Einführung: Reservierungen

Um sicherzustellen, dass eine gewünschte Artikelmenge zu einem festgelegten Zeitpunkt bereitsteht, können Artikelmengen reserviert werden. Durch die Reservierung wird die verfügbare Menge reduziert. Sie steht also für andere Zwecke nicht mehr zur Verfügung.

Die Reservierungen haben Auswirkungen auf alle Prozesse, die den Bestand und die Verfügbarkeit von Artikeln verändern. Somit sind folgende Frameworks mit Funktionen zu Reservierungen ausgestattet:

  • Vertrieb
  • Beschaffung
  • Lagerlogistik
  • Produktion
  • Disposition

Dieses Dokument liefert Ihnen einen Überblick über Reservierungen und deren Auswirkungen auf die relevanten Prozesse. Darüber hinaus finden Sie Informationen zu den möglichen Einstellungen. Die Beschreibung der relevanten Felder, Aktionen und Vorgehensweisen zu den Reservierungen in den jeweiligen Anwendungen finden Sie in den entsprechenden Anwendungsdokumentationen.

1                  Begriffsbestimmung

Bedarfe

Ein Bedarf ist eine bestimmte Artikelmenge, die beispielsweise zu einem bestimmten Bedarfstermin von einem Bedarfsverursacher benötigt wird oder die beschafft werden muss, damit der Mindestbestand nicht unterschritten wird.

Bedarfsdecker

Bedarfsdecker befriedigen den Bedarf, der von Bedarfsverursachern verursacht wurde. Zu den Bedarfsdeckern zählen der Bestand und geplante Zugänge, die sich z. B. aus Beschaffungsaufträgen ergeben.

Bedarfsdeckungstermin

Der Bedarfsdeckungstermin beschreibt den Zeitpunkt, zu dem ein geplanter Zugang eine Artikelmenge bereitstellen soll.

Bedarfstermin

Der Bedarfstermin beschreibt den Zeitpunkt, zu dem ein Bedarfsverursacher eine Artikelmenge benötigt.

Bedarfsverursacher

Bedarfsverursacher erzeugen zu einem Bedarfstermin einen Bedarf, der von Bedarfsdeckern befriedigt wird. Zu den Bedarfsverursachern zählen z. B. Vertriebsaufträge.

Belegloser Bedarf

Um einen Bedarf reservieren zu können, ohne zuvor einen Beleg erfassen zu müssen, steht der Pseudobeleg „Belegloser Bedarf“ zur Verfügung. Ein „Belegloser Bedarf“ hat eine Identifikation und zählt zu den Bedarfsverursachern.

Bestandsführung

Die Bestandsführung ist eine Fortschreibung der aktuellen Lagerbestände. Diese Fortschreibung wird jeweils im Anschluss an eine Materialbuchung mit einer Mengenbewegung vom Lagerlogistik-Server aktualisiert. Die Bestandsführung erfolgt auf der kleinsten Strukturebene eines Lagerortes und Artikels bzw. Ausprägung. Wenn der Artikel mehrere Artikeleinheiten besitzt, dann werden die Mengen pro Einheit gelagert. Bestandsmengen können außerdem unterschiedliche Eigenschaften besitzen, wie z. B. die Aufteilung in unterschiedliche Qualitätssicherungs-Status.

Reservierung

Eine Reservierung ist eine Sicherstellung, dass eine Ware zu einem konkreten Termin lieferbar ist. Durch eine Reservierung wird die Verknüpfung eines Bedarfsverursachers zu einem Bedarfsdecker dargestellt. Eine Reservierung ist nur dann möglich, wenn bei Bedarfsverursacher und Bedarfsdecker sowohl Artikel als auch Lagerorte übereinstimmen.

Reservierungsfrist

Die Reservierungsfrist ist der Zeitraum, der direkt vor dem Bedarfstermin liegt und in dem automatisch reserviert wird. Dadurch kann die Reservierung erst kurz vor dem Bedarfstermin erzeugt werden.

Verfügbarkeit

Die Verfügbarkeit ist der prognostizierte Bestand eines Artikels zum aktuellen oder zu einem künftigen Datum. Die Verfügbarkeit wird anhand einer Verfügbarkeitsregel berechnet und setzt sich zusammen aus                                     • dem aktuellen Bestand, • den geplanten Zugängen und • den geplanten Abgängen. Eventuelle Rückstände können bei der Berechnung der Verfügbarkeit ebenfalls berücksichtigt werden. Wird die Reservierungsfunktion genutzt, dann setzt sich die Verfügbarkeit zusammen aus • dem nicht reservierten aktuellen Bestand, • den nicht reservierten geplanten Zugängen und • den nicht reservierten geplanten Abgängen. Berücksichtigt werden dabei auch Teilmengen.

2                  Bedarfsverursacher und Bedarfsdecker

Zentrale Elemente der Reservierungen sind Bedarfsverursacher und Bedarfsdecker. Ein Bedarfsverursacher ist Auslöser für eine Reservierung. Ein Bedarfsdecker deckt den reservierten Bedarf des Bedarfsverursachers.

Bedarfsverursacher können beispielsweise Vertriebs-Auftragspositionen sein. Bedarfsdecker hingegen können z. B. Beschaffungs-Auftragspositionen sein. Bedarfsverursacher und ‑decker sind demnach Belege.

Bedarfsverursacherbelege:

  • Vertriebsaufträge
  • Kommissionen
  • Lieferaufträge
  • Beschaffungsaufträge (nur für Rücksendungen)
  • Produktionsaufträge
  • Verteilaufträge
  • Lageranforderungen

Bedarfsdeckerbelege:

  • Vertriebsaufträge (Rücksendungen, Konsignation, Filialgeschäft)
  • Kommissionen (Produktion, Konsignation, Filialgeschäft)
  • Lieferaufträge (Konsignation, Filialgeschäft)
  • Beschaffungsaufträge
  • Produktionsaufträge (Basis, Positionen mit Kuppelprodukten)
  • Verteilaufträge
  • Lageranforderungen

Für folgende Bedarfsverursacher und -decker können Reservierungen entstehen, obwohl diese keine Belege darstellen:

  • Reservierungen für Bedarfsverursacher ohne Belege
  • Materialbuchung

Für eine manuelle Materialbuchung, die einen Abgang darstellt, werden nur dann Reservierungen erzeugt, wenn ausreichend reservierbarer Bestand dafür vorhanden ist. Nur dann kann die Materialbuchung ausgeführt werden.

  • Eintrag im Buchungsfehlerspeicher

Für Einträge im Buchungsfehlerspeicher, die Abgänge darstellen, werden Reservierungen erzeugt, wenn dies möglich ist. Sind die Daten für Bestandseigentümer, Artikel und Lagerort nicht hinterlegt, dann kann keine Reservierung erzeugt werden.

  • Belegloser Bedarf

Beleglose Bedarfe dienen zum Erfassen von Bedarfen, ohne zuvor einen Beleg erfassen zu müssen.

