Die Kommissionierung bezeichnet die Bereitstellung von Artikelbeständen für nachgelagerte Prozesse, z. B. im Vertrieb oder in der Produktion. Ist ein zu kommissionierender oder zu liefernder Artikel in Ausprägungen geführt, dann muss eine Ausprägungszuweisung erfolgen, bevor der Artikel kommissioniert werden kann. Durch die Zuweisung wird der Artikel in genau dieser Ausprägung bereitgestellt. Unter Verwendung der Funktion „Reservierungen“ werden mit der Ausprägungszuweisung auch Reservierungen erzeugt, ansonsten werden Ausprägungsreservierungen erzeugt. Die Ausprägungszuweisung ist keine eigenständige Anwendung und wird nur als Prozess innerhalb anderer Anwendungen genutzt.
In diesem Dokument wird sowohl die manuelle als auch die automatische Zuweisung von Ausprägungen beschrieben. Erfahren Sie z. B. in welchen Prozessen und unter welchen Bedingungen eine Ausprägungszuweisung erfolgen kann. Lesen Sie auch nach welchen Kriterien die vorhandenen Ausprägungen einem Artikel zugewiesen werden. Die dabei verwendeten Anwendungen und deren Felder, Aktionen und Vorgehensweisen sind in separaten Dokumentationen ausführlich beschrieben.
1 Begriffsbestimmung
Ausprägungen
Eine Ausprägung identifiziert einen konkreten Artikel. So wird z. B. ein Fernseher neben der Artikelnummer auch durch die Ausprägung „Seriennummer“ identifiziert und damit einmalig. Die Ausprägungen Charge, Los und Seriennummer werden unterstützt.
Ausprägungsreservierung
Mit einer Ausprägungsreservierung wird eine festgelegte Ausprägung (Charge, Los oder Seriennummer mit Bestandsführung) reserviert. Wird beispielsweise in einem Vertriebsauftrag eine bestimmte Charge angegeben, dann werden mit einer Ausprägungsreservierung die entsprechenden Artikelmengen reserviert, sodass diese für weitere Abgänge nicht mehr zur Verfügung stehen. Eine Ausprägungsreservierung kommt immer dann zum Einsatz, wenn die Funktion „Reservierungen“ deaktiviert ist oder bei aktiver Funktion im Einzelfall andere Einstellungen eine Reservierung verhindern. Dazu zählt z. B. die Reservierungseinstellung für den verwendeten Lagerort.
Ausprägungszuweisungen
Wenn ein Artikel in Ausprägungen geführt wird, dann müssen beim Kommissionieren oder beim Liefern Ausprägungen zugewiesen werden. Hat der Benutzer keine Ausprägungen vorgegeben, dann erfolgt die Zuweisung automatisch.
Chargen
Die Charge ist eine der möglichen Ausprägungen eines Artikels. Chargenführung bedeutet, dass ein Teilbestand eines Artikels mit einer Chargennummer identifizierbar ist. Einer Charge ist immer ein Mindesthaltbarkeitsdatum zugeordnet. Die Lagerbestandsführung erfolgt auf der Ebene Artikel und Charge.
Kommissionen dienen der Bereitstellung von Artikeln, beispielsweise für eine Lieferung an Kunden oder für die Produktion. Kommissionen umfassen alle Artikel, die von einem Lagerort ausgehend bereitgestellt werden.
Lose
Das Los ist eine der möglichen Ausprägungen eines Artikels. Die Angabe Los bedeutet, dass ein Teilbestand eines Artikels mit einer Losnummer identifizierbar ist. Die Lagerbestandsführung erfolgt auf der Ebene Artikel und Los.
Qualitätssicherungs-Status (QS-Status)
Für die Ebenen Lagerort und Lagerzone – und parallel dazu auch für die Ebene der Ausprägung – kann ein QS-Status definiert werden. Die jeweiligen Bestände können gezielt nach den möglichen QS-Status ausgewertet und verwendet werden. Beim Zusammentreffen von QS-Status auf Lagerebene und QS-Status auf Ebene der Ausprägung gilt jeweils der ungünstigere QS-Status.
