1 Themenübersicht
Verteilaufträge dienen der Verteilung von Waren zwischen den Standorten innerhalb eines Unternehmens oder Konzerns. Die Verteilaufträge dienen wie die Vertriebsaufträge dazu, die Waren mengen- und wertmäßig zu spezifizieren, die von einem Standort an einen anderen geliefert werden sollen.
In diesem Dokument erhalten Sie einen Überblick über die vor- und nachgelagerten Prozesse der Warenverteilung und Verweise auf die Anwendungsbeschreibungen.
2 Begriffsbestimmung
Verteilauftrag
Verteilaufträge dienen der Verteilung von Waren zwischen den Standorten innerhalb eines Unternehmens oder Konzerns. Die Verteilaufträge dienen ähnlich wie die Vertriebsaufträge dazu, die Waren mengen- und wertmäßig zu spezifizieren, die von einem Standort an einen anderen Standort geliefert werden sollen.
3 Verteilauftragstypen
Verteilaufträge können unterschiedlichen Zwecken dienen:
- Lieferung
Verteilaufträge vom Typ „Lieferung“ dienen der Verteilung von Waren zwischen Standorten und ggf. der internen Verrechnung dieser Verteilung. Verteilaufträge des Typs „Lieferung“ können sowohl mit als auch ohne Preisangaben verwendet werden.
- Wertkorrektur
Verteilaufträge des Typs „Wertkorrektur“ dienen allein der Korrektur von in-ternen Verrechnungen, bei denen beispielsweise der Preis korrigiert werden muss. Die zu korrigierende interne Verrechnung kann auf einem Verteilauftrag vom Typ „Lieferung“, auf einem internen Streckengeschäft, einer zentralen Beschaffung, einer manuellen Materialbuchung oder einer weiteren Wertkorrektur basieren.
Eine Wertkorrektur hat immer einen Bezug zu einer Ausgangsrechnungsposition, die im Rahmen der internen Verrechnung erzeugt wurde.
Lieferungen ohne Preise
Bei Lieferungen ohne Preisangaben können keine Preise eingegeben werden. In der Anwendung „Verteilaufträge“ sind alle Felder, die sich auf Preise, Rabatte, Beträge oder Rechnungskonditionen beziehen, inaktiv und werden nicht angezeigt. Bereits beim Hinzufügen der Auftragspositionen erhalten diese den Status „Komplett intern verrechnet“. Dadurch sind das Erzeugen von internen Verrechnungen und das Erfassen von Dispositionsmengen für interne Verrechnungen nicht möglich.
Für Lieferungen ohne Preise können keine Pro-forma-Rechnungen erzeugt werden.
Bitte beachten Sie, dass Lieferungen ohne Preisangaben nur für Verteilungen zwischen Standorten derselben Firma zulässig sind. Außerdem ist diese Vorgehensweise nur dann sinnvoll, wenn die Bestandsbewertung nicht auf Artikel/Lagerortebene erfolgt.
4 Prozesse und Belegkette
Im Folgenden werden die betriebswirtschaftlichen Prozesse für die Verteilaufträge sowie die dadurch ggf. entstehenden Beziehungen zu anderen Anwendungen und Business Entitys beschrieben.
4.1 Verteilaufträge vom Typ „Lieferung“
Prozessgrafik
Verteilaufträge vom Typ „Lieferung“
Prozessbeschreibung
Die Verteilaufträge vom Typ „Lieferung“ haben die Aufgabe, Waren von einem Standort an einen anderen Standort zu liefern. Dazu können Verteilaufträge vom Typ „Lieferung“ manuell erfasst werden oder mithilfe der Anwendung „Verteilvorschläge“ erzeugt werden.
Wenn die Standorte zu unterschiedlichen Firmen gehören und somit durch die Lieferung ein „Verkauf“ an ein verbundenes Unternehmen erfolgt, dann können die Positionen eines Verteilauftrags mit Verrechnungspreisen versehen werden. Mit den Verrechnungspreisen wird die Lieferung zwischen den Firmen intern verrechnet.
