Einführung: Pfand und Leergut

1              Themenübersicht

Lademittel dienen der Verpackung und dem Transport von Artikeln. Wenn diese Lademittel wiederverwendbar sind, dann werden sie als Leergut bezeichnet. Beispiele für solches Leergut sind Flaschen, Paletten und Gitterboxen. Leergut wird an den Kunden gegen eine (Leih-)Gebühr, das Pfand, abgegeben.

In diesem Dokument wird beschrieben, wie Leergut im Vertriebsprozess abgebildet wird. Darüber hinaus werden die Einstellungen genannt, die Sie vornehmen müssen, um Pfand und Leergut in Ihrem ERP-System verwenden zu können.

2              Begriffsbestimmung

Lademittel

„Lademittel“ ist ein zusammenfassender Begriff für Lagerungs- und Verpackungsmittel, die bei der Lagerung, dem Transport und dem Versand der Artikel eingesetzt werden. Lademittel werden als Artikel mit dem Materialtyp „Lademittel“ geführt. Sind Lademittel wiederverwendbar, dann werden sie in Container oder Leergut unterschieden.

Leergut

Leergut sind Lademittel, die wiederverwendbar sind und nach ihrer Verwendung zurückgegeben werden. Beispiele für Leergut sind Paletten, Mehrwegflaschen und Gitterboxen.

Leergutkonto

In einem Leergutkonto werden alle Mengenbewegungen eines Leerguts aufgezeichnet. Ein Leergutkonto wird für jeweils einen Kunden und ein Leergut geführt. Durch das Leergutkonto wird eine geschäftsperiodengerechte nachträgliche Verrechnung von Leergut ermöglicht.

Pfand

Pfand ist eine Gebühr, die für wiederverwendbare Lademittel (Leergut) erhoben wird. Pfand wird erhoben, um die Rückgabe des Leerguts zu gewährleisten oder weil gesetzliche Vorgaben die Pfanderhebung vorschreiben, z. B. für Mehrwegflaschen.

3              Prozesse

Die folgenden Grafiken zeigen den Ablauf der Leergutlieferung und der Leergutrücknahme. Im Kapitel „Prozessbeschreibung“ wird beschrieben, wie das Leergut in den am Prozess beteiligten Belegen berücksichtigt wird.

3.1        Prozessgrafik

In den nachfolgenden Kapiteln zeigen die Grafiken die verschiedenen Fälle, in denen Leergut geliefert oder zurückgenommen werden kann.

3.1.1    Leergutlieferung während des Vertriebsprozesses

3.1.2    Leergutrücknahme über Wareneingang aus Kunden-Rücksendung mit Bezug auf einen bestehenden Vertriebsauftrag

3.1.3    Reine Leergutrücknahme über Wareneingang aus Kunden-Rücksendung mit Bezug auf einen neuen Vertriebsauftrag

Wenn die verwendete Wareneingangsart sich auf einen Vertriebsauftrag bezieht, so wird aus der Leergutinformation und eventuell mitgegebenen Artikeln ein neuer Vertriebsauftrag erzeugt. Bei der Fakturierung dieses Vertriebsauftrags wird eine Gutschrift für das Leergut erzeugt.

3.1.4    Leergutrücknahme über Wareneingang aus Kunden-Rücksendung mit Bezug zu einer Kunden-Rücksendung

3.1.4.1      Variante 1: Geplante Kunden-Rücksendung

Aus einer geplanten Kunden-Rücksendung wird ein Wareneingang erzeugt. Dort können die Leergutpositionen zusätzlich erfasst werden. Beim Buchen dieses Wareneingangs entsteht ein Vertriebsauftrag ohne Positionen. Bei der Fakturierung dieses Vertriebsauftrags wird eine Gutschrift für das Leergut erzeugt.

3.1.4.2      Variante 2: Ungeplante Kunden-Rücksendung

Bei einer ungeplanten Kunden-Rücksendung wird zunächst ein Wareneingang erfasst. Dort können die Leergutpositionen zusätzlich erfasst werden. Aus diesem Wareneingang muss für die zurückgenommenen Artikel eine Kunden-Rücksendung erzeugt werden. Beim Buchen des Wareneingangs entsteht wiederum ein Vertriebsauftrag ohne Positionen. Bei der Fakturierung dieses Vertriebsauftrags wird eine Gutschrift für das Leergut erzeugt.

3.1.5    Reine Leergutrücknahme über Wareneingang aus Kunden-Rücksendung mit Bezug zu einer Kunden-Rücksendung

Wenn die verwendete Wareneingangsart sich auf eine Kunden-Rücksendung bezieht, so werden die zurückgenommenen Artikel über die Kunden-Rücksendung und deren Maßnahmen abgewickelt. Für das Leergut wird ein Vertriebsauftrag ohne Positionen erzeugt. Dieser kann fakturiert werden und erzeugt eine Gutschrift für das Leergut.