Reservierung
Eine Reservierung stellt die Verknüpfung eines Bedarfsverursachers zu einem Bedarfsdecker dar. Eine Reservierung ist nur dann möglich, wenn bei Bedarfsverursacher und Bedarfsdecker sowohl Artikel als auch Lagerorte übereinstimmen.
Seriennummern
Seriennummern stellen eine mögliche Ausprägung eines Artikels dar. Seriennummernführung bedeutet, dass jede Einheit eines Artikels systemdurchgängig eine Seriennummer erhält und diese den Artikel eindeutig identifiziert. Im Gegensatz zu Chargen oder Losen wird für exakt einen Artikel in der Basiseinheit eine Seriennummer vergeben. Die Vergabe von Seriennummern wird unterschieden in Seriennummern mit Bestandsführung und Seriennummern ohne Bestandsführung.
2 Manuelle Ausprägungszuweisung
Die manuelle Ausprägungszuweisung bezeichnet die Zuordnung einer Ausprägung zu einem Artikel durch den Benutzer. Die manuelle Ausprägungszuweisung erfolgt durch die Angabe einer Ausprägung in einer Auftragsposition. Mit der Angabe wird die Ausprägung dem Auftrag fest zugeordnet.
Die Zuordnung gilt auch für alle in der Belegkette nachgelagerten Aufträge. Wird z. B. beim Erfassen einer Vertriebsauftragsposition eine konkrete Ausprägung angegeben, dann gilt diese Ausprägung auch für den Lieferauftrag, die Kommission und für einen eventuellen Lagerauftrag. Beim Erzeugen der nachgelagerten Aufträge erfolgt in diesem Falle keine automatische Ausprägungszuweisung. Ein manuelles Überschreiben der Ausprägung in den nachgelagerten Aufträgen ist ebenfalls nicht zulässig.
Eine Ausprägung kann u. a. bei den folgenden Auftragstypen manuell zugewiesen werden:
- Vertriebsauftrag
- Lieferauftrag
- Produktionsauftrag
- Kommission
- Lagerauftrag
- Lageranforderung
- Verteilauftrag
Eine manuelle Ausprägungszuweisung in einer Lieferauftragsposition ist nur dann möglich, wenn der Lagerort nicht in Lagerplätze unterteilt ist und keine Kommission vorliegt.
Stellt der Vorgang eine Auslagerung oder eine Lagerort-übergreifende Umlagerung dar, dann erfolgt mit der manuellen Zuweisung auch eine Reservierung der Ausprägung in der gewünschten Menge am betroffenen Lagerort. Wird die Funktion „Reservierungen“ nicht verwendet, werden stattdessen Ausprägungsreservierungen erzeugt.
Auch das Überschreiben einer automatisch zugewiesenen Ausprägung einer Lagerauftragsposition gilt als eine manuelle Ausprägungszuweisung. In diesem Falle wird die bestehende Reservierung aufgehoben und eine Reservierung für die neu angegebene Ausprägung erzeugt.
Weitere Informationen zu Reservierungen finden Sie auch in den Dokumentationen „Einführung: Reservierungen“ und „Ausprägungsreservierungen“.
Manuelle Ausprägungszuweisung in der Kommission
Bei der manuellen Ausprägungszuweisung in der Kommission kann eine höhere Ausprägungsmenge zurückgemeldet werden als die gesamte zu kommissionierende Artikelmenge. Solange die Kommission nicht erledigt ist, ist ihr Bedarf also erhöht. Diese Situation wird als Überbedarf bezeichnet. Wie hoch der Überbedarf ist, kann in der Anwendung „Verfügbarkeit abfragen“, Ansicht „Herkunft“, eingesehen werden. Dort sind alle einzelnen Bedarfe zu einer Kommissionsposition in der Spalte „Offen“ sichtbar. Die Summe dieser einzelnen offenen Mengen abzüglich der zu kommissionierenden Menge ergibt den Überbedarf.
Anhand folgender Beispiele werden die entsprechenden Fälle erläutert. Die beschriebenen Effekte können auch gleichzeitig auftreten.
Beispiel 1: Überbedarf
Das nachfolgende Beispiel zeigt einen Überbedarf bei nicht aktivierter Reservierungsfunktion.
Hinweis:
Während der Rückmeldung kann der gesamte Bedarf nur erhöht werden.
