Der Versand hat die Aufgabe, die bestellten Artikel zum vereinbarten Termin in einwandfreiem Zustand zu ihrem Empfänger zu befördern. Um diese Aufgaben zu lösen, stehen verschiedene Anwendungen und Funktionen zur Verfügung, beispielsweise für das Bilden von Ladeeinheiten bis hin zur Routenplanung.
Nachfolgend wird ein möglicher Versandprozess beschrieben, in dem diese Anwendungen und Funktionen zum Tragen kommen.
1 Begriffsbestimmung
Ladeeinheiten
Eine Ladeeinheit ist eine Zusammenfassung von Artikeln in oder auf einem geeigneten Lademittel, um diese zu lagern oder zu versenden. Eine Ladeeinheit kann auch andere Ladeeinheiten enthalten.
Ladungen
Eine Ladung ist die Zusammenfassung von Lieferungen (Lieferaufträgen), die in einem Vorgang an ihren Bestimmungsort geliefert werden.
Lieferauftrag
Ein Lieferauftrag listet die Artikel auf, die an einen Lieferempfänger geliefert werden sollen. Im Lieferauftrag sind der Leistungsumfang, die Lieferbedingungen und die Versandbedingungen für die Lieferung der Artikel festgelegt. Insbesondere werden im Lieferauftrag die Mengen der Artikel aufgeführt und auf welchem Transportweg die Artikel geliefert werden. Außerdem kann der Lieferauftrag mit seinen Positionen als Grundlage für die Frachtkostenermittlung dienen. Darüber hinaus ist ein Lieferauftrag ein Kriterium für die Verpackung der Positionen in Ladeeinheiten. Auch als Position für konkrete Ladungen kann ein Lieferauftrag genutzt werden.
Route
Eine Route ist die Festlegung einer bestimmten Reihenfolge, in der die Lieferempfänger beliefert werden. Routen können einmalig verwendet und für die anstehenden Lieferungen individuell zusammengestellt werden. Eine Route kann auch wiederverwendet werden, wenn beispielsweise Lieferungen regelmäßig in bestimmten Zeitintervallen an die gleichen Empfänger zu liefern sind. Die regelmäßig verwendeten Routen dienen auch für die Planung und Auswahl der von einem Standort auszuführenden Lieferungen.
2 Prozess
3 Ladeeinheiten
Ladeeinheiten fassen Artikel auf Lademitteln zusammen. Mit ihnen kann die Struktur der auf einem Lademittel verpackten Artikel dargestellt werden. Außerdem können Ladeeinheiten in der Lagerlogistik und Lagerplatzsteuerung wie Artikel behandelt werden:
Um Artikel eines Lieferauftrages verpacken zu können, steht die Aktion „Ladeeinheiten erzeugen“ in der Anwendung „Lieferaufträge“ zur Verfügung. Darüber hinaus werden Ladeeinheiten auch im Wareneingang auf stellplatzgeführten Lagerorten bewegt und können in der Lagerplatzsteuerung wie Artikel mit Lageraufträgen umgelagert und in Kommissionen durch Lageraufträge in Lieferaufträgen zugeordnet werden sowie in der Anwendung „Inventuren“ in einem stellplatzgeführten Lagerort bearbeitet werden.
Hinweis:
Da Ladeeinheiten nur über Lageraufträge an Kommissionen zurückgemeldet werden können, ergibt sich für unstrukturierte Lagerorte, dass Ladeeinheiten nicht für die Kommission genutzt werden können.
Bei Wareneingängen aus Verteilaufträgen werden die Ladeeinheiten der Lieferung übernommen, können aber bearbeitet werden. Die ursprüngliche Ladeeinheit bleibt aus Sicht des Lieferauftrages durch die Version der Ladeeinheit erhalten; die Anwendung „Ladeeinheiten“ zeigt jeweils nur den aktuellen Stand der Ladeeinheit an.
Weitere Informationen finden Sie im Dokument „Ladeeinheiten“.
4 Ladeeinheiten–Vorlagen
Ladeeinheiten-Vorlagen dienen der automatisierten Verpackung von Artikeln nach festen Regeln. In ihnen wird festgelegt, welche Struktur eine Ladeeinheit haben soll und welche Mengen von anderen Lademitteln in ihnen enthalten sein können. Für die Informationen, welche Menge eines Artikels in oder auf einem Lademittel Platz haben, werden die Verpackungseinheiten der einzelnen Artikel aus den Artikel-Stammdaten herangezogen. In den Artikel-Stammdaten kann zudem eine Standard-Ladeeinheiten–Vorlage hinterlegt werden.
Die Ladeeinheiten-Vorlagen erzeugen nur artikelreine Ladeeinheiten. Ladeeinheiten, die unterschiedliche Artikel enthalten, können nicht automatisch mithilfe einer Ladeeinheiten–Vorlage erzeugt werden.
