Einführung: Lieferzuteilung

Mithilfe der Lieferzuteilung wird der zuteilbare Artikelbestand auf Auftragspositionen verteilt, die zur Lieferung offen sind. Bei der Zuteilung werden Lieferprioritäten, Versandtermine und Lieferrestriktionen berücksichtigt.

Die Lieferzuteilung steht auch für die von Produktionsaufträgen benötigten Materialien zur Verfügung. Wird ein Artikel sowohl als Material in der Produktion gebraucht als auch direkt vertrieben, dann konkurrieren Produktionsaufträge und Vertriebsaufträge um den Bestand. Innerhalb eines Multi-Site-Systems werden zusätzlich Verteilaufträge berücksichtigt.

Nachfolgend finden Sie allgemeine Erläuterungen zur Lieferzuteilung, Informationen zu Durchführungsmöglichkeiten und zum Verfahren sowie Hinweise zur Kombination mit Reservierungen.

Zum Thema „Lieferzuteilung“ gehören die Anwendungen „Lieferzuteilung berechnen“ und „Lieferzuteilung“. Diese Anwendungen sind in den Dokumentationen „Lieferzuteilung berechnen“ und „Lieferzuteilung“ beschrieben.

1                  Prozesse

Nachfolgend finden Sie die möglichen Prozesse für das Verteilen des zuteilbaren Bestands auf mehrere Vertriebs-, Verteil- und Produktionsaufträge.

1.1              Prozessgrafik

Vertriebs- und Verteilaufträge
Produktionsaufträge

1.2             Prozessbeschreibung

Eine Lieferzuteilung kann auf folgende Weisen durchgeführt werden:

  • Mithilfe der Aktion „Lieferzuteilung erzeugen“ in der betroffenen Beleganwendung.
  • Mithilfe der Anwendungen „Lieferzuteilung berechnen“ und „Lieferzuteilung“.

Unabhängig der Durchführungsart erfolgt die Lieferzuteilung in folgenden Schritten:

  1. Ermittlung der betroffenen Auftragspositionen.
  2. Berechnung des zuteilbaren Bestands.
  3. Übernahme der Dispositionsmengen in den betroffenen Beleg.

Hinweis:

Welche Dispositionsmengen für einen Vertriebsauftrag in der Anwendung „Vertriebsaufträge“ unter der jeweiligen Ansicht der Positionstabelle vorgeschlagen werden (Lieferauftrag/Kommission, Lieferung oder Rechnung mit Materialbuchungen), ist in der Vertriebs-Auftragsart festgelegt. Für Verteilaufträge und Produktionsaufträge ist diese Einstellung nicht notwendig und somit nicht festzulegen.

Mithilfe der Aktion „Lieferzuteilung erzeugen“ wird für den geöffneten Beleg sowohl die zuteilbare Menge berechnet als auch die Dispositionsmenge vorgeschlagen.

Mithilfe der Anwendungen „Lieferzuteilung berechnen“ und „Lieferzuteilung“ können Sie einen zuteilbaren Bestand auf viele Belege aufteilen.

Entstehen Folgebelege, dann werden für diese die Dispositionsmengen berücksichtigt: In der Kommission, dem Lieferauftrag und der Ausgangsrechnung werden anstatt der „offenen Mengen“ die eingetragenen „Dispositionsmengen“ verwendet und entsprechend kommissioniert, geliefert oder fakturiert.

Hinweis:

Für Produktionsaufträge ist dabei zu beachten, dass bei aktivierter Funktion „Überkommissionierung erlauben“ auch mehr kommissioniert werden kann und die nicht benötigte Menge auf dem Produktionslagerort verbleibt.

2                  Voraussetzungen

Bei der Lieferzuteilung werden nur solche Auftragspositionen berücksichtigt, für die folgende Bedingungen erfüllt sind:

Die Vertriebs- oder Verteilauftragspositionen

  • sind freigegeben,
  • haben eine offene Liefermenge,
  • haben keine Dispositionsmenge,
  • haben den Lieferstatus „Nicht geliefert“ oder „Teilweise geliefert“ und der Lieferauftragsstatus ist „Kein Lieferauftrag in Bearbeitung“.

Außerdem muss für die verwendete Vertriebs-Auftragsart eingestellt sein, dass eine Lieferzuteilung durchzuführen ist.

Die Produktionsauftragspositionen

  • sind freigegeben,
  • haben eine offene Soll-Menge,
  • haben keine Dispositionsmenge,
  • haben den Lieferstatus „Nicht rückgemeldet“ oder „Teilweise rückgemeldet“ und der Kommissionierstatus ist „Keine Kommission in Bearbeitung“.