Aus Verteilaufträgen können Lieferaufträge erzeugt werden. Werden diese Lieferaufträge geliefert, dann werden die Bestände auf ein Transitlager gebucht und ein Wareneingang mit den Daten der Lieferung für den Zielstandort erzeugt. In diesem Wareneingang werden die gelieferten Mengen als Vorschlag angezeigt, können jedoch geändert werden, z. B. um Transportverluste abzubilden. Weitere Informationen zu diesen Wareneingängen finden Sie in der Dokumentation „Wareneingang aus Verteilung“.
Beim Buchen eines Wareneingangs aus Verteilaufträgen wird das Material vom Transitlager zum Lagerort des Zielstandorts umgebucht. Gehören der Quell- und der Zielstandort zu unterschiedlichen Firmen, dann findet mit dieser Buchung der Eigentumsübergang statt. Die daraus folgende interne Verrechnung zwischen den beiden Firmen wird aus dem Verteilauftrag heraus erzeugt.
Für Verteilaufträge, die zu einer internen Verrechnung führen, wird im Verteilauftrag und im Lieferauftrag auch die Ermittlung und Verrechnung von Frachtkosten angeboten. In der Eingangsrechnung werden die Frachtkosten dann entsprechend den Customizing-Einstellungen nach Wert, Menge, Gewicht oder Volumen auf die Positionen verteilt.
Die interne Verrechnung für Verteilaufträge kann entweder über den Verteilauftrag oder über den Lieferauftrag erfolgen.
Hinweis:
Sind in der Anwendung „Customizing“ die Funktionen „Versand“ und „Lagerplatzsteuerung“ aktiv, kommen weitere Prozesse hinzu.
4.2 Verteilaufträge vom Typ „Wertkorrektur“
Prozessgrafik
Verteilaufträge vom Typ „Wertkorrektur“
Prozessbeschreibung
Verteilaufträge vom Typ „Wertkorrektur“ dienen der rein wertmäßigen Behandlung von Warenverteilungen. Dazu können Verteilaufträge vom Typ „Wertkorrektur“ manuell erfasst werden
Hinweis:
Die Positionen eines Verteilauftrages vom Typ „Wertkorrektur“ können nicht manuell erfasst werden, sondern nur über die Aktion „Positionen suchen und hinzufügen“ aus bestehenden Ausgangsrechnungen der internen Verrechnungen übernommen werden.
Für Verteilaufträge vom Typ „Wertkorrektur“ werden keine Materialbuchungen durchgeführt und die Prozess-Schritte Kommissionieren, Liefern und Wareneingang entfallen vollständig. Die Ausgangs- und Eingangsrechnungspositionen für die interne Verrechnung werden direkt aus dem Verteilauftrag heraus erzeugt.
Hinweis:
Für Organisationen mit aktivierten polnischen Länderbesonderheiten dürfen keine Verteilaufträge vom Typ „Wertkorrektur“ erfasst werden. Für Wertkorrekturen steht in diesem Fall die Anwendung „Rechnungskorrekturen“ zur Verfügung.