  • Bedarfsdecker ohne Belege
  • Materialbuchung

Eine manuelle Materialbuchung, die einen Zugang darstellt, kann als Bedarfsdecker dienen.

  • Eintrag im Buchungsfehlerspeicher

Auch für Einträge im Buchungsfehlerspeicher, die Zugänge darstellen, werden Reservierungen erzeugt, wenn dies möglich ist. Sind die Daten für Bestandseigentümer, Artikel und Lagerort nicht hinterlegt, dann kann keine Reservierung erzeugt werden.

  • Bestand

3                  Auswirkungen der Reservierungen auf die Verfügbarkeit des Bestandes

Reservierungen beeinflussen die Verfügbarkeit des Bestandes. In diesem Kapitel wird anhand eines Beispiels erklärt, wie die Reservierungen den verfügbaren Bestand um den reservierten Bestand verringern.

3.1             Verfügbarkeit ohne Reservierungen

Der verfügbare Bestand ist der prognostizierte Artikelbestand zu einem bestimmten Datum. Bleiben Reservierungen unberücksichtigt, dann setzt sich der verfügbare Bestand zum betrachteten Datum zusammen aus

  • dem aktuellen Bestand
  • zuzüglich der geplanten Zugänge und
  • abzüglich der geplanten Abgänge.

Auch eventuelle Rückstände aus nicht erledigten Aufträgen werden berücksichtigt.

Damit Sie Liefertermine vereinbaren können, steht Ihnen als Informationsgrundlage die Verfügbarkeitsabfrage zur Verfügung. Die Verfügbarkeitsabfrage basiert stets auf der aktuellen Auftragslage. Deshalb kann ein Liefertermin zwar vereinbart, aber nicht garantiert werden, wenn die Artikelmenge nicht reserviert wird.

Beispiel:

Vertriebsauftrag 1

Am 2.4. bestellt ein Kunde 80 St. eines Artikels zum Liefertermin 12.4.
Da der Transport 2 Tage dauert, muss die Ware bereits am 10.4. versendet werden.

Gemäß Verfügbarkeitsabfrage sind 100 St. verfügbar.

Vertriebsauftrag 2

Am 3.4. bestellt ein zweiter Kunde 60 St. vom gleichen Artikel und vom gleichen Abgangs-Lagerort zum Liefertermin 15.4. Da der Transport diesmal per Schiff erfolgt, muss die Ware bereits eine Woche vorher, also am 8.4., versendet werden.

Gemäß Verfügbarkeitsabfrage sind 100 St. verfügbar, da der Abgang aus dem ersten Vertriebsauftrag erst zwei Tage danach geplant ist.

Fazit:

Am 8.4. wird der zweite Vertriebsauftrag versendet. Danach sind nur noch 40 St. verfügbar. Obwohl die Verfügbarkeitsabfrage bei der Auftragserfassung die komplette Menge als verfügbar gemeldet hatte, kann der erste Vertriebsauftrag nur teilweise geliefert werden.

Zwei Verfügbarkeitsabfragen zu unterschiedlichen Zeitpunkten liefern unter Umständen unterschiedliche Ergebnisse, wenn zwischen den beiden Abfragen Vertriebsauftragspositionen für den gleichen Bestandseigentümer, Artikel und Lagerort mit einem früheren Versandtermin erfasst, geändert oder gelöscht wurden. Um dies zu verhindern, kann beim Erfassen des Vertriebsauftrages die Artikelmenge reserviert werden.

3.2             Verfügbarkeit mit Reservierungen

Ist die Customizing-Funktion „Reservierungen“ aktiv, dann sind geplante Abgänge mit ihren Verfügbarkeitsdaten gleichzeitig auch Bedarfsverursacher und geplante Zugänge im Sinne der Verfügbarkeitsführung gleichzeitig Bedarfsdecker.

Mithilfe einer Reservierung werden Bedarfsverursacher und Bedarfsdecker verknüpft. Für den Bedarfsverursacher werden Artikelmengen reserviert, sodass diese für andere Zwecke nicht mehr zur Verfügung stehen. Reservierbar sind sowohl Bestand als auch geplante Zugänge. Sind für einen Bestandsabgang nicht alle Bestandsmerkmale im Bedarfsverursacherbeleg festgelegt, dann wird ein Bestand vorläufig reserviert. Andernfalls wird ein Bestand fest reserviert.

Die reservierte Menge reduziert die verfügbare Menge. Dadurch wird die Verfügbarkeitsabfrage genauer und Liefertermine können besser eingehalten werden.

Beispiel:

Vertriebsauftrag 1

Am 2.4. bestellt ein Kunde 80 St. eines Artikels zum Liefertermin 12.4.
Da der Transport 2 Tage dauert, muss die Ware bereits am 10.4. versendet werden.

Gemäß Verfügbarkeitsabfrage sind 100 St. zum Versandtermin 10.4. verfügbar.

Beim Erfassen der Vertriebsauftragsposition wird die Auftragsmenge reserviert. Dadurch verringert sich der verfügbare Bestand auf 20 St.

Vertriebsauftrag 2

Am 3.4. bestellt ein zweiter Kunde 60 St. vom gleichen Artikel und vom gleichen Abgangs-Lagerort zum Liefertermin 15.4. Da der Transport diesmal per Schiff erfolgt, muss die Ware bereits eine Woche vorher, also am 8.4., versendet werden.

Gemäß Verfügbarkeitsabfrage sind zum Versandtermin 8.4. nur noch 20 St. verfügbar.

Durch die Verwendung von Reservierungen meldet die Verfügbarkeitsabfrage einen genaueren verfügbaren Bestand (aus dem Beispiel 20 St.). Ist nicht ausreichend verfügbarer Bestand vorhanden, dann stehen Ihnen beim Erfassen von Vertriebsauftragspositionen mehrere Optionen zur Verfügung. Beispielsweise können Sie

  • die Vertriebsauftragsposition erfassen und die Fehlmenge vor dem Versandtermin beim Lieferanten bestellen, produzieren oder per Verteilauftrag auf den Abgangs-Lagerort umlagern,
  • einen späteren Liefertermin oder eine schnellere Versandbedingung mit dem Kunden vereinbaren,
  • eine Teillieferung mit dem Kunden vereinbaren und die Vertriebsauftragsposition auf die verfügbare Menge reduzieren,
  • einen zum Versandtermin reservierbaren Ersatz-Artikel anbieten oder
  • bestehende Reservierungen ändern und den Bestand neu verteilen.

Hinweis:

Wenn Sie bestehende Reservierungen ändern, dann können Sie den Kunden und den zuständigen Mitarbeiter per Workflow-Benachrichtigung über die Änderung informieren.