Außerdem muss für die verwendete Produktions-Auftragsart eingestellt sein, dass Dispositionsmengen verwendet werden.

3                  Lieferzuteilung durchführen

Eine Lieferzuteilung können Sie für einen einzelnen Vertriebs-, Verteil- oder Produktionsauftrag oder für mehrere durchführen.

Empfehlung:

Wir empfehlen die Lieferzuteilung für mehrere Belege unmittelbar vor der Erzeugung der Folgebelege durchzuführen. In der Anwendung „Lieferzuteilung“ können Sie einsehen, welche Belege berücksichtigt wurden und welche nicht.

3.1             Lieferzuteilung für einen einzelnen Beleg

Wenn Sie zuteilbaren Bestand einem einzelnen Beleg zuteilen möchten, dann nutzen Sie dafür die Aktion „Lieferzuteilung erzeugen“ in Vertriebs- und Verteilaufträgen sowie die Aktion „Dispositionsmengen setzen“ in Produktionsaufträgen.

Beachten Sie zu den Aktionen auch die Beschreibungen in den jeweiligen Dokumentationen:

3.2             Lieferzuteilung für mehrere Belege

Lieferzuteilungen für mehrere Belege können mithilfe der Anwendungen „Lieferzuteilung berechnen“ und „Lieferzuteilung“ durchgeführt werden.

Lieferzuteilung berechnen

Mit der Anwendung „Lieferzuteilung berechnen“ werden sowohl die Belegpositionen ermittelt, denen Bestand zugeteilt werden soll, als auch der zuteilbare Bestand berechnet.

Wurde für die Ermittlung angegeben, dass die zuteilbare Menge automatisch in die Dispositionsmenge der relevanten Belege übernommen werden soll, dann ist nach Ausführung der Ermittlung und Berechnung die Lieferzuteilung abgeschlossen. Die Dispositionsmengen in den einzelnen Belegen sind Vorschlagswerte und können somit geändert werden.

Werden die Dispositionsmengen nicht automatisch übernommen, dann stehen sie in der Anwendung „Lieferzuteilung“ für die weitere Bearbeitung und Übernahme bereit.

Lieferzuteilung

Wurde für die Berechnung angegeben, dass die zuteilbare Menge nicht in die relevanten Belege übernommen werden soll, dann kann nach der Berechnung mithilfe der Anwendung „Lieferzuteilung“ die vorgeschlagene Dispositionsmenge bearbeitet und mit einer weiteren Aktion in die Belege übernommen werden.

3.3             Auswirkungen durch Lieferrestriktionen

Besteht für den Vertriebs- oder Verteilauftrag eine Lieferrestriktion, dann werden die Dispositionsmengen den Auftragspositionen nur dann zugeteilt, wenn die zuteilbare Menge größer oder gleich der Auftragsmenge der Position ist.

Ist für den Vertriebs- oder Verteilauftrag die Restriktion „Auftrag komplett liefern“ eingestellt, dann kann eine automatische Übernahme in die Dispositionsmengen nur dann erfolgen, wenn alle Positionen komplett zugeteilt sind. Andernfalls werden alle Zuteilungen für den Auftrag automatisch gelöscht.

Soll keine automatische Übernahme in die Dispositionsmengen erfolgen, bleiben die zugeteilten Mengen auch bestehen, wenn nicht alle Positionen des Auftrags komplett lieferbar sind. Sie können in der Anwendung „Lieferzuteilung“ manuell die Dispositionsmengen ändern und in die Belege übertragen.

3.4             Auswirkungen durch Lieferprioritäten

Die Lieferprioritäten spielen nur dann eine Rolle, wenn mehr offene Liefermengen vorhanden sind als zuteilbarer Bestand.

4                  Verfahren der Lieferzuteilung

Die Lieferzuteilung basiert auf folgendem Verfahren:

  1. Ermittlung der gültigen Auftragspositionen gemäß Auswahl und Voraussetzun­gen:

Auftragspositionen, die Reservierungen besitzen, erhalten vorab eine Zuteilung in Höhe der reservierten Bestandsmengen, sofern diese nicht gesperrt sind. Ist nicht die gesamte Auftragsmenge reserviert, dann wird die Fehlmenge wie alle anderen Positionen behandelt.

  1. Berechnung des zuteilbaren Bestands:
Zuteilbarer Bestand = aktueller Bestand
  minus geplante Abgänge aus Lieferaufträgen
  minus geplante Abgänge aus Kommissionen für Produktion
  minus alle die Lieferzuteilung betreffenden eingetragenen Dispositionsmengen in Vertriebs-/ Verteil- und Produktionsaufträgen
  minus die Mengen aller bereits erzeugten Lieferzuteilungen, deren Mengen noch nicht als Dispositionsmengen in die Vertriebs-/Verteil-und Produktionsaufträge übernommen wurden

Hinweis:

Der zuteilbare Bestand errechnet sich immer in der Artikelbasiseinheit.

