkboxen bestätigt werden. Ist die Funktion „Einzelrückmeldungen erforderlich“ aktiv, dann muss die Bestätigung für jede Zeile einzeln erfolgen. Ist sie deaktiviert, dann kann eine Meta-Checkbox für die Bestätigung aller Zeilen in einer Zählliste verwendet werden. |
Rubrik „Abschluss“ | |
Buchungsschlüssel | In diesem Feld erfassen Sie den Buchungsschlüssel, der beim Abschluss der Inventur für die direkten Korrekturbuchungen verwendet werden soll. Jede Inventurposition, die eine Bestandsdifferenz aufweist, resultiert beim Abschluss in Materialbuchungen. Das kann entweder eine direkte Korrekturbuchung oder eine interne Umbuchung sein.
Direkte Korrekturbuchungen werden in folgenden Fällen erzeugt: · Bestandskorrektur auf einem unstrukturierten Lagerort · Bestandskorrektur (Zugang oder Abgang) einer Seriennummer oder einer Ladeeinheit Für den dabei verwendeten Buchungsschlüssel muss der Vorgang „Korrektur“ festgelegt sein. |
Umbuchungsschlüssel | In diesem Feld erfassen Sie den Buchungsschlüssel, der beim Abschluss der Inventur für die internen Umbuchungen verwendet werden soll. Jede Inventurposition, die eine Bestandsdifferenz aufweist, resultiert beim Abschluss in Materialbuchungen. Das kann entweder eine direkte Korrekturbuchung oder eine interne Umbuchung sein.
Interne Umbuchungen werden in folgenden Fällen erzeugt: · Umbuchung einer Bestandsdifferenz auf einem strukturierten Lagerort in die Inventurdifferenzzone · Umbuchung einer Seriennummer oder einer Ladeeinheit Für den dabei verwendeten Buchungsschlüssel muss der Vorgang „Umbuchung Zugang“ festgelegt sein. |
Korrektur-Buchungsschlüssel | Bei Stichtagsinventuren werden alle Mengenbewegungen mit dem gleitenden Durchschnittspreis bewertet. Um die Wertdifferenz zum Inventurpreis bei echten Zugängen auszugleichen, werden Wertkorrekturbuchungen mit dem angegebenen Korrektur-Buchungsschlüssel beim Abschluss einer Stichtagsinventur erzeugt. Siehe hierzu auch die Dokumentation „Inventuren“.
Hinweis: Beachten Sie, dass bei Inventuren für den Materialtyp „Betriebsmittel“ nur mengenmäßige Korrekturbuchungen erfolgen, nicht aber wertmäßige Korrekturbuchungen. Deshalb ist das Feld nicht eingabebereit, wenn der Materialtyp „Betriebsmittel“ ausgewählt ist. |
Bewertungspreistyp
|
In diesem Feld erfassen Sie den für die Inventur zu verwendenden Bewertungspreis. Der Bewertungspreis wird beim Abschluss der Inventur für die aus den Bestandsdifferenzen resultierende Neubewertung der Bestände verwendet.
Wählen Sie zwischen folgenden Einträgen: · Verrechnungspreis 1 · Verrechnungspreis 2 · Verrechnungspreis 3 · Verrechnungspreis 4 · Verrechnungspreis 5 · Inventurpreis · Durchschnittspreis Weitere Informationen finden Sie in diesem Dokument: Bestandsbewertung |
3 Customizing
Für die Anwendung „Inventurarten“ sind in der Anwendung „Customizing“ keine Einstellungen festzulegen.
4 Business Entitys
Für die Anwendung „Inventurarten“ ist das nachfolgende Business Entity relevant, das Sie beispielsweise verwenden, um
- Berechtigungen zu vergeben,
- Aktivitätsdefinitionen einzurichten oder
- Daten zu importieren oder zu exportieren.
Inventurart
com.cisag.app.inventory.physical.obj.PhysicalInventoryType
5 Berechtigungen
Berechtigungen können sowohl mithilfe der Berechtigungsrollen als auch durch die Zuordnung einer Organisation vergeben werden. Das Berechtigungskonzept können Sie in der Technischen Dokumentation „Berechtigungen“ nachlesen.
5.1 Spezielle Fähigkeiten
Für die Anwendung „Inventurarten“ bestehen keine speziellen Fähigkeiten.
5.2 Organisations-Zuordnungen
Wenn die Funktion „Inhaltsbezogene Berechtigungen“ in der Anwendung „Customizing“ aktiviert ist, dann wird einer Person die Anwendung „Inventurarten“ nur angezeigt, wenn ihr in den Partner-Stammdaten eine Organisation zugeordnet wurde, die mindestens in eine der folgenden Organisationsstrukturen eingebunden ist:
- Lagerlogistik
Die Anwendung „Inventurarten“ umfasst keine Tabelle „Berechtigungen“.
Weitere Informationen über die inhaltsbezogenen Berechtigungen finden Sie in der Dokumentation „Inhaltsbezogene Berechtigungen“.
5.3 Besonderheiten
Für die Anwendung „Inventurarten“ bestehen keine Besonderheiten.
5.4 Berechtigungen für Geschäftspartner
Die Anwendung „Inventurarten“ ist für Geschäftspartner nicht freigegeben.