Unter dem Begriff CRM (Customer Relationship Management) oder Kunden-Beziehungs-Management wird im Allgemeinen ein ganzheitlicher Ansatz zur Unternehmensführung verstanden, die sich am Kunden orientiert und diesen in den Mittelpunkt stellt. Eine wichtige Aufgabe eines Unternehmens ist dabei, die Beziehungen zu seinen Kunden professionell zu managen.
Im ERP-System wird der Begriff Kunden-Beziehungs-Management auf Partner weiter gefasst. Ein Partner kann im ERP-System gleichzeitig mehrere Partnerrollen einnehmen, so kann ein Partner z. B. gleichzeitig sowohl ein Kunde als auch ein Lieferant ein. Deshalb sprechen wir für das ERP-System von Beziehungs-Management, und das im Folgenden für Kunden geschriebene gilt entsprechend auch für die anderen Partnerrollen. In erster Linie sind aber externe Partner angesprochen. Auch eCRM (electronic Customer Relationship Management), besser als „E-Business Beziehungs-Management“ bezeichnet, ist durch die Technologie im ERP-System abgebildet.
Das folgende Dokument liefert einen Überblick darüber, welches Verständnis von CRM bzw. Beziehungs-Management der Abbildung dieser Prozesse im ERP-System zugrunde liegt. Erfahren Sie außerdem, welche Anwendungen im ERP-System welche Arbeitsschritte des Beziehungs-Managements abbilden.
1 Begriffsbestimmung
Beziehungs-Management
Beziehungs-Management ist ein ganzheitlicher Ansatz zur partnerorientierten Unternehmensführung. Kunden und Lieferantenbeziehungen professionell zu managen ist dabei die wichtigste Aufgabe. Nicht nur das klassische Customer Relationship Management, also das Management von Kundenbeziehungen, sondern auch das Management von Lieferantenbeziehungen und von Beziehungen zu Marketingpartnern wird unterstützt.
2 Customer Relationship Management
Customer Relationship Management (CRM) besteht aus drei Bereichen:
Dabei wird auch eCRM (electronic Customer Relationship Management), besser als E-Business Beziehungs-Management bezeichnet, unterstützt.
2.1 Operatives CRM
Hier dient das CRM als Informationsquelle für das operative Geschäft. Das CRM wird vor allem von Mitarbeitern genutzt, die im direkten Kundenkontakt stehen und auf Informationen zum Kunden angewiesen sind. Im operativen CRM werden also Informationen zum Kaufverhalten, zur Bonität, zu Vorlieben der Kunden, zur Wettbewerbssituation usw. gesammelt. Dabei kann der Aufbau dieser Datenbasis zum einen automatisch aus den anfallenden Geschäftsdaten und zum anderen aus persönlichen oder gekauften Erkenntnissen erfolgen. Zum operativen CRM gehören außerdem das Planen, Kontrollieren und Beurteilen von Vertriebsprojekten wie Kampagnen und konkreten Akquisitionen (in den Vertriebsaussichten) oder auch der SalesForceAutomation sowie die organisatorische Unterstützung für die Prozesse im CRM (Workflow). Auch in die weiteren Funktionen des ERP-Systems, mit deren Hilfe jederzeit aktuelle Daten erhalten und auch sofort verwendet werden können, ist das CRM eingebunden.
2.2 Analytisches CRM
Das Analytische CRM dient als Basis zur Klassifizierung gewonnener Daten und kann für die zukünftige taktische und strategische Unternehmensausrichtung genutzt werden. Damit ist ein Forecasting auf der Basis der aktuellen Vertriebsaussichten der einzelnen Mitarbeiter möglich. Darüber hinaus können auch die gesammelten Erkenntnisse vergangener Vertriebsmöglichkeiten und –projekte ausgewertet und genutzt werden, um Fragen zu beantworten wie:
- Wie gut war die Einschätzung der Vertriebsaussichten durch die Vertriebsmitarbeiter?