3.3             Umverteilungen

Sind für einen Bestandsabgang nicht alle Bestandsmerkmale im bedarfsverursachenden Beleg festgelegt, dann wird ein Bestand vorläufig reserviert. Sind im bedarfsverursachenden Beleg alle Bestandsmerkmale festgelegt, dann wird ein Bestand fest reserviert. Kann ein Bestand nicht reserviert werden, dann wird Folgendes vom System ausgeführt:

Das System ermittelt vorläufig reservierte Bestände und entfernt sie, sodass ein reservierbarer Bestand für den Bedarfsverursacher frei wird. Die Ermittlung vorläufiger Bestandsreservierungen erfolgt in der Auswertung der Bestandsmerkmale in der folgenden Reihenfolge:

  1. Ausprägung

Reservierungen für Bedarfsverursacher, für die keine Ausprägung festgelegt wurde, werden vor den Reservierungen für Bedarfsverursacher betrachtet, für die eine konkrete Ausprägung festgelegt ist.

  1. Bestandseigentümer-Reihenfolge

Ist die Customizing-Funktion „Mehrere Bestandseigentümer“ aktiviert, dann werden Reservierungen gemäß der Bestandseigentümer-Reihenfolge betrachtet.

  1. Einheiten-Verbindlichkeit

Reservierungen werden in folgender Reihenfolge der Einheiten-Verbindlichkeit betrachtet: „Unverbindlich“, „In Verpackungsstruktur enthalten“ und „Verbindlich“.

  1. Verpackungsgröße

Reservierungen werden nach aufsteigender Verpackungsgröße betrachtet.

  1. Bedarfstermin

Reservierungen werden nach absteigendem Bedarfstermin betrachtet.

Hinweis:

Eine vorläufige Reservierung eines alternativen Bestandes wird nur dann entfernt, wenn sie durch das Reservieren anderer Bestände wiederhergestellt werden kann.

4                  Bevorzugte Reservierungen

Bei Bedarf können die Reservierungen so geändert werden, dass ausgewählte Bedarfsverursacher, die durch die automatischen Reservierungen zunächst nicht oder nur teilweise reserviert werden konnten, dennoch komplett reserviert werden können. Dadurch werden die Reservierungen anderer Bedarfsverursacher geändert. Die bevorzugte Reservierung kann automatisch erfolgen oder vom Benutzer beeinflusst werden.

Weitere Informationen finden Sie in der Dokumentation „Reservierungen“.

5                  Customizing

Über die Customizing-Funktion „Reservierungen“ können Sie einstellen, ob und wie Sie Artikelmengen reservieren möchten. Ist die Customizing-Funktion „Reservierungen“ deaktiviert, dann ergeben sich keine Änderungen. Ihnen stehen für Reservierungen ausschließlich Ausprägungsreservierungen und Lagerplatz-Reservierungen zur Verfügung.

Ist die Funktion aktiviert, dann hat das Auswirkungen auf die Verfügbarkeitsabfrage und die Prozesse, die den Bestand verändern. Beispielsweise können Artikelmengen aus Auftragspositionen nur in der Höhe kommissioniert werden, in der sie reserviert wurden.

Ob und wie reserviert wird, können Sie in verschiedenen Anwendungen einstellen. Beachten Sie dazu die jeweiligen Anwendungsdokumentationen. Einen Einblick finden Sie in diesen Kapiteln:

  • Reservierungseinstellungen in der Anwendung „Customizing“
  • Reservierungseinstellungen in der Anwendung „Lagerorte“
  • Reservierungseinstellungen in der Anwendung „Artikel“
  • Reservierungseinstellungen in Belegarten-Anwendungen

5.1             Reservierungseinstellungen in der Anwendung „Customizing“

In der Anwendung „Customizing“ können Sie die Funktion „Reservierungen“ für den Mandanten sowie für einzelne Lagerlogistikorganisationen einstellen. Nur wenn Sie die Funktion „Reservierungen“ für den Mandanten aktivieren, können untergeordnete Lagerlogistikorganisationen die Funktion verwenden.

Zusätzlich können Sie für den Mandanten einstellen, ob auch geplante Zugänge reserviert werden dürfen. Daraufhin erhöhen oder reduzieren Sie die Vorgabe des Reservierungsumfangs, der für alle Lagerlogistikorganisationen einstellbar ist.

Diese Einstellung wird jedoch nur dann betrachtet, wenn in den Anwendungen „Customizing“ und „Lagerorte“ mit Reservierungen gearbeitet wird und gemäß Lagerortdaten des Lager-Artikels bzw. gemäß dem Lager-Artikel selbst, der Reservierungsumfang auf „Gemäß Customizing-Einstellung“ eingestellt ist. In allen anderen Fällen wird diese Einstellung nicht betrachtet.

Der Reservierungsumfang ist wie folgt wählbar:

  • Keine Reservierungen

In der gewählten Lagerlogistikorganisation wird ohne Reservierungen gearbeitet.

  • Bestand

Für die gewählte Lagerlogistikorganisation wird ausschließlich Bestand reserviert.

  • Bestand und geplante Zugänge

Für die gewählte Lagerlogistikorganisation werden sowohl Bestand als auch Zugänge reserviert.

Sie können darüber hinaus einstellen, inwieweit Bedarfsverursacher und Bedarfsdecker automatisch reserviert oder nachreserviert werden, beispielsweise ob geplante Zugänge beim Erhöhen der Bedarfsdeckung sofort automatisch durch nicht komplett reservierte Bedarfsverursacher reserviert werden sollen.

Mithilfe einer Termintoleranzgrenze können Sie festlegen, wie die Termine von geplanten Zu- und Abgängen betrachtet werden und eine Zugangsreservierung erzeugt werden kann. Abhängig von der positiven oder negativen Angabe ergeben sich folgende Situationen:

  • Die Anzahl der Tage ist positiv

Ein geplanter Zugang wird auch dann reserviert, wenn der Bedarfsdeckungstermin nach dem Bedarfstermin des Bedarfsverursachers liegt. Sie legen also die Anzahl der Tage fest, die der Bedarfsdeckungstermin den Bedarfstermin maximal überschreiten darf.

  • Die Anzahl der Tage ist negativ

Ein geplanter Zugang wird nur dann reserviert, wenn der Bedarfsdeckungstermin vor dem Bedarfstermin des Bedarfsverursachers liegt. Sie legen also die Anzahl der Tage fest, die der Bedarfsdeckungstermin den Bedarfstermin mindestens unterschreiten muss.

  • Die Anzahl der Tage ist Null

Ein geplanter Zugang wird reserviert, wenn der Bedarfsdeckungstermin vor dem Bedarfstermin liegt oder mit ihm identisch ist.

Die Termintoleranzgrenze wirkt auf manuelle wie auch auf automatische Reservierungen.

Zudem kann einer Überreservierung entgegengesteuert werden. Eine Überreservierung entsteht, wenn der reservierte Bestand den aktuellen Bestand übersteigt. Wenn die Funktion „Automatische Auswahl bei Reservierungsentfernung“ aktiviert wird, dann wird automatisch versucht, Reservierungen voll oder teilweise zu entfernen, bis die Überreservierung aufgehoben ist. Bei der Ermittlung der zu entfernenden Reservierungen werden keine Bedarfsverursacher berücksichtigt, die Reservierungen zwingend voraussetzen. Insbesondere werden keine Reservierungen von Lieferaufträgen oder von Vertriebsaufträgen mit Beschaffungs- oder Produktionsanbindung entfernt.

