Einführung: Lieferanten-Konsignation

Mit dem Begriff „Konsignationsgeschäft“ wird ein logistischer Vorgang bezeichnet, bei dem ein Lieferant bereits Artikel im Lager seines Kunden lagert, damit dieser die Artikel direkt entnehmen kann. Erst nachdem der Kunde die Artikel aus dem Konsignationslager entnommen hat, folgen der Eigentumsübergang und daraus resultierende Rechnungen.

Der Kunde informiert innerhalb dieses Konsignationsgeschäftes den Lieferanten in vereinbarten Intervallen über entnommene Mengen, beispielsweise bei jeder Entnahme oder zusammengefasst pro Tag oder Periode. Der Lieferant erhält damit indirekt eine Information zu den Beständen seiner Artikel im Konsignationslager seines Kunden.

In dieser Dokumentation ist der Prozess der Lieferanten-Konsignation beschrieben. Sie erfahren, welche Anwendungen für diesen Prozess verwendet werden und welche Einstellungen ihn beeinflussen.

Informationen zum Konsignationsgeschäft aus der Sicht des Lieferanten und zu Konsignationsaufträgen im Vertrieb finden Sie in der Dokumentation „Einführung: Vertrieb“.

1                  Begriffsbestimmung

Konsignation

Bei einer Konsignation wird die Ware eines Lieferanten in einem Konsignationslager direkt bei seinem Kunden zur Verfügung gestellt. Das Geschäft und der Eigentumsübergang finden erst beim Abgang der Ware aus dem Konsignationslager statt, d. h. durch den Verbrauch oder den Weiterverkauf der Ware durch den Kunden, oder durch Überführung der Ware aus dem Konsignations- in den Eigenbestand. Dieser Eigentumsübergang wird als Konsignationsentnahme bezeichnet. Der Kunde informiert den Lieferanten in vereinbarten Intervallen über die Konsignationsentnahmen mithilfe einer Konsignations-Entnahmemeldung. Auf Grundlage der Entnahmemeldungen werden Rechnungen gestellt. Beschaffungsseitig wird diese Art des Geschäfts als Lieferanten-Konsignation bezeichnet, vertriebsseitig als Kunden-Konsignation.

Konsignationsentnahmen

Als Konsignationsentnahme wird sowohl der Abgang von Waren aus einem Konsignationslager bezeichnet als auch der Übergang von Waren aus dem Konsignations- in den Eigenbestand. Eine Konsignationsentnahme entsteht, sobald die Kommission erledigt wird, mit welcher die Konsignationsware für die Lieferung, die Verteilung, die Produktion oder für eine Lageranforderung entnommen wird. Bei der Konsignationsentnahme findet der Eigentumsübergang statt. Mithilfe von Konsignations-Entnahmemeldungen informiert der Kunde seinen Lieferanten über die Konsignationsentnahmen.

Konsignations-Entnahmemeldungen

Mithilfe von Konsignations-Entnahmemeldungen informiert der Kunde eines Konsignationsgeschäfts seinen Lieferanten über die Entnahme von Waren aus dem Konsignationslagerort oder über die Überführung von Waren aus dem Konsignations- in den Eigenbestand.

2                  Prozess

Zur Durchführung von Konsignationsgeschäften treffen der Kunde und der Lieferant eine Konsignationsvereinbarung für bestimmte Artikel, Standorte und Zeiträume. Die Vereinbarung erfassen sie mithilfe eines Beschaffungskontrakts vom Typ „Konsignation“. Konsignationskontrakte sind terminabhängige Kontrakte mit einem Beginn- und einem Endtermin. Sie enthalten auch Preisangaben, die für die Umwertungsbuchung im Zuge der späteren Konsignationsentnahmen verwendet werden.

 

 

Ablauf der Lieferanten-Konsignation

Zum Abruf der Konsignationsware beim Lieferanten steht der Beschaffungsauftrag vom Typ „Konsignationsauftrag“ zur Verfügung. Bei der Erfassung eines Konsignationsauftrags wird immer automatisch versucht, eine passende Kontraktposition zu ermitteln. Dazu werden die Kriterien „Lieferant“, „Artikel“ und „Lagerort“ verwendet. Bei Bedarf kann die ermittelte Kontraktposition manuell geändert werden. Die Beziehung zwischen der Kontrakt- und der Auftragsposition hat keine direkte Auswirkung, sondern ist eine Prüfung am Anfang des Prozesses, d. h. beim Wareneingang mit Beschaffungsauftrag, ob mit dem Lieferanten überhaupt eine Konsignationsvereinbarung für den angeforderten Artikel besteht.

Die im Beschaffungskontrakt erfassten Preise haben für den Beschaffungsauftrag keine Bedeutung und werden deshalb nicht darin übernommen. Dies gilt auch für die Rabatte und Werte sowie die Rechnungskonditionen, mit Ausnahme der Zahlungsbedingung.