- Welche Aktivitäten beeinflussten wie stark den Erfolg oder Misserfolg?
Hinzu kommen Prognosen über das zukünftige Kundenverhalten, über Cross-Selling-Potentiale und über den zukünftigen Bedarf. Dazu ist ein Data Warehouse notwendig, in dem die gesammelten Daten von Kampagnen und Vertriebsaussichten gesammelt und aufbereitet werden. Die Daten werden dazu in eine Online-Analytical-Processing (OLAP)-Datenbank übertragen und dort gespeichert. Die Daten werden mittels DataMining-Programmen wie z. B. Cognos ausgewertet.
2.3 Kollaboratives CRM
Zum Kollaborativen CRM gehören Aspekte der Zusammenarbeit und Kooperation, also unter anderen:
- Einbeziehung der Partner,
- Management von Kommunikationskanälen,
- direktes Versenden von Informationen an Partner (über Brief/Fax, Web/E-Mails, Callcenter und weitere Kommunikationsmedien). Briefe und Faxe werden dabei direkt durch das integrierte Dokumenten-Management behandelt.
Hinweis:
Auch die Sparte des mobilen CRM spielt hier in Zukunft eine immer größere Rolle.
Das ERP-System kann Sie in allen drei Punkten unterstützen. Durch die Integration in die weiteren Enterprise Resource Planning (ERP)-Prozesse und die Möglichkeit einen durchgängigen Workflow (von Vertriebskampagne bis Fakturierung) einzurichten, daraus ergeben sich weitere Vorteile.
3 Beziehungs-Management im ERP System
Das Beziehungs-Management ermöglicht unter anderem die Planung, Bewertung und Nachverfolgung von Vertriebsprojekten wie Vertriebsaussichten und Vertriebskampagnen. Für einen erfolgreichen Vertrieb ist wichtig, den Kunden und die weiteren am Vertriebsprojekt beteiligten Personen sowie den Einfluss dieser Personen auf die Kaufentscheidung zu kennen. Im Beziehungs-Management können deshalb Adressaten erfasst, Ansprechpartner zugeordnet und die beteiligten Personen mit Partnerverknüpfungen entsprechend ihrer Rolle im Vertriebsprozess (Entscheider, Kontakt etc.) zugeordnet und zueinander in Verhältnis gesetzt werden.
3.1 Sicht auf den Partner
Alle zu einem Partner vorhandenen, bereits durchgeführten oder noch geplanten Aktivitäten, die im Framework „Beziehungs-Management“ entstanden sind, können Sie im Beziehungscockpit nach verschiedenen Kriterien selektieren und überwachen. Symbole unterstützen den Benutzer dabei, schnell einen Überblick über den Bearbeitungstand zu gewinnen. Über Kontextmenüs können Sie alle Aktivitäten zu einem Partner heraussuchen. Neben den im Framework „Beziehungs-Management“ entstandenen, auch die im „Workflow-Management“ entstandenen Aktivitäten zu einem Partner.
Alle Dokumente und Notizen, die zu einem Partner existieren, können Sie entweder im Dokumentencockpit im Framework „Dokumenten-Management“ finden, oder Sie wählen, wenn Sie mit dem Fokus in einem Partnerfeld sind, über das Kontextmenu die Aktion „Dokumente abfragen“. Die weiteren statischen Daten zu einem Partner erfassen und finden Sie in seinen Stammdaten, in der Anwendung „Partner“ im Framework „Basis“. Die für das Beziehungs-Management sowie für Marketing-Zwecke besonders interessanten Daten finden Sie dabei in der Ansicht „Marketing“. Die Anwendung „Kontakte“ steht im Framework „Beziehungs-Management“ dafür zur Verfügung, neue Partner in der Rolle Kontakt mit den Basis- und Marketing-Daten zu erfassen bzw. die Basis- und Marketing-Daten vorhandener Partner ansehen zu können.