Ausgangssituation:
- Eine Kommission ohne automatische Ausprägungszuweisung wurde für einen losgeführten Artikel erzeugt.
- Menge: 100 kg
- Bestand ist ausreichend verfügbar.
- Die nachfolgenden Mengen in der Spalte „Offen“ stellen die offenen Abgangsmengen dar, die in der Anwendung „Verfügbarkeit abfragen“ angezeigt werden.
- Erzeugte Kommission:
Ausprägung | Offen |
100 kg |
- 40 kg des Loses LOS1 zurückgemeldet:
Ausprägung | Offen |
60 kg | |
LOS1 | 40 kg |
- 80 kg des Loses LOS2 zurückgemeldet:
Ausprägung | Offen | Kommentar |
0 kg | 20 kg sind als Überbedarf aufgrund der zu hoch zurückgemeldeten Ausprägung LOS2 entstanden. | |
LOS1 | 40 kg | |
LOS2 | 80 kg |
- Die Menge des Loses LOS2 auf 70 kg reduziert:
Ausprägung | Offen | Kommentar |
10 kg | 20 kg bestehen weiterhin als Überbedarf. Diese werden als offene Menge sowohl auf Ausprägungs- als auch auf Artikelebene sichtbar. In diesem Zustand kann die Kommission nicht erledigt werden. Auf Ausprägungsebene darf kein Überbedarf entstehen. Dementsprechend muss eine Ausprägungsmenge reduziert werden. | |
LOS1 | 40 kg | |
LOS2 | 70 kg |
- Die Menge des Loses LOS2 auf 60 kg reduziert:
Ausprägung | Offen | Kommentar |
20 kg | 20 kg bestehen weiterhin als Überbedarf. Diese werden als offene Menge angezeigt. In diesem Zustand kann die Kommission erledigt werden. | |
LOS1 | 40 kg | |
LOS2 | 60 kg |
- Kommission erledigt:
Ausprägung | Offen | Kommentar |
0 kg | Der Überbedarf wurde mit dem Erledigen der Kommission gelöscht. | |
LOS1 | 40 kg | |
LOS2 | 60 kg |
Beispiel 2: Überbedarf mit Reservierung
Wenn die Funktion „Reservierungen“ benutzt wird, dann werden Reservierungen für Rückmeldemengen erstellt. Dabei wird auch der Überbedarf bei ausreichend vorhandenem Bestand reserviert. Diese Reservierung wird beim Erledigen der Kommission zusammen mit dem Überbedarf entfernt.
Ausgangssituation:
- Eine Kommission ohne automatische Ausprägungszuweisung wurde für einen losgeführten Artikel erzeugt.
- Menge: 100 kg
- Bestand ist ausreichend verfügbar.
- Die nachfolgenden Mengen in der Spalte „Offen“ stellen die offenen Mengen dar, die in der Anwendung „Verfügbarkeit abfragen“ angezeigt werden.
- Kommission erzeugt:
Ausprägung | Offen | Reserviert |
100 kg | 100 kg |
- 40 kg des Loses LOS1 zurückgemeldet:
Ausprägung | Offen | Reserviert |
60 kg | 60 kg | |
LOS1 | 40 kg | 40 kg |
- 80 kg des Loses LOS2 zurückgemeldet:
Ausprägung | Offen | Reserviert | Kommentar |
0 kg | 0 kg | 20 kg sind als Überbedarf aufgrund der zu hoch zurückgemeldeten Ausprägung LOS2 entstanden. Bestand wurde auch für den Überbedarf reserviert, sodass dieser für andere Verwendungen nicht zur Verfügung steht. | |
LOS1 | 40 kg | 40 kg | |
LOS2 | 80 kg | 80 kg |
- Die Menge des Loses LOS2 auf 70 kg reduziert:
Ausprägung | Offen | Reserviert | Kommentar |
10 kg | 10 kg | 20 kg bestehen weiterhin als Überbedarf. Diese werden als offene Menge sowohl auf Ausprägungs- als auch auf Artikelebene sichtbar. Bestand wurde auch für den Überbedarf reserviert, sodass dieser für andere Verwendungen nicht zur Verfügung steht.
