1 Einführung
In der Finanzbuchhaltung werden zwei Arten der Zinsberechnung angewandt. Die Berechnung von Verzugszinsen aufgrund fälliger offener Posten und die Saldenverzinsung von Konten. Beide Arten sind sowohl für Personenkonten (Debitoren und Kreditoren) als auch für Sachkonten anwendbar. Mit dem Cockpit „Zinsrechnung“ steht Ihnen eine Anwendung zur Verfügung, um Verzugszinsen zu berechnen oder eine Saldenverzinsung für Personenkonten- und Sachkontensalden durchzuführen.
Verzugszinsen werden für solche offenen Posten berechnet, die nicht innerhalb des Fälligkeitszeitraumes ausgeglichen wurden. Auch für den Tag, an dem eine Zahlung erfolgt, werden Zinsen berechnet, wenn die Zahlung nach Ablauf der Fälligkeit eingegangen ist. Der Berechnungszeitraum für diese Zinsen ergibt sich aus dem Fälligkeitsdatum zzgl. Toleranztage bzw. dem im offenen Posten hinterlegten Datum der letzten Zinsabrechnung und dem Durchführungsdatum der Zinsabrechnung. Es können also auch Posten in die Zinsrechnung einbezogen werden, die bereits ausgeglichen wurden, deren Fälligkeit jedoch zum Zeitpunkt der Zahlung überschritten war.
Wahlweise können negative Zinsen (Zinsen auf Guthaben) ermittelt werden, wenn die Fälligkeit für Guthabenposten überschritten ist. Guthaben können sich z. B. aus Gutschriften, Überzahlungen oder Akontozahlungen ergeben. Sofern sich bei der Ermittlung der Gesamtzinsen einer Zinsrechnung durch negative Zinsen ein Guthaben ergibt, wird eine Zinsgutschrift erstellt.
Bei der Berechnung von Zinsen für OP-führende Sachkonten, z. B. Mitarbeiter- oder Gesellschafterdarlehen, wird der Berechnungszeitraum nicht aufgrund der Fälligkeit ermittelt. Hier ergibt sich der Berechnungszeitraum aus dem Belegdatum bzw. dem im offenen Posten gespeicherten Datum der letzten Zinsabrechnung und dem Durchführungsdatum der Zinsabrechnung.
In der Saldenverzinsung werden Zinsen auf Kontensalden berechnet. Der Berechnungszeitraum wird dabei durch die Angabe einer Anfangs- und Endperiode festgelegt innerhalb der die Salden für die Verzinsung berücksichtigt werden.
Die zur Berechnung der Zinsen erforderlichen Zinssätze werden in Zinsprofilen durch Zinsgruppen festgelegt. Für Personenkonten und Sachkonten sind getrennte Zinsprofile zu verwenden. Durch die Angabe von Textbausteinen je Zinsprofil ist eine variable Steuerung der Texte für die Belegdokumente der Zinsrechnung möglich.
Über das Feld „Sperre Zinsrechnung“ im Partnerstamm können einzelne Personenkonten von der Zinsrechnung ausgeschlossen werden. Sachkonten hingegen werden für die Zinsrechnung nur berücksichtigt, wenn diese dafür zugelassen sind.
Im Änderungsmodus der Detailanzeige für offene Posten können Sie einzelne offene Posten von der Zinsrechnung ausschließen. Offene Posten die den Wert „nicht verzinsbar“ erhalten, werden bei Erstellung der Zinsvorschläge nicht berücksichtigt.
Des Weiteren sind Offene Posten die sich in einem Zinsvorschlag befinden für weitere Zinsrechnungsläufe gesperrt. Dieses gilt solange, bis die offenen Posten durch den Zinsrechnungslauf oder durch das Löschen eines Zinsvorschlags wieder freigegeben werden. Hierdurch können mehrere Zinsvorschläge parallel verarbeitet werden.
2 Begriffsbestimmung
Verzugszinsen
Verzugszinsen werden für solche offenen Posten berechnet, die nicht innerhalb des Fälligkeitszeitraumes ausgeglichen wurden. Auch für den Tag, an dem eine Zahlung erfolgt, werden Zinsen berechnet, wenn die Zahlung nach Ablauf der Fälligkeit eingegangen ist.