Die Positionen des Beschaffungsauftrags vom Typ „Konsignation“ enthalten die Information, dass auch nach der Lieferung das Eigentum an der Ware beim Lieferanten verbleibt. Das hat zur Folge, dass fremder Bestand an einem Lagerort des Lieferempfängers liegt.

Dabei ist zulässig, dass der Bestand des gleichen Artikels sich sowohl aus eigener Ware, Ware von verbundenen Unternehmen (internen Lieferanten) und aus Ware von externen Lieferanten zusammensetzt. Dies gilt auch, wenn der Lagerort nicht unterteilt ist. Eine Trennung des physikalischen Bestandes der unterschiedlichen Bestandseigentümer ist dabei organisatorisch sicherzustellen.

In der Folge muss bei Bewegungen von Artikeln mit Beständen mehrerer Bestandseigentümer dieser immer mit angegeben werden. Zu diesem Zweck kann eine Entnahmestrategie hinterlegt werden, mit der geregelt wird, welcher Bestand von welchem Bestandseigentümer in welcher Reihenfolge aus dem Lagerort entnommen wird (siehe Abschnitt „Weitere Einstellungen zur Entnahmestrategie“).

Hinweis:
Die Bestands-, Verfügbarkeits- und Reservierungsdaten von Beständen aus der Lieferanten-Konsignation werden unter anderem in Cockpit-Anwendungen und Abfrageanwendungen bestandseigentümerübergreifend oder ohne konkrete Bestandsei­gentümerangabe angezeigt.

Beim anschließenden Vertrieb oder der Verteilung von Beständen aus der Lieferanten-Konsignation oder ihrer Verwendung in der Produktion wird in der Kommission und dem Lagerauftrag der Lieferant als Bestandseigentümer zurückgemeldet. Wenn es sich um einen externen Lieferanten handelt, dann bilden die Abgänge die sogenannten Konsignationsentnahmen. Handelt es sich um einen internen Lieferanten, dann wird stattdessen eine interne Verrechnung veranlasst.

Erst mit der Entnahme der Ware im Rahmen einer Kommission (Konsignationsentnahme) findet der Eigentumsübergang vom Lieferanten zum Kunden statt. Dazu wird unmittelbar vor dem Abgang der Ware eine Umwertung vorgenommen. Die Umwertung wird mit dem Preis bewertet, der im zugrundliegenden Beschaffungskontrakt angegeben ist.

Hinweis:
Wenn zum Zeitpunkt der Entnahme kein gültiger Beschaffungskontrakt ermittelt werden kann, dann wird ein abgelaufener Kontrakt verwendet. Solch ein Kontrakt liegt in jedem Fall vor, da eine Beschaffungsauftragsposition, im Rahmen der Lieferanten-Konsignation, immer eine Beziehung zu einem Beschaffungskontrakt vom Typ „Konsignation“ haben muss.

Neben der Entnahme von Ware zu ihrer Verwendung im Vertrieb oder in der Produktion besteht die Möglichkeit, Ware manuell zu entnehmen. Dabei bleibt die Ware im Bestand, lediglich der Bestandseigentümer ändert sich. Zu diesem Zweck stehen Lageranforderungen mit der Verwendung „Überführung Konsignations- zu Eigenbestand“ zur Verfügung. Durch die Rückmeldung des Bestandseigentümerwechsels im erzeugten Lagerauftrag wird die sogenannte Konsignationsentnahme gebildet.

Der Kunde informiert den Lieferanten in vereinbarten Intervallen über die entnommenen Waren und Mengen, beispielsweise bei jeder Entnahme oder zusammengefasst pro Tag oder Periode. Dazu erzeugt er Konsignations-Entnahmemeldungen und übermittelt diese an den Lieferanten. Ob und nach welchen Kriterien die Konsignationsentnahmen zu Positionen in der Entnahmemeldung zusammengefasst werden, ist im Beschaffungskontrakt festgelegt. Auf Grundlage der Konsignations-Entnahmemeldungen stellt der Lieferant seine Rechnungen an den Kunden.

Zum Abschluss des Konsignationsgeschäfts erfasst der Kunde die vom Lieferanten erhaltene Rechnung als Eingangsrechnung vom Typ „Konsignationsentnahmerechnung“ und verknüpft deren Positionen mit den Konsignations-Entnahmemeldungspositionen. Die Positionen einer Eingangsrechnung vom Typ „Konsignationsentnahmerechnung“ haben somit immer eine Beziehung zu Konsignations-Entnahmemeldungen und nicht zu Beschaffungsaufträgen oder Wareneingängen. Aus diesem Grund lautet der Fakturierstatus von Beschaffungsaufträgen vom Typ „Konsignationsauftrag“ stets „Komplett fakturiert“. Den eigentlichen Fakturierstatus gibt die Konsignations-Entnahmemeldung wieder.