Hinweis:

Soll die reservierte Menge zugeteilt werden, obwohl der Bestand gesperrt ist, dann kann dies durch eine ERP-Property eingestellt werden. Weitere Informationen finden Sie in der Dokumentation „ERP-Propertys“.

Ist zuteilbarer Bestand vorhanden, dann wird dieser einer Position in entsprechender Höhe zugeteilt. Für Positionen, bei denen Reservierungen aktiv sind, wird dieser Bestand durch die Lieferzuteilung reserviert.

Bei der Zuteilung werden die Zuteilungsparameter in dieser Reihenfolge beachtet:

  1. Versandtermin
  2. Lieferpriorität (0 bis 9, wobei 0 die höchste Priorität darstellt)
  • Für parallele Lagereinheiten:

Die zur Lieferung mögliche Menge in der Basiseinheit wird aufgrund des geschätzten Umrechnungsfaktors in die parallele Lagereinheit umgerechnet.

  • Für Verpackungseinheiten:

Die zur Lieferung mögliche Menge wird in der Basiseinheit ermittelt und nur dann in die Verpackungseinheit umgerechnet, wenn das Ergebnis nur vollständige Verpackungseinheiten liefert.

Für einige Auftragspositionen kann festgelegt sein, dass auf den Bestand mehrerer Eigentümer zugegriffen werden kann. Für solche Auftragspositionen wird der zuteilbare Bestand für jeden Bestandseigentümer einzeln ermittelt. Bei der Zuteilung werden die Bestandseigentümer in der Reihenfolge berücksichtigt, die in der Auftragsposition angegeben ist. Dabei kann einer Auftragsposition der Bestand mehrerer Bestandseigentümer zugeteilt werden.

Hinweis:

Ausprägungen werden nur dann berücksichtigt, wenn sie bereits im Auftrag angegeben wurden, andernfalls wird der Bestand auf Artikelebene berücksichtigt. Weitere Kriterien wie Mindesthaltbarkeitsdatum, Haltefrist und Ausprägungssplitting werden nicht berücksichtigt.
Handelsstücklisten werden auf Komponentenebene entsprechend der zuteilbaren Menge der knappsten Komponente zugeteilt.

Hinweis:

Abhängig von der erfassten Mengeneinheit der Auftragsposition, wird eine Umrechnung in die Basiseinheit durchgeführt.

5                  Zusammenspiel von Reservierungen und Lieferzuteilung

Werden für alle Artikel in allen Beleganwendungen automatische Reservierungen verwendet, dann kann auf die Lieferzuteilung verzichtet werden, da Folgeprozesse nur dann ausgelöst werden können, wenn auch entsprechende Reservierungen vorliegen.

Werden Reservierungen nicht für alle Artikel genutzt oder soll die Reservierung überwiegend manuell erfolgen, dann ergänzen sich die Lieferzuteilung und die Reservierungen: Durch die Lieferzuteilung werden die zugeteilten Mengen auch entsprechend reserviert und mit dem Eintrag der Dispositionsmengen in die entsprechenden Aufträge auch auf diese übertragen. Wird die Lieferzuteilung verworfen, werden auch die durch die Lieferzuteilung erzeugten Reservierungen wieder freigegeben. Mengen, die vor der Berechnung der Lieferzuteilung bereits reserviert waren, bleiben jedoch erhalten.

6                  Besonderheiten in einer Multi-Site-Umgebung

In einer Multi-Site-Umgebung konkurrieren neben Produktionsaufträgen und Vertriebsaufträgen zusätzlich die Verteilaufträge um vorhandenen Bestand. Produktionsaufträge, Vertriebsaufträge und Verteilaufträge werden gleichberechtigt durch die Anwendung „Lieferzuteilung berechnen“ berücksichtigt.

Die Lieferzuteilung berücksichtigt die Bestände der in den Aufträgen (Vertriebsaufträgen, Produktionsaufträgen und Verteilaufträgen) vorgesehenen Bestandseigentümer am entsprechenden Lagerort. Nur solche Bestände werden zugeteilt, deren Eigentümer dem Bestandseigentümer aus dem Auftrag entspricht oder – im Fall von mehreren möglichen Bestandseigentümern – deren Eigentümer in der Reihenfolge der möglichen Bestandseigentümer enthalten ist.

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