Saldenverzinsung
In der Saldenverzinsung werden Zinsen auf Kontensalden berechnet. Der Berechnungszeitraum wird dabei durch die Angabe einer Anfangs- und Endperiode festgelegt innerhalb der die Salden für die Verzinsung berücksichtigt werden.
3 Einstellungen
In diesem Kapitel ist beschrieben, welche Stammdaten im Vorfeld einzurichten sind, um eine Zinsrechnung durchzuführen.
Customizing
Zunächst legen Sie in der Anwendung „Customizing“ unter der Hauptfunktion „Finanzbuchhaltung“ grundsätzliche Angaben für die Zinsrechnung fest.
In der Funktion „Dokumente“ nehmen Sie verschiedene Einstellungen für die Ausgabe der Belegdokumente in der Zinsrechnung vor. So wird u. a. eine Belegdokument-Vorlage ausgewählt, die den Aufbau des Belegdokumentes „Saldenverzinsung“ steuert. Diese Einstellungen dienen als Vorschlagswerte und gelten dann, wenn in der Zinsrechnung keine abweichenden Angaben festgelegt wurden. Sind für eine Belegkategorie mehrere Einstellungen eingerichtet, wird die als „bevorzugt“ gekennzeichnete herangezogen.
Des Weiteren legen Sie in der Funktion „Vorschlagswert“ verschiedene Einstellungen unter dem Karteireiter „Zinsrechnung“ fest. Sofern Zinsen gebucht werden sollen, können hier die Belegarten für Zinsrechnungen, Zinsgutschriften und Sachkontenbuchungen angegeben werden. Da generell die Zinsrechnung nur für Kontengruppen (Debitoren, Kreditoren oder Sachkanten) durchgeführt wird, die für die Zinsrechnung aktiviert sind, müssen Sie das entsprechende Feld für die Kontengruppe aktivieren, für die Sie Zinsen berechnen möchten. Sofern dieses Feld aktiviert wurde, ist in jedem Fall auch ein Standardzinsprofil anzugeben.
Belegarten Finanzbuchhaltung
Für die in der Zinsrechnung verwendeten Belegarten müssen in der Anwendung „Belegarten Finanzbuchhaltung“ Einstellungen unter dem Karteireiter „Buchung“ vorgenommen werden. Hier sind im Unterkarteireiter „Nummernkreise“ die für die Zinsrechnung zu verwendenden Nummernkreise festzulegen.
Zinsprofile
Das Zinsprofil enthält Gültigkeitszeiträume und Daten zur Berechnung und Verbuchung der Zinsen. Hier werden Zinsgruppen, Zuschläge auf Zinssätze, Zinskonten, Zahlungsbedingungen usw. angegeben. Des Weiteren legen Sie für das Zinsprofil fest, welche Belegdokumente bei der Zinsrechnung erzeugt und wie diese ausgegeben werden. Sie können ein Zinsprofil für die Berechnung von Verzugszinsen und die Berechnung der Saldenverzinsung aktivieren.
Für Personenkonten und Sachkonten sind getrennte Zinsprofile zu verwenden. Haben Sie in der Anwendung „Customizing“ z. B. ein Standardzinsprofil für Debitoren angegeben, wird dieses für alle Debitoren verwendet, denen kein abweichendes Zinsprofil in den Partnerstammdaten zugeordnet ist. Möchten Sie also alle Debitoren bei der Zinsrechnung gleich behandeln, geben Sie nur in der Anwendung „Customizing“ ein Standardzinsprofil an. Soll jedoch im Rahmen der Zinsrechnung differenziert werden, benötigen Sie unterschiedliche Zinsprofile. Bei jenen Debitoren, bei denen Sie vom Standard abweichen wollen, ist ein anderes Zinsprofil im Partnerstamm anzugeben. Diese Vorgehensweise ist auch für die Zinsprofile von Kreditoren und Sachkonten gültig.