In diesem Zustand kann die Kommission nicht erledigt werden. Auf Ausprägungsebene darf kein Überbedarf entstehen. Dementsprechend muss eine Ausprägungsmenge reduziert werden. |
|
LOS1 | 40 kg | 40 kg | |
LOS2 | 70 kg | 70 kg |
- Die Menge des Loses LOS2 auf 60 kg reduziert:
Ausprägung | Offen | Reserviert | Kommentar |
20 kg | 20 kg | 20 kg bestehen weiterhin als Überbedarf. Diese werden als offene Menge auf Artikelebene sichtbar. Bestand wurde auch für den Überbedarf reserviert, sodass dieser für andere Verwendungen nicht zur Verfügung steht.
In diesem Zustand kann die Kommission erledigt werden. |
|
LOS1 | 40 kg | 40 kg | |
LOS2 | 60 kg | 60 kg |
- Kommission erledigt:
Ausprägung | Offen | Reserviert | Kommentar |
0 kg | 0 | Der Überbedarf wurde mit dem Erledigen der Kommission gelöscht. Die zugehörige Reservierung wurde ebenfalls gelöscht. | |
LOS1 | 40 kg | 40 | |
LOS2 | 60 kg | 60 |
Beispiel 3 Überbedarf ohne Reservierung
Wenn bei der Rückmeldung eine Ausprägung angegeben wird, die nicht ausreichend verfügbaren Bestand hat und folglich nicht reserviert werden kann, dann wird die Rückmeldung zwar akzeptiert, erledigt werden kann aber eine solche Kommission nicht. In diesem Fall sollte entweder eine andere Ausprägung angegeben oder die Menge angepasst werden.
Hinweis:
Während der Rückmeldung kann die gesamte reservierte Menge nur erhöht werden.
Ausgangssituation:
- Eine Kommission ohne automatische Ausprägungszuweisung wurde für einen losgeführten Artikel erzeugt.
- Menge: 100 kg
- Bestandssituation:
- Für Los LOS1 ist ausreichend Bestand verfügbar.
- Für Los LOS2 ist ein Bestand von 10 kg verfügbar.
- Für Los LOS3 ist ein Bestand von 50 kg verfügbar.
- Die nachfolgenden Mengen in der Spalte „Offen“ stellen die offenen Mengen dar, die in der Anwendung „Verfügbarkeit abfragen“ angezeigt werden.
- Kommission erzeugt:
Ausprägung | Offen | Reserviert |
100 kg | 100 kg |
- 40 kg des Loses LOS1 zurückgemeldet:
Ausprägung | Offen | Reserviert |
60 kg | 60 kg | |
LOS1 | 40 kg | 40 kg |
- 80 kg des Loses LOS2 zurückgemeldet:
Ausprägung | Offen | Reserviert | Kommentar |
50 kg | 50 kg | Zunächst entsteht durch das Rückmelden von 80 kg auf Ausprägungsebene ein Überbedarf von 20 kg.
Darüber hinaus entsteht ein Überbedarf auf Basis der Reservierungen: Reservierungen dürfen durch das Rückmelden von nicht ausreichendem Bestand auf Ausprägungsebene nicht verloren gehen. Deshalb werden 10 kg auf Ausprägungsebene (LOS2) reserviert und 50 kg auf Artikelebene. Daraus folgt ein offener Bedarf von 50 kg auf Artikelebene (siehe Spalte „Offen“). Insgesamt entsteht dadurch ein Überbedarf von 70 kg. |
|
LOS1 | 40 kg | 40 kg | |
LOS2 | 80 kg | 10 kg |
- Die Menge des Loses LOS2 auf 10 kg reduziert:
Ausprägung | Offen | Reserviert | Kommentar |
50 kg | 50 kg | Durch das Reduzieren des Loses LOS2 auf 10 kg, wird die offene Menge auf Artikelebene um 70 kg auf 120 kg erhöht. Von diesen sind bereits 50 kg reserviert, sodass ein Überbedarf von 70 kg bestehen bleibt. Diese 70 kg werden sofort gelöscht, damit sie nicht reserviert werden. | |
LOS1 | 40 kg | 40 kg | |
LOS2 | 10 kg | 10 kg |
- 50 kg des Loses LOS3 zurückgemeldet:
Ausprägung | Offen | Reserviert | Kommentar |
0 kg | 0 kg | In diesem Zustand kann die Kommission erledigt werden. | |
LOS1 | 40 kg | 40 kg | |
LOS2 | 10 kg | 10 kg | |
LOS3 | 50 kg | 50 kg |
- Kommission erledigt:
Ausprägung | Offen | Reserviert |
0 kg | 0 kg | |
LOS1 | 40 kg | 40 kg |
LOS2 | 10 kg | 10 kg |
LOS3 | 50 kg | 50 kg |
3 Automatische Ausprägungszuweisung
Die automatische Ausprägungszuweisung bezeichnet die Zuweisung einer Ausprägung zu einem Artikel in einer Auftragsposition durch das System. Das System reserviert die erforderliche Menge von der Ausprägung an dem betroffenen Lagerort und weist sie dem Auftrag zugewiesen.