Weicht der vom Lieferanten in Rechnung gestellte Wert der Konsignationsware von dem Wert ab, der in der Konsignations-Entnahmemeldung ermittelt wurde, dann können mit der Eingangsrechnung Korrekturbuchungen ausgelöst werden. Voraussetzung dafür sind entsprechende Einstellungen, bspw. für den in der Eingangsrechnungsart angegebenen Buchungsschlüssel (siehe Dokumentation „Bestandsbewertung“).

Nimmt der Lieferant am Lieferantengutschriftverfahren teil, dann können die Eingangsrechnungen aus den Konsignations-Entnahmemeldungen erzeugt werden.

Hinweis:

Um den Prozess der Lieferanten-Konsignation in Comarch ERP Enterprise abbilden zu können, müssen sich der Lieferpartner und der Lieferempfänger im selben Land befinden.

3                  Belegkette

In der Belegkette zu einem Beschaffungsauftrag vom Typ „Konsignationsauftrag“ ist die Beziehung zu dem Beschaffungskontrakt sichtbar. Der Beschaffungskontrakt wird angezeigt, wenn eine Beschaffungsauftragsposition mit einer Beschaffungskontraktposition verknüpft ist.

In der Belegkette zu einer Konsignations-Entnahmemeldung ist die Beziehung zu einer Eingangsrechnung vom Typ „Konsignationsentnahmerechnung“ sichtbar. Die Eingangsrechnung wird angezeigt, wenn:

  • eine Position einer manuell erfassten Eingangsrechnung vom Typ „Konsignationsentnahmerechnung“ mit einer Entnahmemeldungsposition verknüpft wird oder eine Position automatisch erzeugt und mit einer Entnahmemeldungsposition verknüpft wird, oder
  • eine Eingangsrechnung für eine oder mehrere Konsignations-Entnahmemeldungen im Rahmen des Lieferanten-Gutschriftverfahrens erzeugt wird, in der Anwendung „Cockpit: Konsignations-Entnahmemeldungen“ mithilfe der Aktion „Eingangsrechnung erzeugen“.

4                  Einstellungen

Customizing

Um die Funktionen für die Lieferanten-Konsignation nutzen zu können, stehen folgende Einstellungen in der Anwendung „Customizing“ zur Verfügung:

Funktion/Feld Erläuterung
Hauptfunktion „Lagerlogistik“, Funktion „Mehrere Bestandseigentümer“ Mit der Funktion „Mehrere Bestandseigentümer“ legen Sie fest, ob Bestände verschiedener Bestandseigentümer entnommen werden dürfen.

Darüber hinaus legen Sie eine Entnahmestrategie fest. Im Fall der manuellen Bestandseigentümerreihenfolge können Sie für einen Standort eine Bestandseigentümer-Reihenfolge festlegen. Diese regelt, von welchen Bestandseigentümern in welcher Reihenfolge ein Bestand entnommen wird. Diese Festlegung wird als Vorschlagswert für die Lagerorte des Standortes verwendet.

Weitere Informationen finden Sie in der Dokumentation „Customizing: Lagerlogistik“.

Hauptfunktion „Vertrieb“, Feld „Mehrere Bestandseigentümer erlauben“ Mit der Funktion „Mehrere Bestandseigentümer erlauben“ im Vertrieb legen Sie fest, ob in den Vertriebsprozessen die Bestände mehrerer Bestandseigentümer für die Verfügbarkeitsprüfung und die Reservierung berücksichtigt werden können.

Weitere Informationen finden Sie in der Dokumentation „Customizing: Vertrieb“.

Hauptfunktion „Produktion“, Feld „Mehrere Bestandseigentümer erlauben“ Mit der Funktion „Mehrere Bestandseigentümer erlauben“ in der Produktion legen Sie fest, ob in den Produktionsprozessen die Bestände mehrerer Bestandseigentümer für die Verfügbarkeitsprüfung und die Reservierung berücksichtigt werden können.

Weitere Informationen finden Sie in der Dokumentation „Customizing: Produktion“.

Weitere Einstellungen zur Entnahmestrategie

Mithilfe einer Entnahmestrategie für Konsignationsbestände wird geregelt, welcher Bestand von welchem Bestandseigentümer in welcher Reihenfolge aus dem Lagerort entnommen wird. Die Entnahmestrategie setzt sich zusammen aus den Einstellungen in der Anwendung „Customizing“ zur Verwendung von Bestand mehrerer Eigentümer sowie den Einstellungen zur Bestandseigentümer-Reihenfolge, die jeweils für den Artikel, den Lagerort und den Lieferanten festgelegt werden können.

Weitere Informationen finden Sie in den Dokumentationen zu den betreffenden Anwendungen:

 

 

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