3.2 Zusammenspiel der Anwendungen
Die folgenden Anwendungen stehen im Beziehungs-Management zur Verfügung, mit Ausnahme der Anwendungen, die für die Übertragung und Auswertung der Online-Analytical-Processing (OLAP)-Daten relevant sind. Die OLAP-Daten werden in einer OLAP-Datenbank gespeichert.
Übersicht über die Anwendungen im Beziehungs-Management
Die Anwendungen „Vertriebsaussichten“ und „Kampagnen“ dienen der Erfassung und Bearbeitung der Vertriebsprojekte. In der Anwendung „Kampagnen“ können neben Vertriebskampagnen auch Informationskampagnen erfasst und bearbeitet werden.
In einer Kampagne werden mögliche Interessenten oder Kunden aus den erfassten Partner-Stammdaten als Zielgruppe der Kampagne ausgewählt. Anschließend werden Aktivitäten definiert, die in der Kampagne für die Zielgruppe ausgeführt werden sollen. Kampagnen richten sich im Allgemeinen an viele Adressaten auf einmal und verfolgen ein konkretes Ziel.
Die Vertriebsaussichten sind das Instrument, um Vertriebsprojekte auf einen konkreten Kontakt oder einen bestehenden Kunden zuzuschneiden. Vertriebsaussichten beschreiben dabei erfolgversprechende Verkaufschancen bei potenziellen oder bestehenden Kunden und führen im nächsten Schritt ggf. zum Angebot und vielleicht zum Auftrag.
Die weiteren Anwendungen im Beziehungs-Management dienen dazu, die Bearbeitung der Vertriebsprojekte zu steuern und für das Beziehungs-Management spezifische Stammdaten, also Hintergrundinformationen für die Vertriebsprojekte, zu erfassen.
Übersicht über die Zusammenhänge im Beziehungs-Management
So bestehen Vertriebsprojekte im Allgemeinen aus mehreren Vertriebsphasen und vielen einzelnen Aktivitäten. Die Vertriebsphasen werden in den Vertriebsaussichten und in den Vertriebskampagnen genutzt, um den Prozessfortschritt zu dokumentieren. Die Aktivitäten in den Vertriebsaussichten und -kampagnen sind konkret terminiert und werden einer verantwortlichen Person zugeordnet, welche die Aktivitäten ausführen soll. Jede Beziehungs-Management-Aktivität wird mit dem Speichern gleichzeitig auch eine Workflow-Aktivität, und eine oder mehrere Aufgaben werden aus ihr erzeugt. Aktivitätsarten enthalten die Einstellungen, die für die Erzeugung der Workflow-Aktivitäten und –Aufgaben notwendig sind. Darüber hinaus können in der Aktivitätsart mögliche Ergebnisse für Aktivitäten erfasst werden, wovon eines beim Erledigen der Aktivität ausgewählt werden muss. Dadurch kann der Erfolg einer Kampagne ausgewertet werden.
In Vertriebsaussichts- und Kampagnearten werden Einstellungen hinterlegt, die für alle Vertriebsaussichten bzw. für alle Kampagnen gelten sollen, die diese Vertriebsaussichtsart bzw. Kampagneart verwenden. In den Vertriebsaussichtsarten sind das beispielsweise die Partnerbeziehungstypen, für die die entsprechenden Partner in den Aussichten angezeigt werden sollen. Ergänzend existieren spezielle, nur für das Beziehungs-Management gültige Partnerverknüpfungsarten. Über diese Partnerverknüpfungsarten können in den Vertriebsaussichten Partnerverknüpfungen erfasst werden. Damit lassen sich den Vertriebsaussichten weitere Ansprechpartner zuordnen, auch wenn diese Partner bisher nicht direkt mit einem Unternehmen verbunden sind.
Kampagnekennzahlen bemessen den Erfolg einer Kampagne anhand quantitativer Informationen, beispielsweise dem Gesamtumsatz der Vertriebsaussichten, die aus einer Kampagne erzeugt wurden.