Die automatische Ausprägungszuweisung findet in Abhängigkeit der verwendeten Auftragsart statt. In den folgenden Auftragsarten kann hinterlegt werden, ob eine Ausprägungszuweisung mit dem Erzeugen des jeweiligen Auftrages erfolgen soll:
- Lieferauftragsart
- Kommissionsart
Die automatische Ausprägungszuweisung kann in diesen beiden Auftragsarten über einen entsprechenden Eintrag im Auswahlfeld „Ausprägungszuweisung“ festgelegt werden. Mögliche Werte sind:
- Ja
Aktiviert die automatische Ausprägungszuweisung.
- Nur auf unstrukturierten Lagerorten
Aktiviert die automatische Ausprägungszuweisung nur für Kommissionen oder Lieferungen von unstrukturierten Lagerorten.
- Nein
Deaktiviert die automatische Ausprägungszuweisung.
Das Feld in der Lieferauftragsart steuert die Ausprägungszuweisung beim Erzeugen der Lieferaufträge, unabhängig davon ob eine Kommission erzeugt wird oder nicht.
Das Feld in der Kommissionsart steuert ausschließlich die Ausprägungszuweisung beim Erzeugen von Kommissionen aus der Produktion. Eine Ausprägungszuweisung beim Erzeugen einer Kommission aus einem bereits existierenden Lieferauftrag wird nicht unterstützt.
Ist die automatische Ausprägungszuweisung in beiden Auftragsarten deaktiviert, dann findet die Ausprägungszuweisung erst mit dem Erzeugen der Lageraufträge an unterteilten Lagerorten statt. In der Lagerauftragsart ist die Ausprägungszuweisung daher immer implizit aktiviert, auch wenn in der Anwendung „Lagerauftragsarten“ kein entsprechendes Eingabefeld angezeigt wird. Ist der Lagerort, an dem kommissioniert wird, nicht in Lagerplätze unterteilt, dann findet in diesem Fall keine automatische Ausprägungszuweisung statt.
Findet an einem unterteilten Lagerort die automatische Ausprägungszuweisung bereits bei der Erzeugung der Kommission oder des Lieferauftrages statt, dann werden die zugewiesenen Ausprägungen bei der Erzeugung der Lageraufträge berücksichtigt. Da die Lagerauftragserzeugung auch die Lagerplatz-relevanten Informationen berücksichtigt, kann es u. U. dazu kommen, dass für die zugewiesenen Ausprägungen keine Lageraufträge erzeugt werden können. Dies ist z. B. dann der Fall, wenn bei der Erzeugung der Kommission eine Ausprägung zugewiesen wird, die sich in einer Lagerzone befindet, die durch die verwendete Auslagerrestriktion ausgeschlossen ist. Aus diesem Grund wird empfohlen, den Wert „Nur auf unstrukturierten Lagerorten“ statt „Ja“ für die Ausprägungszuweisung zu verwenden.
Weitere Informationen finden Sie in den Dokumentationen „Einführung: Reservierungen“ und „Ausprägungsreservierungen“.
3.1 FIFO-Datum
Bei allen Auslagerstrategien werden die Artikelbestände nach ihrem FIFO-Datum ermittelt. FIFO steht für die Annahme, dass die zuerst eingelagerten Bestände auch zuerst ausgelagert werden.