Weitere Informationen finden Sie im Dokument Ladeeinheiten–Vorlagen.
5 Lieferaufträge
Lieferaufträge enthalten alle für die Lieferung und den Lieferschein notwendigen Daten. Sie werden u. a. aus Vertriebsaufträgen, Verteilaufträgen oder aus den Fremdfertigungs-Arbeitsgangbuchungen heraus erzeugt. Können aber auch für Waren-Rücksendungen aus Beschaffungsaufträgen erzeugt werden.
Aus Lieferaufträgen können Kommissionen erzeugt werden. Werden Kommissionen aus Vertriebsaufträgen direkt erzeugt, so werden gleichzeitig auch entsprechende Lieferaufträge erzeugt.
Über den Lieferauftrag wird die Verpackung der Artikel realisiert. Lieferaufträge können u. a. für Vertriebs- und Verteilaufträge auch Frachtkosten ermitteln. Weitere Informationen zum Thema Frachtkosten entnehmen Sie dem Dokument „Frachtkosten“.
Über den Lieferauftrag wird der Lieferschein erzeugt und können Packlisten ausgegeben werden. Mit dem Erzeugen des Lieferscheines erhält der Lieferauftrag den Status „Geliefert“ und als weiteres Kriterium zur Identifikation die Lieferscheinnummer.
6 Ladungen
In Ladungen werden all die Lieferaufträge zusammengefasst, die in einem Prozess versandt werden sollen. Dies kann z. B. eine LKW-Ladung sein, aber auch eine Sammlung von Lieferaufträgen, die mit einem Paketdienst versandt werden sollen.
Für die Lieferaufträge steht das Belegdokument „Packliste“ zur Verfügung, das die Lieferauftragspositionen mit deren Aufteilung auf die Ladeeinheiten enthält. Für die Ladungen steht das Belegdokument „Ladungsliste“ für die gesamte Ladung zur Verfügung. Die Ladungsliste enthält die Informationen der Lieferaufträge und der Ladeeinheiten. Sie kann als Grundlage für einen Frachtbrief oder als Sammelbeleg für Paketdienste oder als Bestellung von Stückguttransporten genutzt werden.
Das Versenden von Ladungen kann derart eingestellt werden, dass Lieferschein und Ladungsliste automatisch erzeugt und ausgegeben werden.
Ladungen erfassen oder erzeugen
Ladungen können durch Auswahl von Lieferaufträgen in der Anwendung „Cockpit: Lieferaufträge“ mit der Aktion „Ladungen erzeugen“ erzeugt werden. Sie können Ladungen auch direkt mit der Anwendung „Ladungen“ erfassen und die entsprechenden Lieferaufträge einer Ladung zuordnen.
Ladungen werden in der Belegkette den Lieferaufträgen zugeordnet.
Hinweis:
Ist in der Anwendung „Customizing“ die Funktion „Ladeeinheiten“ für die relevante Lagerlogistikorganisation aktiviert, dann werden für sie nur Lieferaufträge mit dem Status „nicht geliefert“ und „vollständig verpackt“ sowie deren Ladeeinheiten mit einer NVE (Nummer der Versandeinheit) versehen sind in Ladungen übernommen.
7 Routen
Mit einer Route wird im Wesentlichen die Reihenfolge festgelegt, in der ein Transporteur die Artikel beim Lieferempfänger abliefern soll. Eine Route ist also ein Planungsinstrument für den Transport und dient der Vorbereitung und Abwicklung des Versands der Artikel an ihren Bestimmungsort. Die Funktionen für eine Routenplanung im ERP-System umfassen dabei z. B. die Zusammenfassung von Lieferungen zu Ladungen, die mit einem Transport zu den Lieferempfängern versandt werden sollen.
Grundsätzlich werden Routen in regelmäßige und bedarfsorientierte Routen unterschieden. Zur Planung werden Versandbedingungen, Versandtermine und die Lieferempfänger herangezogen.
- Regelmäßige Routen
Bei der regelmäßigen Route werden Routen mit ihren möglichen Lieferempfängern in eine Reihenfolge gesetzt und mit einem Serienmuster versehen, worüber das Anlieferungsintervall festgelegt wird. Bei der Lieferauftragserzeugung wird dann ermittelt, in welcher Route der Lieferempfänger enthalten ist und welche dieser Routen dem Versandtermin des Lieferauftrages am nächsten kommt. So kann weitgehend automatisch eine Route geplant werden. Siehe Kapitel „Automatische Routenplanung“.
- Bedarfsorientierte Routen
Die bedarfsorientierte Route ist eine manuelle Routenplanung. Sie setzt voraus, dass nach geeigneten Kriterien die Lieferempfänger mit einer Route versehen werden. Die entsprechenden Aufträge enthalten dann dieses Kriterium, anhand dessen die Kommissionierung bzw. die Lieferaufträge erzeugt und in entsprechende Ladungen zusammengefasst werden können. Siehe Kapitel „Manuelle Routenplanung“.