Das Beziehungscockpit und die anpassbaren Cockpits dienen dazu, die verschiedenen, in den Anwendungen des Frameworks „Beziehungs-Management“ entstandenen und für das Beziehungs-Management relevanten Daten herauszusuchen und anzeigen zu lassen. Der Benutzer kann auf diese Weise eine Übersicht über die Kampagnen und Vertriebsaussichten, Aktivitäten und Aufgaben sowie die für die Projekte relevanten Partner erhalten.
3.3 OLAP-Daten
Unter dem Begriff OLAP werden Technologien zusammengefasst, Methoden wie auch Tools, die die Ad-hoc-Analyse von unternehmensrelevanten Informationen in multidimensionaler Weise unterstützen und so der Datenauswertung und Entscheidungsfindung von Management und Analysten dienen. Die für die OLAP-Analysen benötigten Daten werden in einer speziellen OLAP-Datenbank gespeichert.
Die OLAP-Daten werden generell aus den Bewegungsdaten des Unternehmens, die in der Online-Transaction-Processing (OLTP)–Datenbank gespeichert werden, in die OLAP-Datenbank übertragen. Im Beziehungs-Management gilt dies für die Daten der Vertriebsaussichten.
Beim Erfassen, Löschen oder Ändern bestimmter Daten der Vertriebsaussichten werden die Änderungen in der Online-Transaction-Processing (OLTP)–Datenbank als historische Daten gespeichert. Diese Daten sind u. a.:
- der Status der Vertriebsaussicht,
- die Vertriebsphase,
- die Checkbox „Verbindlich“,
- die Wahrscheinlichkeit,
- der Erlös,
- der Deckungsbeitrag und
- die unter den Partnerverknüpfungen zugeordneten Vertreter bzw. Mitbewerber.
Auf diese Weise wird die Historie der Vertriebsaussicht protokolliert. Diese historischen Daten können aus der OLTP–Datenbank in die OLAP-Datenbank übertragen werden. Der Übernahmeprozess wird durch Verarbeitungsaufträge ausgelöst.
Anschließend stehen diese Daten in der OLAP-Datenbank zur Verfügung. Sie können mit entsprechenden externen Softwareprogrammen und -tools für statistische Auswertungen genutzt werden, wie z. B. Beurteilungen und Analysen der Vertriebsaussichten.
Zusammenhang Vertriebsaussichten – OLAP-Daten
Welche Daten im Einzelnen als Dimensionen und Fakten in die OLAP-Datenbank übernommen werden, können Sie in der Dokumentation „Einführung: Data Warehouse und Statistiken“ nachlesen.
4 Inhaltsbezogene Berechtigungen im Beziehungs-Management
Über die Vergabe von „Inhaltsbezogenen Berechtigungen“ kann gesteuert werden, was der Benutzer im System darf und was nicht. Über die Berechtigung zur Verwendung von bestimmten
- Kampagnearten,
- Vertriebs-Aussichtsarten,
- Aktivitätsarten und
- Partner-Verknüpfungsarten
werden die Rechte des Benutzers in Bezug auf Verwendung, Sichtbarkeit, Auswertbarkeit etc. geregelt. Somit kann sichergestellt werden, dass ein Mitarbeiter nur seine eigenen Daten verwenden kann.
Bitte lesen Sie dazu die ausführliche Beschreibung zu Einsatzmöglichkeiten und Vorgehensweisen in der betriebswirtschaftlichen Dokumentation „Inhaltsbezogene Berechtigungen“.
5 Beziehungs-Management in der Multi-Site-Umgebung
In einer Multi-Site-Umgebung kann eine Kampagne organisationsspezifisch angelegt werden.
Andere, beliebige Organisationen können dann eingebunden werden, um z. B. konzernweite Kampagnen zu steuern.
Bitte lesen Sie dazu die ausführliche Beschreibung zu Einsatzmöglichkeiten und Vorgehensweisen in den betriebswirtschaftlichen Dokumentationen „Einführung: Multi-Site“ und „Einführung: Organisationen“.