Das FIFO-Datum wird pro Artikelbestand tagesgenau geführt. Wie das FIFO-Datum berechnet wird, hängt davon ab, ob der Artikel in Ausprägungen geführt wird bzw. in welcher Ausprägung er geführt wird:
- Bei Artikeln, die nicht in Ausprägungen geführt werden, wird das Einlagerungsdatum als FIFO-Datum verwendet.
Das Einlagerungsdatum gibt an, wann der Bestandssatz erzeugt wurde. Ein Bestandssatz wird typischerweise mit dem ersten Zugang oder der ersten Lagerplatz-Reservierung erzeugt. Beim ausprägungsreinen Auffüllen von Anbruchsmengen übernimmt der eingelagerte Bestand das Einlagerungsdatum vom bereits lagernden Bestand. Wenn das Lademittel mit einem anderen Artikel oder einer anderen Ausprägung aufgefüllt wird, dann wird ein neuer Bestandssatz erzeugt und der aufgefüllte Bestand bekommt ein eigenes Einlagerungsdatum.
- Bei Artikeln, die in Losen oder Seriennummern geführt werden, wird das Erfassungsdatum der Ausprägung als FIFO-Datum verwendet.
- Bei Chargen-Artikeln wird das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) der Charge verwendet. Wird das MHD bei einer konkreten Charge im Ausprägungsstamm geändert, so werden die FIFO-Datumsangaben in Lagerplatzbeständen angepasst. Lesen Sie bitte auch im Kapitel Automatische Ausprägungszuweisung von Chargen nach, welche weiteren Faktoren bei der Ausprägungszuweisung von Chargen berücksichtigt werden.
Haben zwei Ausprägungen das gleiche FIFO-Datum, dann entscheiden die Merkmale der verwendeten Lagerstrategie wie z. B. die Auslagersortierung darüber, welche davon zuerst ermittelt wird. Sind alle Einflussfaktoren gleich, dann werden die Ausprägungen in alphabetischer Reihenfolge zugewiesen.
In der Dokumentation „Einführung: Lagerstrategien“ finden Sie eine Beschreibung der Auswirkung der Lagerstrategien an Lagerorten, die in Lagerplätze unterteilt sind.
3.2 Automatische Ausprägungszuweisung von Losen
Die automatische Ausprägungszuweisung von Artikeln, die in Losen geführt werden, erfolgt nach dem Erfassungsdatum des jeweiligen Los.
3.3 Automatische Ausprägungszuweisung von Chargen
Die automatische Ausprägungszuweisung von Artikeln, die in Chargen geführt werden, erfolgt nach dem Mindesthaltbarkeitsdatum der jeweiligen Charge.
Damit eine Charge bei der automatischen Ausprägungszuweisung berücksichtigt wird, müssen die folgenden Bedingungen erfüllt sein:
- Am Lagerort ist ein noch nicht reservierter Bestand von der Charge vorhanden.
- Der Qualitätssicherungs-Status (QS-Status) der Charge hat den Wert „Freigegeben“.
- Das Haltedatum der Charge ist bereits überschritten.
- Das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) der Charge ist noch nicht erreicht.
- Die Zeit bis zum Erreichen des MHD ist größer als die Restlauffrist (Gilt nur für Vertriebsprozesse).
Trifft eine der obigen Bedingungen nicht zu, so wird die Ausprägung auch nicht zugewiesen. Die folgende Abbildung zeigt die Bedeutung von Haltedatum, Mindesthaltbarkeitsdatum und der Restlauffrist bei der automatischen Ausprägungszuweisung von Chargen.
Während der Haltefrist (rot) ist eine automatische Ausprägungszuweisung grundsätzlich nicht möglich. Die Restlauffrist (gelb) ist im Artikelstamm hinterlegt, kann aber auch kundenspezifisch definiert werden.
In den folgenden Kapiteln werden die für die automatische Ausprägungszuweisung relevanten Merkmale der Charge erläutert.
3.3.1 Haltefrist
Die Haltefrist bezeichnet den Zeitraum zwischen der Einlagerung und dem Zeitpunkt, an dem die Charge für die Auslagerung zur Verfügung steht. Während der Haltefrist können z. B. Qualitätsprüfungen stattfinden.