Beispiel:

Folgendes Beispiel zeigt eine Überreservierung, die durch die Reduzierung des Bestands aufgrund einer Inventur entsteht, und deren Auflösung mit automatischer Auswahl der dafür infrage kommenden Reservierungen:

Der Bestand des Artikels 10010 am Lagerort 100 beträgt 500 St. Davon sind 480 St. reserviert.

Bei einer Inventur wird festgestellt, dass 8 Lademittel mit je 4 St. am Lagerort 100 fehlen. Beim Abschließen der Inventur wird eine Korrektur gebucht, die eine Überreservierung von 12 St. verursacht:

(500 – 8 * 4)  – 480 = -12

Bestand nach Inventur (468 St.) – Reservierungen (480 St.)

Die Funktion „Automatische Auswahl bei Reservierungsentfernung“ ermittelt zwei Reservierungen von jeweils 10 St., die aufgehoben werden könnten. Die erste Reservierung wird komplett entfernt. Die zweite Reservierung wird um 2 St. verringert.

Weitere Informationen zu den einzelnen Einstellungsmöglichkeiten finden Sie im Dokument „Customizing: Lagerlogistik“.

5.2             Reservierungseinstellungen in der Anwendung „Lagerorte“

In der Anwendung „Lagerorte“ können Sie mithilfe der Funktion „Reservierungen“ einstellen, ob Reservierungen für einen Lagerort erzeugt werden. Die Einstellung gilt für sämtliche Bestände am Lagerort. Ist die Funktion deaktiviert, dann hat das Vorrang vor den Einstellungen in den Artikel-Stammdaten. Somit werden auch dann keine Reservierungen erzeugt, wenn für den Artikel eingestellt ist, dass er reserviert werden darf.

Weitere Informationen zu dieser und anderen Einstellungsmöglichkeiten finden Sie im Dokument „Lagerorte“.

5.3             Reservierungseinstellungen in der Anwendung „Artikel“

In der Ansicht „Lagerlogistik“ der Anwendung „Artikel“ können Sie für einen Artikel den Reservierungsumfang und den Reservierungstypen einstellen.

Weitere Informationen finden Sie in dieser Dokumentation: Artikel, Ansicht „Lagerlogistik“

5.3.1         Reservierungsumfang

Mithilfe des Reservierungsumfangs legen Sie fest, ob ein Artikel reserviert werden darf und ob geplante Zugänge des Artikels als Bedarfsdecker verwendet werden dürfen. Als Reservierungsumfang ist Folgendes einstellbar:

  • Gemäß Customizing-Einstellung
  • Keine Reservierungen
  • Bestand
  • Bestand und geplante Zugänge

Bei der Einstellung „Bestand und geplante Zugänge“ können sowohl der Bestand als auch geplante Zugänge des Artikels reserviert werden. Diese Einstellung ist nur dann möglich, wenn in der Anwendung „Customizing“ für den Mandanten festgelegt wurde, dass geplante Zugänge reserviert werden dürfen.

5.3.2         Reservierungstyp

Mithilfe des Reservierungstyps legen Sie fest, wie und wann die Reservierungen entstehen. Folgendes steht zur Auswahl:

  • Gemäß Belegart
  • Manuell
  • Automatisch mit Reservierungsfrist
  • Automatisch ohne Reservierungsfrist
Reservierungsfrist

Die Reservierungsfrist ist der Zeitraum unmittelbar vor dem Bedarfstermin, in dem automatisch reserviert wird. Dadurch kann die Reservierung erst kurz vor dem Bedarfstermin erzeugt werden. Das Feld „Reservierungsfrist“ kann nur dann bearbeitet werden, wenn als Reservierungstyp „Automatisch mit Reservierungsfrist“ gewählt wurde. Die Reservierungsfrist wird in Arbeitstagen angegeben.

Beispiel:

Folgendes Beispiel zeigt die Auswirkung einer Reservierungsfrist von 2 Tagen mit dem eingestellten Reservierungsumfang „Bestand“.

Vertriebsauftrag 1

Am 2.4. bestellt ein Kunde 80 St. eines Artikels zum Versandtermin (Bedarfstermin) 10.4. Da die Reservierungsfrist noch nicht erreicht ist, wird keine Reservierung erzeugt.

Vertriebsauftrag 2

Am 3.4 bestellt ein zweiter Kunde 60 St. vom gleichen Artikel und vom gleichen Abgangs-Lagerort zum Versandtermin 6.4. Da die Reservierungsfrist noch nicht erreicht ist, wird keine Reservierung erzeugt.

Am 4.4 zwei Arbeitstage vor dem Bedarfstermin wird der zweite Vertriebsauftrag automatisch reserviert.

Am 6.4 wird der zweite Vertriebsauftrag kommissioniert und geliefert.

Zugang

Am 7.4 erfolgt ein Zugang von 20 St. aus der Produktion.

Vertriebsauftrag 1

Am 8.4 zwei Arbeitstage vor dem Bedarfstermin wird der erste Vertriebsauftrag automatisch reserviert.

Am 10.4 wird der erste Vertriebsauftrag kommissioniert und geliefert.

Fazit

Ohne die Reservierungsfrist wäre der erste Vertriebsauftrag sofort komplett reserviert worden. Dadurch wäre für den zweiten Vertriebsauftrag nur noch eine Teillieferung möglich gewesen.

Die zeitliche Verzögerung der Reservierungserzeugung unter Verwendung von Reservierungsfristen kann zu einem besseren Lagerumschlag und zu einer besseren Lieferfähigkeit führen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass bis zum Zeitpunkt der Reservierungserzeugung der verfügbare Bestand anderen Bedarfsverursachern zur Verfügung steht. Dadurch entsteht ein Maß an Ungewissheit über die Einhaltung von abgestimmten Lieferterminen.

5.4             Reservierungseinstellungen in Belegarten-Anwendungen

Einige Belegtypen stellen den Anfang eines reservierungsrelevanten Prozesses dar, wie z. B. ein Vertriebsauftrag. In den folgenden Belegarten-Anwendungen können Sie den Reservierungstypen dafür einstellen:

  • Beschaffungs-Auftragsarten
  • Produktions-Auftragsarten
  • Verteilauftragsarten
  • Vertriebs-Auftragsarten

Folgende Reservierungstypen sind einstellbar:

  • Manuell

Die Reservierung von Artikelmengen muss manuell mithilfe einer Aktion in der Beleg-Anwendung oder mithilfe der Anwendung „Reservierungen“ erfolgen.

  • Automatisch mit Reservierungsfrist

Die Reservierung wird automatisch ausgeführt, wenn der Beleg den Status „Freigegeben“ hat. Zusätzlich wählen Sie mit diesem Typ die Angabe einer Reservierungsfrist: Die Reservierung wird frühestens dann ausgeführt, wenn die Dauer (gerechnet in Werktagen) zwischen dem aktuellen Datum und dem Bedarfsdatum gleich der angegebenen Reservierungsfrist ist oder die angegebene Reservierungsfrist unterschreitet. Siehe bei Bedarf dieses Kapitel: Reservierungsfrist

  • Automatisch ohne Reservierungsfrist

Die Reservierung wird automatisch sofort ausgeführt, wenn der Beleg den Status „Freigegeben“ hat. Eine Reservierungsfrist kann nicht angegeben werden.