3.2        Prozessbeschreibung

Leergut wird als Position manuell oder automatisch einem Beleg hinzugefügt. Für die Preisermittlung werden automatisch für den Artikeltyp „Lademittel“, der als Leergutposition im Beleg vorkommt, keine Rabatte, Zuschläge etc. berechnet, auch wenn die zugeordnete Vertriebspreis-Komponentenart dieses vorsieht. Zudem werden in Preislisten erfasste Staffeln für Lademittel automatisch nicht berücksichtigt.

Nachfolgend finden Sie Informationen zu Pfand und Leergut, die Sie in den jeweiligen Anwendungen finden.

3.2.1    Vertriebsauftrag

In der Anwendung „Vertriebsaufträge“ steht Ihnen der Karteireiter „Leergutinformationen“ zur Verfügung, unter dem das aus den Vertriebsauftragspositionen resultierende Leergut angezeigt wird. Auf Auftragsbestätigungen werden das Leergut und das Pfand ausgewiesen.

3.2.2    Lieferauftrag und Kommission

In den Anwendungen „Lieferaufträge“ und „Kommissionen“ werden Leergutpositionen anhand der zu liefernden Mengen erzeugt. Die Mengen dieser Leergutpositionen können über eine Aktion an die rückgemeldeten Liefermengen automatisch angepasst oder manuell verändert werden. Sie haben zudem die Möglichkeit, im Lieferauftrag oder in der Kommission weitere Leergutpositionen zu erfassen, die ebenfalls in der Ausgangsrechnung ausgewiesen werden.

In der Liefer-Auftragsart können Sie eine Wareneingangsart für die Leergutrücknahme angeben. Bei Bedarf können Sie zudem festlegen, dass beim Liefern des Lieferauftrags automatisch ein Wareneingang aus Kunden-Rücksendung für die Leergutrücknahme erzeugt wird. Diese Funktion kann vor allem dann genutzt werden, wenn ein regelmäßiger Austausch des Leerguts mit dem Kunden stattfindet.

Wenn Sie den Wareneingang für die Leergutrücknahme automatisch erzeugen lassen, so muss das zurückgenommene Leergut manuell erfasst werden. Bei einem Bezug des Wareneingangs zur Kunden-Rücksendung wird beim Buchen des Wareneingangs automatisch ein Vertriebsauftrag ohne Positionen erzeugt. Bei einem Bezug des Wareneingangs zu einem Vertriebsauftrag muss die Aktion „Vertriebsauftrag aus Rücksendung erzeugen und Wareneingang buchen…“ ausgeführt werden um einen Vertriebsauftrag ohne Positionen zu erzeugen. Beim Fakturieren dieses neuen Vertriebsauftrags wird eine Gutschrift für das Leergut erzeugt.

3.2.3    Wareneingang aus Kunden-Rücksendung

Im Wareneingang aus Kunden-Rücksendung werden über eine Aktion die Leergutpositionen anhand der zurückgesendeten Artikel erzeugt. Nach einer Änderung der Wareneingangspositionen können Sie die Leergutpositionen über dieselbe Aktion aktualisieren. Zudem können Sie die Mengen der Leergutpositionen manuell ändern und weitere Leergutpositionen erfassen.

Eine reine Leergutrücknahme können Sie abbilden, indem Sie einen Wareneingang aus Kunden-Rücksendung erfassen, der nur Leergutpositionen enthält. Wenn aus einem solchen Wareneingang ein Vertriebsauftrag erzeugt wird, dann enthält dieser keine Positionen. Wird dieser Auftrag fakturiert, dann wird eine Gutschrift über die Leergutpositionen und dem daraus resultierenden Pfand erzeugt, das zurückzuerstatten ist.

3.2.4    Ausgangsrechnung

Die Ausgangsrechnung weist zusätzlich zu den Artikelpositionen alle Leergutbewegungen aus, die sich aus jeder Lieferung und jeder Rücknahme aus Lieferaufträgen, Kommissionen und Wareneingängen ergeben. Dabei werden auch diejenigen Leergutbewegungen ausgewiesen, für die kein Pfand berechnet wurde. Dadurch ist jede Leergutbewegung dokumentiert.

Hinweis:

Bei reinen Leergutrücknahmen ohne Pfandberechnung können Null-Rechnungen entstehen.

Hinweis:

Bitte beachten Sie, dass Pfand für Leergut kein skontofähiger Betrag ist und somit in einer Ausgangsrechnung kein Skonto dafür berechnet wird. Wird ein Leergut separat als Vertriebs-Artikel in einem Vertriebsauftrag erfasst, dann wird dieser Artikel auch als Vertriebs-Artikel gewertet und ist somit skontofähig.