Beim Erfassen einer Charge wird das aktuelle Datum der in den Artikel-Stammdaten hinterlegten Haltefrist hinzugefügt und als Vorschlagswert angezeigt.
3.3.2 Restlauffrist
Die Restlauffrist bezeichnet den Zeitraum, der bis zum Mindesthaltbarkeitsdatum noch vorhanden sein muss, damit die Charge bei der automatischen Ausprägungszuweisung berücksichtigt wird.
Die Restlauffrist wird in den Artikel-Stammdaten hinterlegt, kann aber auch kundenspezifisch definiert werden. Bei der automatischen Ausprägungszuweisung, die bei der Erzeugung von Lageraufträgen erfolgt, wird für Vertriebsprozesse die Restlauffrist beachtet. Bei der automatischen Ausprägungszuweisung, die nicht für Vertriebsprozesse erfolgen, wie z. B. Lageraufträge aus einer Lageranforderung, wird die Restlauffrist nicht beachtet.
3.3.3 Mindesthaltbarkeitsdatum
Bei der automatischen Ausprägungszuweisung werden nur die Chargen berücksichtigt, die am Tag der Ausprägungszuweisung in der Zeitspanne vom Haltedatum bis zum Mindesthaltbarkeitsdatum abzüglich einer eventuellen Restlauffrist für Vertriebsprozesse liegen. Alle anderen (abgelaufenen oder sich noch in der Haltefrist befindlichen) Chargen werden nicht berücksichtigt.
Das folgende Beispiel veranschaulicht die Bedeutung von Haltedatum, Mindesthaltbarkeitsdatum und der Restlauffrist bei der automatischen Ausprägungszuweisung von Chargen. Das Beispiel geht von einer Charge mit dem Haltedatum 5. Dezember und dem Mindesthaltbarkeitsdatum 13. Dezember aus. Die Restlauffrist beträgt 5 Tage.
Tag | Haltedatum | Restlaufdatum | MHD | Automatische Zuweisung |
01. Dez. | Nicht erreicht | Nicht erreicht | Nicht erreicht | Nicht möglich |
02. Dez. | Nicht erreicht | Nicht erreicht | Nicht erreicht | Nicht möglich |
03. Dez. | Nicht erreicht | Nicht erreicht | Nicht erreicht | Nicht möglich |
04. Dez. | Nicht erreicht | Nicht erreicht | Nicht erreicht | Nicht möglich |
05. Dez. | Erreicht | Nicht erreicht | Nicht erreicht | Möglich |
06. Dez. | Erreicht | Nicht erreicht | Nicht erreicht | Möglich |
07. Dez. | Erreicht | Nicht erreicht | Nicht erreicht | Möglich |
08. Dez. | Erreicht | Erreicht | Nicht erreicht | Nicht möglich |
09. Dez. | Erreicht | Erreicht | Nicht erreicht | Nicht möglich |
10. Dez. | Erreicht | Erreicht | Nicht erreicht | Nicht möglich |
11. Dez. | Erreicht | Erreicht | Nicht erreicht | Nicht möglich |
12. Dez. | Erreicht | Erreicht | Nicht erreicht | Nicht möglich |
13. Dez. | Erreicht | Erreicht | Erreicht | Nicht möglich |
14. Dez. | Erreicht | Erreicht | Erreicht | Nicht möglich |
15. Dez. | Erreicht | Erreicht | Erreicht | Nicht möglich |
Hinweis:
Bei der Berechnung gilt der Tag, an dem die Ausprägungszuweisung stattfindet, als „per-Datum“. Ein eventueller Versand- oder Liefertermin wird dabei nicht berücksichtigt. Wurde im obigen Beispiel mit dem Kunden ein Liefertermin am 10. Dezember vereinbart und im Vertriebsauftrag festgehalten, kann die Charge am 6. Dezember trotzdem automatisch zugewiesen werden, obwohl eine Restlauffrist von 5 Tagen zwischen dem Liefertermin und dem Mindesthaltbarkeitsdatum nicht eingehalten werden kann.