  • Automatisch beim Start von Lagerlogistikprozessen

Die Reservierung wird automatisch ausgeführt, wenn ein Folgebeleg im Rahmen des Lagerlogistikprozesses erzeugt wird. Das kann beispielsweise eine Kommission oder ein Lieferauftrag sein.

Für Beschaffungs-Auftragsarten kann der Reservierungstyp nur für Rücksendungen festgelegt werden. Der Bestand soll für die Warenrücksendung sofort reserviert werden. Deshalb stehen nur folgende Reservierungstypen zur Verfügung:

  • Manuell
  • Automatisch ohne Reservierungsfrist

Bezüglich der verfügbaren Auswahl des Reservierungstyps in Abhängigkeit des jeweiligen Belegtyps ziehen Sie bitte die zugehörige Dokumentation zur entsprechenden Belegart-Anwendung zurate.

Hinweis:

Ist einer der Reservierungstypen eingestellt, mit dem automatisch die Reservierungen ausgeführt werden, und nutzen Sie stattdessen im Beleg die Aktion „Bestandsmengen reservieren“, dann wird der Reservierungstyp für den Beleg auf „Manuell“ geändert und damit die automatische Reservierung für diesen Beleg ausgesetzt. Sie können die Automatik wieder herstellen, indem Sie in der Anwendung „Reservierungen“ für den betroffenen Beleg den Reservierungstyp zurücksetzen und damit die Einstellung aus der verwendeten Belegart wieder übernehmen.

6                  Ausprägungsreservierungen

Ausprägungsreservierungen werden dann geführt, wenn die Customizing-Funktion „Reservierungen“ generell nicht aktiv ist oder Reservierungen in einem konkreten Kontext nicht ausgeführt werden.

Durch die Ausprägungsreservierung wird die Menge an geplanten Abgängen von Ausprägungen an einem bestimmten Lagerort festgehalten. Die Ausprägungsreservierung bewirkt, dass eine bestimmte Ausprägung nur bis zur vorhandenen Bestandsmenge an einem bestimmten Lagerort kommissioniert bzw. ausgelagert werden kann. Eine Ausprägung wird nur dann reserviert, wenn ein Abgang vom Lagerort betroffen ist. Weder Einlagerungen noch Lagerort-interne Umlagerungen von Artikeln, die in Ausprägungen geführt werden, resultieren in Ausprägungsreservierungen.

Im Gegensatz zu Reservierungen enthalten Ausprägungsreservierungen keine Bedarfsdaten und somit keinerlei Informationen über den Reservierungsverursacher. Das ist einer der wichtigsten Unterschiede zu Reservierungen. Eine Ausnahme bilden Artikel, die in Seriennummern geführt werden. Wird eine konkrete Seriennummer reserviert, dann wird der Reservierungsverursacher direkt auf der Seriennummer vermerkt.

Weitere Informationen finden Sie im Dokument „Ausprägungsreservierungen“.

7                  Lagerplatz-Reservierungen

Für künftige Zu- und Abgänge können Lagerplätze reserviert werden. Auch Bestände auf unstrukturierten Lagerzonen (außer Inventurdifferenz-Zone) werden für künftige Zu- und Abgänge reserviert. Umfasst der Lagerplatz mehr als ein Lademittel, dann erfolgt die Lagerplatz-Reservierung für den Stellplatz. Lagerplatz-Reservierungen entstehen z. B. beim Erzeugen von Lageraufträgen oder wenn ein Lagerplatz oder eine unstrukturierte Lagerzone in einer Lageranforderung ausdrücklich angegeben wurde. Dabei wird verhindert, dass die Summe des realen Bestandes und aller offenen Reservierungen negativ wird.

Weitere Informationen finden Sie im Dokument „Lagerplatz-Reservierungen“.

8                  Reservierungsstatus

Der Reservierungsstatus vermittelt u. a. folgende Informationen:

  • Muss ein Bedarfsverursacher reserviert werden?
  • In welchem Umfang ist der Bedarf gedeckt?
  • Wird ein geplanter Zugang verwendet, um Bedarfe zu decken?
  • Ist ein Bedarfsverursacher manuell reserviert?
  • Ist ein Bedarfsverursacher aufgrund seines Status von der automatischen Reservierung ausgeschlossen?

Der Reservierungsstatus wird sowohl für Bedarfsverursacher als auch für Bedarfsdecker geführt.

Folgende Icons stellen den Bedarfsverursacher- und Bedarfsdeckerstatus dar:

Icon Erläuterung  
[kein Icon] Reservierung nicht erforderlich bzw. kein offener Bedarf oder keine offene Bedarfsdeckung.  
Nicht reserviert
Teilweise reserviert
Komplett reserviert

Folgendes Icon wird angezeigt, wenn ein Bedarf auch über geplante Zugänge gedeckt ist:

Icon Erläuterung
Mindestens einer der reservierten Bedarfsdecker ist ein geplanter Zugang (nur bei Bedarfsverursachern).

Folgendes Icon wird angezeigt, wenn die automatische Reservierung für den Bedarfsverursacher oder den Bedarfsdecker ausgeschlossen ist:

Icon Erläuterung
Der Bedarfsverursacher oder der Bedarfsdecker können aufgrund ihres Status nicht automatisch reserviert werden. In der jeweiligen Belegart ist mithilfe des Feldes „Reservierungsausschluss“ festgelegt, bei welchen Statuswerten die automatische Reservierung nicht erfolgt.

Folgendes Icon wird angezeigt, wenn ein Bedarf durch automatisch erzeugte Reservierungen nicht gedeckt werden kann:

Icon Erläuterung
Die Reservierung wird nicht automatisch geändert. Mögliche Gründe können sein:

·       Der Reservierungstyp für den Bedarfsverursacher ist auf „Manuell“ eingestellt.

·       Eine Reservierung wurde für den Bedarfsverursacher manuell erfasst.

·       Eine automatisch erzeugte Reservierung wurde geändert.

(Nur bei Bedarfsverursachern)

Daraus ergeben sich z. B. folgende Reservierungsstatus:

Icon Erläuterung
Der Bedarf ist komplett reserviert. Mindestens einer der reservierten Bedarfsdecker ist ein geplanter Zugang.
Der Bedarf ist nicht reserviert. Der nicht gedeckte Bedarf muss manuell reserviert werden.
Der Bedarf ist teilweise reserviert. Reserviert ist ausschließlich Bestand, keine geplanten Zugänge. Der nicht gedeckte Bedarf muss manuell reserviert werden.
Der Bedarf ist komplett vom Bestand reserviert. Wenn sich der Bedarf beispielsweise erhöht, dann wird nicht automatisch nachreserviert und der Status ändert sich dann auf „Teilweise reserviert“.
Der Bedarf ist teilweise reserviert. Mindestens einer der reservierten Bedarfsdecker ist ein geplanter Zugang. Der nicht gedeckte Bedarf muss manuell reserviert werden.