Beide Verfahren sind auch nebeneinander verwendbar. Darüber hinaus lässt sich z. B. für Selbstabholer die Routenplanung Partner-bezogen abschalten.
Prozessgrafik
Beispiel für eine regelmäßige Route.
7.1 Automatische Routenplanung
Die automatische Routenplanung setzt regelmäßige Transporte zu bestimmten Lieferempfängern voraus. Abbilden lassen sich hiermit feste Auslieferungstouren in bestimmte Regionen. In diesen Fällen kann ein Lieferempfänger einer oder mehreren regelmäßigen Routen als mögliche Abladestelle zugeordnet werden.
Voraussetzung für die Verwendung einer Route vom Typ „Regelmäßig“ ist, dass ihr Lieferempfänger zugeordnet wurden und diesen Lieferempfängern in der Anwendung „Partner“, Ansicht „Kunde“ oder „Lieferant“ in den Versanddaten im Feld „Routenauswahl“ der Eintrag „Automatisch“ ausgewählt wurde.
Die Zuordnung der Routen für solche Lieferempfänger erfolgt dann automatisch bei der Erzeugung des Lieferauftrages. Dabei wird diejenige regelmäßige Route im Lieferauftrag eingetragen, die dem Versandtermin des Lieferauftrages am nächsten kommt. In der Anwendung „Cockpit: Lieferaufträge“ oder in der Anwendung „Cockpit: Lieferaufträge/Positionen“ lassen sich dann alle Lieferaufträge mit übereinstimmenden Routen passend zum Versanddatum auswählen.
Hinweis:
Die Ermittlung eines möglichen Versandtermins im Vertriebsauftrag wird nicht angeboten. Jedoch kann manuell eine Route vom Typ „regelmäßig“ je Auftragsposition zugeordnet werden. Die automatische Zuordnung im Lieferauftrag entfällt damit bzw. die Route wird aus der Vertriebsauftragsposition übernommen.
7.2 Manuelle Routenplanung
Bei der manuellen Routenplanung werden Routen vom Typ „bei Bedarf“ erfasst, denen keine Partner in einer bestimmten Reihenfolge zugeordnet werden. Diese manuelle Route wird in der Anwendung „Partner“, Ansicht „Kunde“ oder „Lieferant“ in den Versanddaten eingetragen, wenn im Feld „Routenauswahl“ der Eintrag „Manuell“ ausgewählt wurde.
Bei der manuellen Routenplanung wird die Route aus den Partner-Stammdaten des Lieferempfängers bereits in den Vertriebs- bzw. Verteilauftrag übernommen. Die Route dient bei diesem Verfahren als ein weiteres Auswahlkriterium für die Erzeugung von Kommissionen und Lieferaufträgen, die diese Route enthalten.
Eine mögliche Routenfestlegung könnten Regionen oder Entfernungen vom ausliefernden Standort der Artikel sein. Außerdem ist möglich, einem Partner eine regelmäßige Route manuell zuzuweisen, wenn er in dieser Route als möglicher Lieferempfänger enthalten ist.
7.3 Multi-Site und Single-Site mit inhaltsbezogenen Berechtigungen
Die Routen werden standortbezogen festgelegt. Werden Routen des Typs „Bei Bedarf“ in den Kunden- oder Lieferanten-Stammdaten hinterlegt, dann ist zu prüfen, ob für verschiedene Vertriebs- bzw. Beschaffungsorganisationen unterschiedliche Standorte für die Belieferung benutzt werden sollen. Ist dies der Fall, dann ergibt sich die Notwendigkeit, die Partner-Stammdaten je Vertriebs- bzw. Beschaffungsorganisation separat zu bearbeiten. Diese Notwendigkeit besteht bei der automatischen Routenauswahl nicht, da in diesem Fall über den Kontext des Vertriebs- oder Verteilauftrages oder des Fremdfertigungsauftrages der Standort ermittelt wird, mit dem dann für den Lieferauftrag eine Route ermittelt werden kann.
8 Einstellungen
Um die Versand-Funktionen nutzen zu können, sind in der Anwendung „Customizing“ die jeweiligen Funktionen zu aktivieren und in den einzelnen Anwendungsbeschreibungen enthaltenen Einstellungen vorzunehmen. Ist die Funktion „Ladeeinheiten“ aktiviert, dann sind alle Lieferungen immer zu verpacken, bevor ein Lieferschein erzeugt werden kann.
Hinweis:
Ausnahme ist die Aktion „Lieferaufträge mit Auftragsbezug erzeugen und Lieferscheine ausgeben“, die einen Lieferschein aus dem Vertriebsauftrag heraus erzeugt ohne zuvor die Verpackungsaktion ausgeführt zu haben.
Ziehen Sie die jeweiligen Anwendungsdokumentationen zurate.