3.3.4 Chargensplittung
Ist in der Auftragsposition keine Ausprägung vorgegeben, dann werden die zwei folgenden Möglichkeiten der automatischen Zuweisung genutzt. Welche genutzt wird, ist abhängig von der Einstellung für die Funktion „Chargensplittung“ in den Artikel-Stammdaten.
- Funktion „Chargensplittung“ ist aktiviert:
Die Gesamtmenge der zu kommissionierenden Position kann aus mehreren unterschiedlichen Ausprägungen versorgt werden.
- Funktion „Chargensplittung“ ist deaktiviert:
Die Gesamtmenge der zu kommissionierenden Position muss aus einer einzigen Ausprägung versorgt werden.
Bei Lagerorten, die nicht in Lagerplätze unterteilt sind, können die automatisch zugewiesenen Ausprägungen in der Anwendung „Kommissionen“ noch geändert werden. Bei der automatischen Ausprägungszuweisung durch den Lagerauftrag wird jedoch nicht berücksichtigt, ob eine Chargensplittung zulässig ist. Ist die Chargensplittung nicht zulässig, dann wird beim Erledigen der Kommission geprüft, ob pro Lieferauftragsposition nur eine Charge vorhanden ist. Ist dies nicht der Fall, lässt sich die Kommission auch nicht erledigen. Hat der Lagerauftrag unterschiedliche Ausprägungen an eine Kommissionsposition gemeldet, die zu einer Chargensplittung bei einer Lieferauftragsposition führen, muss u. U. die Kommission storniert und eine neue Kommission erzeugt werden.
3.4 Automatische Ausprägungszuweisung von Seriennummern mit Bestandsführung
Die automatische Ausprägungszuweisung von Artikeln, die in Seriennummern mit Bestandsführung geführt werden, erfolgt nach dem Erfassungsdatum der Seriennummer. Dabei entscheidet die älteste Seriennummer auf einem Lademittel über das FIFO-Datum des gesamten Lademittels. Bei Chargen und Losen wird das FIFO-Datum dagegen pro Ausprägung auf dem Lademittel geführt.
Bestandsgeführte Seriennummern werden abhängig von der Einstellung in der Anwendung „Customizing“, Funktion „Lagerlogistik“, den Lagerauftragspositionen zugeordnet. Im Feld „Seriennummernzuordnung im Lagerauftrag“ sind die folgenden Einstellungen möglich:
- Nicht zuordnen:
Die durch die Ein- oder Auslagerungslogik ermittelten Seriennummern werden den Lagerauftragspositionen nicht zugeordnet. In der Lagerauftragsposition erscheint der Artikel in seiner Gesamtmenge. Die Seriennummern müssen im Lagerauftrag mithilfe einer eigenen Aktion den Lagerauftragspositionen manuell hinzugefügt werden. Bei der Rückmeldung werden die hinzugefügten Seriennummern an den vorgelagerten Beleg zurückgemeldet.
- Zuordnen:
Die durch die Ein- oder Auslagerungslogik ermittelten Seriennummern werden den Lagerauftragspositionen zugeordnet. Die Lagerauftragsposition erhält die ermittelten Seriennummern als Vorschlagswerte, die manuell geändert werden können.
Bei der Einlagerung hat die Eröffnungsmethode der Ausprägung in den Artikel-Stammdaten Vorrang vor den Einstellungen in der Anwendung „Customizing“. Wurde in den Artikel-Stammdaten für die Ausprägung die Eröffnungsmethode „Automatisch“ als Vorschlagswert festgelegt, dann werden die bestandsgeführten Seriennummern immer dem Lagerauftrag zugeordnet. Bei in Seriennummern geführten Artikeln ist in den Artikel-Stammdaten nur die automatische Eröffnung zulässig. Daher werden bestandsgeführte Seriennummern immer den Lageraufträgen zugeordnet.
Normalerweise wird die Zuordnung von bestandsgeführten Seriennummern zu den Lageraufträgen empfohlen. Werden bei der Rückmeldung die Seriennummern jedoch automatisch mithilfe eines Lesegeräts erfasst oder die in Seriennummern geführten Artikel vorwiegend in kleinen Mengen bewegt, dann kann die Einstellung „Nicht zuordnen“ vorteilhaft sein.