4.3 Belegkette
In der Belegkette zum Verteilauftrag sind folgende vor- und nachgelagerte Belege sichtbar, sobald sie über eine Belegbeziehung verbunden sind:
Beleg | Bedingung für Anzeige |
Verteilauftrag | Nach dem Erfassen oder Erzeugen erscheint der Beleg „Verteilauftrag“ in der Belegkette der Anwendung „Verteilaufträge“. |
Lieferauftrag | Wird für einen Verteilauftrag vom Typ „Lieferung“ ein Lieferauftrag mit Auftragsbezug erzeugt, dann wird der erzeugte Lieferauftrag in der Belegkette angezeigt. |
Kommission | Wird eine Kommission für einen Lieferauftrag erzeugt, der aus einem Verteilauftrag erzeugt wurde, dann wird die Kommission in der Belegkette der Anwendung „Verteilaufträge“ angezeigt. |
Wareneingang | Wird für einen Verteilauftrag vom Typ „Lieferung“ ein Lieferauftrag mit Auftragsbezug erzeugt, dann wird gleichzeitig ein Wareneingang für die Beschaffungsorganisation erzeugt und in der Belegkette der Anwendung „Verteilaufträge“ angezeigt. |
Pro-forma-Rechnung | Wird eine Pro-forma-Rechnung für den Verteilauftrag erzeugt, dann wird sie in der Belegkette angezeigt. |
Ausgangsrechnung
Eingangsrechnung |
Wird eine interne Verrechnung für den Verteilauftrag erzeugt, dann werden die Ausgangsrechnung und die Eingangsrechnung für die Vertriebsorganisation und die Beschaffungsorganisation in der Belegkette angezeigt. |
5 Einstellungen
5.1 Customizing
Verteilaufträge stehen nur dann zur Verfügung, wenn die „Multi-Site“-Funktion in der Anwendung „Customizing“, Hauptfunktion „Basis“ aktiv ist. In einem Single-Site-System können Sie die Vertriebsaufträge des Typs „Filialauftrag“ nutzen, um Artikel von einem Lagerort auf einen anderen umzulagern.
Unter der Basis-Funktion ist die Unterfunktion „Multi-Site“ angeordnet. Mit dieser Funktion legen Sie auf Ebene der Standorte fest, zu welchen anderen Standorten verteilt werden kann und welche Einstellungen dafür benutzt werden sollen.
5.2 Stammdaten
Damit Verteilaufträge abgewickelt werden können, müssen folgende Einstellungen in den Stammdaten und den Festlegungen der Organisationen vorgenommen werden.
5.2.1 Organisationen
Die Firma des Standortes, der das Ziel (also der Warenempfänger) eines Verteilauftrages ist, muss über eine Beschaffungsorganisation verfügen.
Die Firma des Standortes, der die Quelle (also der Lieferant) des Verteilauftrages ist, muss über eine Vertriebsorganisation verfügen.
5.2.2 Partner-Stammdaten
Der Zielstandort muss in der Vertriebsorganisation des Quellstandortes ein Kunde sein und die Firma des Zielstandortes muss ein Rechnungsempfänger, also Debitor, sein.
Der Quellstandort muss in der Beschaffungsorganisation des Zielstandortes ein Lieferant sein und die Firma des Quellstandortes muss ein Rechnungssteller, also Kreditor, sein.
Die Partner der betroffenen Lagerlogistikorganisationen müssen als Kunden oder Lieferanten erfasst sein.
5.2.3 Artikel-Stammdaten
Für Artikel, die im Bestand geführt sind, müssen in beiden betroffenen Standorten die Artikeldaten der Ansicht „Lagerlogistik“ erfasst sein. Wird ein Transitlagerort eines dritten Standortes gewählt, so müssen die Lagerlogistikdaten auch für diesen Standort erfasst sein. Für Artikel ohne Bestandsführung sind die Lagerlogistikdaten nicht erforderlich.
Die Artikel müssen in der Zielorganisation Beschaffungs-Artikel und in der Quellorganisation Vertriebs-Artikel sein.
5.2.4 Lagerorte
Die Lagerorte dürfen nur Lagerorte der Standorte sein.
5.2.5 Interne Verrechnung
Eine interne Verrechnung ist nur möglich, wenn das Eigentum an der Ware von einer Firma auf eine andere übergeht.
In der Anwendung „Interne Verrechnungseinstellungen“ legen Sie die Einstellungen zur Rechnungsstellung und Preisfindung für die Verrechnung zwischen zwei Firmen einer Unternehmensgruppe fest.
5.3 Verteilauftragsart
Neben den Vorschlagswerten und Einstellungen für die Weiterverarbeitung der Verteilaufträge legen Sie in einer Verteilauftragsart den Typ des Verteilauftrags fest. Darüber hinaus legen Sie für Verteilauftragsarten des Typs „Lieferung“ mit der Funktion „Preise verwenden“ fest, ob in den Verteilaufträgen Preise ermittelt werden oder eingegeben werden können. Preise werden z. B. für Pro-forma-Rechnungen oder für die interne Verrechnung benötigt.