Folgendes zusätzliches Icon wird bei Bedarfsverursachern angezeigt, wenn der relevante Bestand überreserviert ist:

Icon Erläuterung
! Bestand ist überreserviert.

Wird eine Reservierung von einem Beleg auf den Folgebeleg in der Belegkette weitergegeben, dann wird eine neue Reservierung erzeugt und die alte Reservierung bekommt den Reservierungsstatus „Erledigt“. Der Erledigt-Status wird nicht durch ein Icon dargestellt, da keine weitere Reservierung erforderlich ist. Beispielsweise wird für komplett kommissionierte Vertriebsauftragspositionen kein Reservierungsstatusicon angezeigt.

9                  Anzeige der Reservierungsinformationen

In den folgenden Kapiteln werden Anwendungen beispielhaft genannt, in denen Reservierungsinformationen angezeigt werden.

  • Anwendung „Reservierungen“
  • Beleganwendungen
  • Abfrageanwendungen

9.1             Anwendung „Reservierungen“

Mithilfe der Anwendung „Reservierungen“ können Sie Reservierungen abfragen sowie erfassen und bearbeiten. Soll etwas ohne Beleg reserviert werden, dann können Sie „Beleglose Bedarfe“ erfassen und reservieren.

Weitere Informationen finden Sie im Dokument „Reservierungen“.

9.2             Beleganwendungen

Für Bedarfsverursacher oder Bedarfsdecker werden in der Regel der Reservierungsstatus und die reservierte Menge in der Positionsansicht der entsprechenden Beleganwendung angezeigt. Beispielsweise stellen folgende Beleganwendungen diese Informationen zur Verfügung:

  • Vertriebsangebote
  • Vertriebsaufträge
  • Kommissionen
  • Beschaffungsaufträge (nur für Rücksendungen)
  • Produktionsaufträge
  • Verteilaufträge
  • Lageranforderungen
Lieferaufträge und Materialbuchungen

In der Anwendung „Lieferaufträge“ wird der Reservierungsstatus nicht angezeigt, da die Lieferauftragserzeugung nur dann möglich ist, wenn der Bedarf durch Bestand gedeckt ist und die Reservierungen nicht entfernt werden können. Aus dem gleichen Grund wird auch für Materialbuchungen kein Reservierungsstatus angezeigt.

Kommissionen

Findet keine automatische Ausprägungszuweisung statt oder war sie nicht erfolgreich, dann müssen die Ausprägungen für ausprägungsgeführte Artikel über die Rückmeldung der Kommission manuell zugewiesen werden. Dabei werden Reservierungen für die zugewiesenen Ausprägungen automatisch erzeugt. Sind die Ausprägungen nicht ausreichend im Bestand, dann darf maximal die reservierte Menge zurückgemeldet werden. Um die Rückmeldung zu erleichtern, wird sowohl in der Ansicht „Lieferauftrag“ als auch „Kommission“ die reservierte Menge angezeigt. Der Reservierungsstatus wird nicht dargestellt.

9.3             Abfrageanwendungen

In relevanten Anwendungen können Reservierungsinformationen abgefragt und angezeigt werden. Nachfolgend ein Auszug von Anwendungen mit Reservierungsinformationen:

  • Beschaffung
  • Cockpit: Beschaffungsaufträge/Positionen
  • Lagerlogistik
  • Cockpit: Bestände
  • Cockpit: Bestände/Artikel
  • Cockpit: Bestände/Ausprägungen
  • Cockpit: Geplante Zugänge und Abgänge
  • Cockpit: Lageranforderungen/Positionen
  • Verfügbarkeit abfragen
  • Logistische Einheiten bearbeiten
  • Produktion
  • Cockpit: Produktionsaufträge/Materialpositionen
  • Vertrieb
  • Cockpit: Vertriebsangebote/Positionen
  • Cockpit: Vertriebsaufträge/Positionen
  • Cockpit: Verteilaufträge/Positionen

Weitere Informationen finden Sie in der jeweiligen Anwendungsdokumentation.

10              Einsatz des Workflow-Managements

Reservierungen können manuell oder automatisch geändert, gelöscht oder ungültig werden. Um beispielsweise einen zuständigen Mitarbeiter des Bedarfsverursachers über Änderungen zu informieren, kann das Workflow-Management und die dafür zur Verfügung stehenden Ereignisse genutzt werden.

Beispiel:

Der von einer Vertriebsauftragsposition verursachte Bedarf wird von einer Beschaffungsauftragsposition komplett gedeckt. Die Beschaffungsauftragsposition wird so geändert, dass die zu beschaffene Menge nicht ausreicht, um den Bedarf zu decken. Die dadurch verursachte Änderung der Reservierung löst ein Workflow-Ereignis aus, woraufhin über die Aktivitätsdefinition eine Aktivität erzeugt wird.

Der zuständige Mitarbeiter wird mithilfe einer Aufgabe über die Änderung benachrichtigt. Er kann daraufhin mithilfe der Anwendung „Reservierungen“ die Vertriebsauftragsposition einer anderen Beschaffungsauftragsposition zuordnen.

Nachfolgend werden die jeweiligen Ereignisse und Parameter beschrieben.

Weitere Informationen zu Workflow-Ereignissen finden Sie in der Dokumentation „Einführung: Workflow-Management“.

10.1         Workflow-Ereignisse für Belegtypen

Für folgende Belegtypen stehen Workflow-Ereignisse zur Verfügung, mit denen darüber informiert werden kann, wenn Reservierungen unter Umständen nicht mehr ausreichend sind. Das kann beispielsweise durch das Reduzieren von geplanten Zugangsmengen entstehen, die als Bedarfsdecker reserviert sind, oder durch das bevorzugte Reservieren ausgewählter Bedarfsverursacher:

  • Vertriebsaufträge
  • Beschaffungsaufträge (Warenrücklieferungen)
  • Produktionsaufträge
  • Verteilaufträge
  • Lageranforderungen

Bei allen anderen Typen von Bedarfsverursachern können bestehende Reservierungen durch äußere Einflüsse nicht geändert werden. Deshalb existieren auch keine entsprechenden Workflow-Ereignisse. Das gilt u. a. für die Kommission und den Lieferauftrag, deren Bedarfe per Definition komplett durch Bestand gedeckt sein müssen. Das Löschen einer solchen Reservierung würde zu einem unerlaubten Zustand führen.

Für jeden der oben genannten Belegtypen sind drei Workflow-Ereignisse für geänderte, gelöschte und ungültige Reservierungen verfügbar. Die technischen Namen der Workflow-Ereignisse sind aus den Belegtypen und der auslösenden Aktion abgeleitet.