Die Anwendung „Zinsprofile“ ist in der Dokumentation „Zinsprofile“ ausführlich beschrieben.
Zinsgruppen
Zinsgruppen werden in der Anwendung „Zinsgruppen“ verwaltet und enthalten die grundlegenden Zinsinformationen. Jeder Zinsgruppe wird ein Berechnungstyp zugeordnet. Da in der Finanzbuchhaltung Zinsen tageweise berechnet werden, ist den hier verwendeten Zinsgruppen der Berechnungstyp „Tagesgenaue Berechnung“ zuzuordnen. Zu jeder Zinsgruppe können Sie beliebig viele Zinssätze erfassen. Die Zinssätze werden dabei mit einem Gültigkeitsdatum eingegeben.
Eine ausführliche Beschreibung dieser Anwendung finden Sie in der Dokumentation „Zinsgruppen“.
Formulare/Texte
Mit der Zinsrechnung werden je nach Zinsrechnungsart Formulare für die Zinsabrechnung, Zinsgutschrift und Saldenverzinsung erstellt. Diese Formulare bestehen aus zwei Textbausteinen und der Aufstellung der betroffenen offenen Posten oder Salden. Der erste Textbaustein ist vom Typ „Kopftext“ und wird vor der Aufstellung der offenen Posten oder Salden gedruckt. Der zweite Textbaustein ist vom Typ „Fußtext“ und wird nach der Aufstellung gedruckt. Er stellt in der Regel die Grußformel dar. Die Textbausteine sind in der Anwendung „Textbausteine“ zu pflegen. In den verwendeten Zinsprofilen sollte unter dem Karteireiter „Texte“ mindestens ein Textbaustein vom Typ „Kopftext“ und einer vom Typ „Fußtext“ erfasst werden. Diese Texte werden dann für die entsprechenden Formulare (Zinsabrechnung, Zinsgutschrift und Saldenverzinsung) herangezogen.
In den Textbausteinen kann mit sogenannten Platzhaltern gearbeitet werden, die später bei der Zinsrechnung durch die jeweils echten Werte wie z. B. Nettofälligkeit, Zinsbetrag, Zinsmethode etc. ersetzt werden.
Begrüßungsformeln
In den Formularen der Zinsrechnung für Personenkonten können die Empfänger über Begrüßungsformeln mit einer in der Korrespondenzsprache üblichen Anrede und Grußformel angesprochen werden. Die Begrüßungsformel setzt sich aus Text, Anrede, Titel, Namen und Namenszusätzen zusammen.
Die Texte für Begrüßungs- und Schlussformeln werden je Anrede, Kontext und Sprache in der Anwendung „Begrüßungsformeln“ verwaltet. Eine Beschreibung der Anwendung finden Sie in der Dokumentation „Begrüßungsformeln“.
Für die Textbausteine der Formulare stehen die Platzhalter {greeting} als Begrüßungsformel am Anfang und {valediction} als Schlussformel (Grußformel) am Ende zur Verfügung. Diese Platzhalter werden bei der Erstellung der Formulare mit den Werten aus der Begrüßungsformel ersetzt.
4 Ablauf Zinsrechnung
In diesem Kapitel soll Ihnen ein kurzer Überblick über den Ablauf zur Berechnung von Verzugszinsen und die Durchführung der Saldenverzinsung gegeben werden. Der gesamte Ablauf wird über das Cockpit „Zinsrechnung“ gesteuert.
4.1 Cockpit: Zinsrechnung
Das Cockpit „Zinsrechnung“ ist die zentrale Anwendung für die Zinsrechnung. In dieser Anwendung werden alle erzeugten Zinsvorschläge angezeigt und über Aktionen weiter verarbeitet.
Eine ausführliche Beschreibung dieser Anwendung finden Sie in der Dokumentation „Cockpit: Zinsrechnung“.