3.2.5    Leergutkonto

Alle Leergutbewegungen werden gespeichert und mit dem Abschluss einer Geschäftsperiode in einem Leergutkonto fortgeschrieben. Für die Abfrage der Leergutkonten steht die Anwendung „Cockpit: Leergutkonto“ zur Verfügung.

4              Einstellungen

4.1        Anwendung „Customizing“

Damit Sie in Ihrem ERP-System mit Pfand und Leergut arbeiten können, müssen Sie in der Anwendung „Customizing“, unter der Hauptfunktion „Vertrieb“, die Funktion „Pfand und Leergut“ aktivieren. Darüber hinaus legen Sie unter dieser Funktion die Preis-Listungen fest, die zur Berechnung des Pfands herangezogen werden. Die Preise für „Pfand und Leergut“ werden nur über diese so gekennzeichneten Preis-Listungen ermittelt. Leergutkonten können auch ohne Pfand geführt werden. In einem solchen Fall müssen keine Preis-Listungen in der Anwendung „Customizing“ hinterlegt werden.

4.2        Anwendung „Artikel“

In der Ansicht „Vertrieb“ der Anwendung „Artikel“ kennzeichnen Sie Artikel vom Typ „Lademittel“ als Leergut. Darüber hinaus legen Sie fest, ob das Pfand für dieses Leergut in den Ausgangsrechnungen ausgewiesen wird und ob ein Leergutkonto geführt wird.

Beim Erfassen der Verpackungen eines Artikels ordnen Sie jeder Verpackungseinheit ein als Leergut gekennzeichnetes Lademittel zu. Die Zuordnungen können dabei aufeinander aufbauen. Zudem legen Sie fest, ob das Lademittel als Leergutposition in den Belegen erzeugt wird.

Bei der Ermittlung des anfallenden Leerguts für einen Beleg werden alle in der jeweiligen Verpackungseinheit verwendeten und als Leergut gekennzeichneten Lademittel herangezogen, bis hin zum Lademittel der Basiseinheit.

Beispiel:

Sie erfassen die folgenden aufeinander aufbauenden Verpackungseinheiten für Ihren Artikel „Apfelsaft 0,5 l“ mit der Basiseinheit „Flasche“. Die Einheit „Flasche“ ist vom Typ „Kaufmännisch“:

 

Verpackungseinheit Verpackte Einheit Lademittel
1 Stück 1 Flasche 8101 Flasche 0,5 l
1 Kiste 24 Stück 8201 Kiste 24er
1 Palette 64 Kisten 8000 Palette

Alle angegebenen Lademittel sind als Leergut gekennzeichnet und sollen als Leergutpositionen in Belegen erzeugt werden.

Wird der Artikel nun in der Verpackungseinheit „Palette“ verkauft, dann fallen die Palette, die Kisten auf der Palette und die Flaschen in den Kisten als Leergut an.

4.3        Anwendung „Partner“

In der Ansicht „Kunde“ der Anwendung „Partner“ legen Sie fest, ob Pfand in den Ausgangsrechnungen des Kunden ausgewiesen wird. Wenn die Funktion „Pfand in Ausgangsrechnungen ausweisen“ sowohl für den Partner als auch das Leergut aktiviert ist, dann wird das Pfand in den Ausgangsrechnungen ausgewiesen. Wenn die Funktion deaktiviert ist, dann werden die Leergutmengen in den Belegen protokolliert, das Pfand wird jedoch nicht ausgewiesen.

Eine Übersicht über das Leergut ist dann in der Anwendung „Cockpit: Leergutkonto“ verfügbar.

4.4        Pfandpreis-Listungen und Preisermittlung

Für die Ermittlung des Pfandpreises werden die in der Anwendung „Customizing“ angegebenen Preis-Listungen herangezogen. Diese Preis-Listungen sind Vertriebspreis-Listungen. Hinterlegt ist eine Vertriebspreis-Listung für Endverbraucher und eine für Nicht-Endverbraucher.

Sind keine Pfand-Preislistungen hinterlegt, so wird der Benutzer in den Belegen darauf hingewiesen, dass für ein Leergut die Funktion „Pfand in der Ausgangsrechnung ausweisen“ aktiviert ist, aber kein Pfand ermittelt werden konnte. Die Belege werden dann mit dem Pfandwert 0 erzeugt.

Im Gegensatz zur üblichen Preisermittlung wird der Pfandpreis immer mit der Menge 1 eines Leerguts ermittelt. Dadurch sind keine Staffelpreise für Pfand möglich. Pfand ist außerdem nicht rabattfähig, d. h. die in den Preislisten festgelegten Rabatte oder Zuschläge werden bei der Pfandpreisermittlung nicht berücksichtigt.

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