Vertriebsauftrag:

  • SalesOrderReservationChanged
  • SalesOrderReservationDeleted
  • SalesOrderReservationInvalidated

Produktionsauftrag:

  • ProductionOrderReservationChanged
  • ProductionOrderReservationDeleted
  • ProductionOrderReservationInvalidated

Beschaffungsauftrag:

  • PurchaseOrderReservationChanged
  • PurchaseOrderReservationDeleted
  • PurchaseOrderReservationInvalidated

Verteilauftrag:

  • DistributionOrderReservationChanged
  • DistributionOrderReservationDeleted
  • DistributionOrderReservationInvalidated

Lageranforderung:

  • WarehouseOrderReservationChanged
  • WarehouseOrderReservationDeleted
  • WarehouseOrderReservationInvalidated

Jedes Workflow-Ereignis besitzt folgende Parameter des Typs „Business Object“:

Parameter Erläuterung
order Verknüpfung zum Bedarfsverursacher-Beleg
orderDetail Verknüpfung zur Bedarfsverursacher-Belegposition
demandOrigin Verknüpfung zum geänderten, gelöschten oder ungültig gewordenen Bedarfsverursacher

Die zulässigen Werte der Parameter order und orderDetail hängen vom jeweiligen Belegtypen ab. Beispielsweise ist für den Parameter order des Workflow-Ereignisses SalesOrderReservationChanged eine Instanz des Business Objects SalesOrder ein gültiger Wert.

10.2         Workflow-Ereignis für Überreservierung

In folgenden Ausnahmesituationen kann das Vorhandensein einer Reservierung die Lieferbarkeit nicht gewährleisten:

  • wenn eine Überreservierung vorliegt
  • wenn der QS-Status eines Teilbestandes nach der Erzeugung einer Reservierung verschlechtert wurde

Diese Zustände sind möglich, wenn nach einer Reservierung die Bestände entweder ausgebucht, gesperrt werden oder in den Quarantänebestand gebucht werden.

Da die Benutzer auf solche Situationen aufmerksam gemacht werden sollen, wird ein Workflow-Ereignis ausgelöst, sobald eine „Überreservierung“ für einen Artikel eintritt.

Folgende Prozesse sind relevant:

  1. Inventurbuchungen
  2. Manuelle Materialbuchungen (Ausbuchungen, Umbuchungen)
  3. Umbuchungen in Quarantänebestand
  4. Umbuchungen in Sperrbestand
  5. Änderung des QS-Status der Ausprägung, der Lagerzone oder des Lagerortes

Folgende Ereignisse sind zu unterscheiden:

  1. Wenn eine Überreservierung eines Artikels ohne Ausprägung in den Prozessen 1 bis 4 auftritt, dann wird dieses Ereignis ausgelöst:

com.cisag.app.inventory.reservation.OnhandOverreservation

Für dieses Workflow-Ereignis werden folgende Parameter übergeben:

  • quantity = die Menge des Artikels im Bestand
  • quantityReserved = reservierte Menge des Artikels
  • inventoryOnhandRes = Instanz des Business Objectscisag.app.inventory.obj.InventoryOnhandReservation
  • transaction = Instanz des Business Objects cisag.app.inventory.obj.InventoryTransaction
  1. Wenn eine Überreservierung eines Artikels mit Ausprägung in den Prozessen 1 bis 4 auftritt, dann wird dieses Ereignis ausgelöst:

com.cisag.app.inventory.reservation.OnhandOverreservationIdentifier

Für dieses Workflow-Ereignis werden die gleichen Parameter wie für das Ereignis com.cisag.app.inventory.reservation.OnhandOverreservation übergeben und zusätzlich dieser Parameter:

  • identifier = Instanz des Business Objects cisag.app.inventory.obj.InventoryIdentifier
  1. Wenn eine Überreservierung eines Artikels ohne Ausprägung in Folge einer Änderung des QS-Status der Lagerzone oder des Lagerortes im Prozess 5 auftritt, dann wird dieses Ereignis ausgelöst:

com.cisag.app.inventory.reservation.QcUpdateOnhandOverreservation

Für dieses Workflow-Ereignis werden folgende Parameter übergeben:

  • quantity = die Menge des Artikels im Bestand
  • quantityReserved = reservierte Menge des Artikels
  • inventoryOnhandRes = Instanz des Business Objects cisag.app.inventory.obj.InventoryOnhandReservation
  1. Wenn eine Überreservierung eines Artikels mit Ausprägung in Folge einer Änderung des QS-Status der Ausprägung, der Lagerzone oder des Lagerortes auftritt, dann wird dieses Ereignis ausgelöst:

com.cisag.app.inventory.reservation.QcUpdateOnhandOverreservationIdentifier

Für dieses Workflow-Ereignis werden die gleichen Parameter wie für das Ereignis com.cisag.app.inventory.reservation.QcUpdateOnhandOverreservation übergeben und zusätzlich dieser Parameter:

  • identifier = Instanz des Business Objects cisag.app.inventory.obj.InventoryIdentifier

Möchten Sie zum Beispiel bei einer Überreservierung eines Artikels an einen zuständigen Mitarbeiter eine E-Mail verschicken, dann können Sie dafür eine Aktivitätsdefinition erfassen. Eine E-Mail mit dem beispielhaften folgenden Text kann mithilfe des danach folgenden Skriptes erzeugt werden.

„Für den Artikel {item} und die Ausprägung {identifier} am Lagerort {storageArea} (Bestandseigentümer {owner}) hat sich aufgrund von Bestandsveränderungen (Materialbuchung {transaction}) eine Überreservierung ergeben. Bestand {quantity} {uom} ‒ Reservierungen {quantityReserved} {uom}. Bitte überprüfen Sie z. B. Vertriebsaufträge etc. im Hinblick auf ihre Lieferfähigkeit.“

 

 

Skript:

var item as CisObject(com.cisag.app.general.obj.Item);

var inventoryOnhandRes as CisObject(com.cisag.app.inventory.obj.InventoryOnhandReservation);

var transaction as CisObject(com.cisag.app.inventory.obj.InventoryTransaction);

var identifier as CisObject(com.cisag.app.inventory.obj.InventoryIdentifier);

var quantity as Number;

var quantityReserved as Number;

var warehouseUomIndex as Number;

var uom as String;

 

transaction:=parameters.transaction;

item:=parameters.inventoryOnhandRes ->Item;

warehouseUomIndex:=item:warehouseUomIndex;

inventoryOnhandRes :=parameters.inventoryOnhandRes;

identifier := parameters.identifier;

quantity := parameters.quantity:amount;

quantityReserved := parameters.quantityReserved:amount;

uom:=loadUom(parameters.quantity:uom):code;

 

formatDescription(“item”, item:number);

formatDescription(“storageArea”, inventoryOnhandRes->StorageArea:code);

formatDescription(“quantity”, round(quantity, loadUom(parameters.quantity:uom):scale));

formatDescription(“quantityReserved”, round(quantityReserved, loadUom(parameters.quantityReserved:uom):scale));

formatDescription(“uom”, uom);

formatDescription(“transaction”, transaction:number);

formatDescription(“owner”, transaction->Owner:number);

formatDescription(“identifier”, identifier:number);

Hinweis:

Das Skript ist in der Anwendung „Aktivitätsdefinitionen“ unter dem Karteireiter „Befehle“ abzulegen.