4.1.1 Zinsvorschlag erzeugen
Um eine Saldenverzinsung durchzuführen oder Zinsen für fällige offene Posten berechnen zu können, müssen Sie zunächst einen Zinsvorschlag erzeugen. In der Anwendung „Zinssvorschlag erzeugen“ stehen umfangreiche Auswahlfelder zur Verfügung, durch die Sie beispielsweise festlegen, welche Konten und offenen Posten für einen Zinssvorschlag berücksichtigt werden.
Mit der Aktion „Zinsvorschlag erzeugen“ innerhalb dieser Anwendung können Sie durch die Angabe eines Zinsabrechnungsdatums für Verzugszinsen bzw. die Angabe einer Buchungsperiode für Saldenverzinsungen den Berechnungszeitraum bestimmen.
Der Zinsvorschlag wird unter Berücksichtigung der getroffenen Auswahl erzeugt. Dabei werden die Konten und offenen Posten ermittelt, für die aufgrund des Berechnungszeitraumes Zinsen berechnet werden sollen. Diese Konten und offenen Posten werden in den Vorschlag übernommen. Für diesen Vorschlag wird automatisch eine Zinsvorschlagsliste erzeugt.
Eine ausführliche Beschreibung dieser Anwendung finden Sie in der Dokumentation „Zinsvorschlag erzeugen“.
4.1.2 Zinsvorschlag bearbeiten
Bevor Sie die Zinsrechnung für einen Zinsvorschlag durchführen können, ist eine Bearbeitung des Vorschlags in der Anwendung „Zinsvorschlag bearbeiten“ erforderlich. Im Rahmen der Bearbeitung können Konten komplett aus einem Vorschlag entfernt, oder nur einzelne Positionen eines Kontos hinzugefügt, geändert oder entfernt werden. Um einen Zinsvorschlag bearbeiten zu können, müssen Sie diesen sperren. Dadurch verhindern Sie unter anderem, dass dieser Vorschlag für die Durchführung der Zinsrechnung ausgewählt oder von einem anderen Anwender bearbeitet werden kann. Nach der Bearbeitung eines Zinsvorschlags kann dieser zur Kontrolle erneut gedruckt werden.
Eine ausführliche Beschreibung dieser Anwendung finden Sie in der Dokumentation „Zinsvorschlag bearbeiten“.
4.1.3 Zinsrechnung durchführen
Mit dieser Aktion führen Sie für einen markierten Zinsvorschlag die Zinsrechnung durch. Dabei wird diese automatisch auch gedruckt. Für die in dem Zinsvorschlag enthaltenen Posten wird das Datum der letzten Zinsabrechnung je offenen Posten gespeichert. Für Verzugszinsen bei Personenkonten sowie bei der Zinsberechnung für Sachkonten ergibt sich dieses Datum aus dem Zinsabrechnungsdatum.
Die Zinsen werden mit Durchführung der Zinsrechnung gebucht, sofern in der Vorschlagsauswahl bzw. bei der Bearbeitung der Zinsvorschläge das Feld „Zinsen buchen“ aktiviert wurde. Ist dieses Feld nicht aktiviert, werden die Zinsen nur rechnerisch für die Anzeige und die Ausgabe der Zinsabrechnungen, Zinsgutschriften und Saldenverzinsungen ermittelt.
Weitere Informationen zu dieser Aktion finden Sie in der Dokumentation „Cockpit: Zinsrechnung“.
4.1.4 Zinsrechnung ausgeben
Bei der Durchführung der Zinsrechnung wird diese automatisch auch gedruckt. Über die Aktion „Zinsrechnung ausgeben“ ist es möglich, eine Zinsrechnung erneut zu drucken.
4.1.5 Zinsrechnung stornieren
Mit dieser Aktion können alle Buchungen, die aus einem gebuchten Zinsrechnungslauf erstellt wurden, wieder storniert werden. Es können nur Zinsrechnungsläufe storniert werden, die bereits durchgeführt wurden. Für die in dem Zinsrechnungslauf enthaltenen Posten wird das letzte Zinsrechnungsdatum wieder auf das Datum der vorletzten Zinsrechnung zurückgesetzt.
Eine ausführliche Beschreibung dieser Aktion finden Sie in der Dokumentation „Cockpit: Zinsrechnung“.