10.3         Workflow-Ereignisse für das Ändern der Reservierungseinstellung und des Reservierungsumfangs

Das Ändern der Funktion „Reservierungen“ in der Anwendung „Customizing“, das Ändern des Reservierungsumfangs in der Anwendung „Customizing“ oder in den Artikel-Stammdaten oder aber das Ändern der Reservierungsfunktion in der Anwendung „Lagerorte“ führt eventuell dazu, dass Bedarfsdaten nicht mehr aktuell sind. In manchen Situationen ist jedoch ratsam, dass die Bedarfsdaten den erwähnten Einstellungen entsprechen. Für die Aktualisierung der Bedarfsdaten steht die Hintergrundanwendung „Bedarfsdaten aktualisieren“ zur Verfügung, die nach einer Änderung der Einstellungen aufgerufen werden kann. Um auf die erwähnten Änderungen reagieren zu können, stehen Workflow-Ereignisse bereit, die in folgenden Kapiteln beschrieben sind:

  • Workflow-Ereignis für die Änderung der Funktion „Reservierungen“ in der Anwendung „Customizing“
  • Workflow-Ereignis für die Änderung des Reservierungsumfangs in der Anwendung „Customizing“
  • Workflow-Ereignis für die Änderung der Reservierungseinstellung in der Anwendung „Lagerorte“
  • Workflow-Ereignis für die Änderung des Reservierungsumfangs in der Anwendung „Artikel“ in den Lagerlogistikdaten
  • Workflow-Ereignis für die Änderung des Reservierungsumfangs in der Anwendung „Artikel“ in den Artikel-Lagerortdaten

10.3.1      Workflow-Ereignis für die Änderung der Funktion „Reservierungen“ in der Anwendung „Customizing“

Wird  die Funktion „Reservierungen“ in der Anwendung „Customizing“ für eine spezielle Lagerlogistikorganisation bzw. für den Mandanten aktiviert bzw. deaktiviert, dann wird dieses Ereignis ausgelöst:

com.cisag.app.inventory.reservation.CustomizingReservationFunctionChanged

Das Ereignis besitzt den folgenden Parameter, der vom Typ „Business Object“ ist:

Parameter Erläuterung
organization Der zur Lagerlogistikorganisation zugehörige Partner (com.cisag.app.general.obj.Partner), für den die Funktion aktiviert bzw. deaktiviert wurde.

10.3.2      Workflow-Ereignis für die Änderung des Reservierungsumfangs in der Anwendung „Customizing“

Wird in der Anwendung „Customizing“ in der Funktion „Reservierungen“ der Reservierungsumfang geändert, dann wird dieses Ereignis ausgelöst:

com.cisag.app.inventory.reservation.CustomizingReservationSupportLevelChanged

Dieses Ereignis besitzt den gleichen Parameter wie das Ereignis, das bei der Änderung der Funktion „Reservierungen“ in der Anwendung „Customizing“ ausgelöst wird. Siehe Parameter „organization“.

10.3.3      Workflow-Ereignis für die Änderung der Reservierungseinstellung in der Anwendung „Lagerorte“

Wird in der Anwendung „Lagerorte“ die Reservierungsfunktion aktiviert bzw. deaktiviert, dann wird dieses Ereignis ausgelöst:

com.cisag.app.inventory.reservation.WarehouseReservationsChanged

Das Ereignis besitzt den folgenden Parameter, der vom Typ „Business Object“ ist:

Parameter Erläuterung
warehouse Lagerort (com.cisag.app.inventory.obj.StorageArea), bei dem die Änderung durchgeführt wurde.

10.3.4      Workflow-Ereignis für die Änderung des Reservierungsumfangs in der Anwendung „Artikel“ in den Lagerlogistikdaten

Wird in der Anwendung „Artikel“ in den Lagerlogistikdaten des Artikels der Reservierungsumfang geändert, dann wird dieses Ereignis ausgelöst:

com.cisag.app.inventory.reservation.ItemReservationSupportLevelChanged

Das Ereignis besitzt die folgenden Parameter, die vom Typ „Business Object“ sind:

Parameter Erläuterung
item Artikel (com.cisag.app.general.obj.Item), bei dem die Änderungen durchgeführt wurden.
organization Der zur Lagerlogistikorganisation zugehörige Partner (com.cisag.app.general.obj.Partner), der die Lagerlogistikdaten führt.

10.3.5      Workflow-Ereignis für die Änderung des Reservierungsumfangs in der Anwendung „Artikel“ in den Artikel-Lagerortdaten

Wird in der Anwendung „Artikel“ in den Artikel-Lagerortdaten der Reservierungsumfang geändert, dann wird dieses Ereignis ausgelöst:

com.cisag.app.inventory.reservation.ItemWarehouseReservationSupportLevelChanged

Das Ereignis besitzt die folgenden Parameter, die vom Typ „Business Object“ sind:

Parameter Bemerkung
item Artikel (com.cisag.app.general.obj.Item), bei dem die Änderungen durchgeführt wurden.
warehouse Lagerort (com.cisag.app.inventory.obj.StorageArea), für den die Artikel-Lagerortdaten geändert wurden.

10.4         Aufruf der Anwendung „Reservierungen“ durch die Workflow-Aufgabe

Soll die Anwendung „Reservierungen“ mit einer Workflow-Aktivität verknüpft werden, dann müssen korrekte Werte für die Anwendungsparameter in der Aktivitätsdefinition hinterlegt werden. Die Anwendung „Reservierungen“ besitzt folgende für das Workflow-Management relevante Parameter:

Parameter Erläuterung
CustomerProposal Vertriebsangebot
CustomerProposalDetail Vertriebsangebotsposition
DistributionOrder Verteilauftrag
DistributionOrderDetail Verteilauftragsposition
InventoryIdentifier Ausprägung
Item Artikel
Partner Bestandseigentümer
ProductionOrder Produktionsauftrag
ProductionOrderDetail Produktionsauftragsposition
PurchaseOrder Beschaffungsauftrag
PurchaseOrderDetail Beschaffungsauftragsposition
SalesOrder Vertriebsauftrag
SalesOrderDetail Vertriebsauftragsposition
StorageArea Lagerort
View Ansicht der Anwendung „Reservierungen“:

1 (Abgänge)

2 (Bestand)

3 (Zugänge und Bestand)

WarehouseOrder Lageranforderung
WarehouseOrderDetail Lageranforderungsposition

Der Parameter View entscheidet darüber, in welcher Ansicht die Anwendung geöffnet wird. Die restlichen Parameter stellen die Abfragemerkmale für die Anwendung dar. Von diesen Parametern darf höchstens einer an die Anwendung übergeben werden. Für das Workflow-Ereignis SalesOrderReservationChanged können z. B. die Parameter View und SalesOrderDetail übergeben werden.

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