Themenübersicht
Der Begriff Multi-Site ist ein Ausdruck für die Abbildung von Geschäftsprozessen einer Unternehmensgruppe innerhalb einer Datenbank. Alle Stamm- und Bewegungsdaten werden innerhalb einer gemeinsamen, zentralen Datenbasis geführt und erlauben die Steuerung standortübergreifender Prozesse zwischen den Unternehmen einer Unternehmensgruppe.
Unternehmen können rechtlich eigenständige Organisationen sein oder nicht. Die unterschiedlichen Organisationen können sich in unterschiedlichen Ländern befinden und somit unterschiedlichen Jurisdiktionen und Zeitzonen unterliegen.
Für die Aufgabengebiete Vertrieb, Beschaffung und Logistik (inkl. Produktion) wird jeweils eine separate Abbildung der Organisationsstrukturen ermöglicht. Mit dieser Architektur kann Comarch ERP Enterprise sowohl in kleinen und mittelständischen Unternehmen mit einem Standort (Single-Site) oder mehreren Standorten und „Töchtern“ (Multi-Site) als auch in international verteilten Unternehmen (Konzern, Holding) mit komplexer Struktur und rechtlich eigenständigen Gesellschaften zum Einsatz kommen.
In diesem Dokument wird ein Überblick über die Multi-Site-Organisations- und -Datenstrukturen gegeben. Sie erhalten Beispiele für den Einsatz in verschiedenen Organisationsstrukturen und Hinweise für die notwendigen Vorgehensweisen zur Einrichtung eines Multi-Site-Systems. In einem Multi-Site-System werden viele Anwendungen um Felder und Funktionen ergänzt oder weitere Anwendungen werden einem Framework hinzugefügt.
Begriffsbestimmung
- Beschaffungsorganisation – Organisation, die in der Organisationsstruktur Beschaffung eingeordnet ist und somit einen Knoten dieser Organisationsstruktur darstellt
- Firma – eine Organisation, die innerhalb der Organisationsstruktur für das Rechnungswesen zugeordnet wird, wird als Firma bezeichnet. Eine Firma ist eine juristische Person, die separat bilanziert wird. In der Anwendung Customizing wird festgelegt, zu welcher Firma im Rechnungswesen die von der OLTP-Datenbank übertragenen Datensätze gehören. In der Finanzbuchhaltung können beliebig viele Firmen in einer Datenbank geführt werden.
- Inhaltsbezogene Berechtigungen (IHB) – Berechtigungen für interne und externe Partner Mit IHB wird der Lese- und Schreibzugriff auf Daten und die Nutzung von Funktionen gesteuert. Ermittelt werden sie auf Basis der zugeordneten Organisationen.
- Interne Verrechnungen – beziehen sich auf die Verrechnungen von Geschäftsvorfällen zwischen Organisationen einer Unternehmensgruppe. Die Verrechnungen zwischen den Organisationen erfolgen auf Basis unterschiedlich zugeordneter Firmen in Rechnungswesen.
- Lagerlogistikorganisation – Organisation, die in der Organisationsstruktur Lagerlogistik eingeordnet ist und somit einen Knoten dieser Organisationsstruktur darstellt.
- Multi-Site – bietet die gemeinsame Nutzung von Stammdaten innerhalb einer Unternehmensgruppe und die Abwicklung organisationsübergreifender Geschäftsprozesse. Dazu sind Organisationsstrukturen für die Aufgabengebiete Beschaffung, Lagerlogistik, Rechnungswesen (dabei auch Produktion) und Vertrieb aufzubauen. In diesen Strukturen spiegelt sich im Wesentlichen der Ablauf in einer Unternehmensgruppe wider sowie ihr Aufbau.
- Organisation – ein Partnertyp, mit dem Unternehmen, Niederlassungen, Abteilungen usw. erfasst werden. Die Organisation kann ein Teil einer Organisationsstruktur in den Aufgabegebieten Beschaffung, Lagerlogistik oder Vertrieb. Als Bestandteil einer solchen Organisationsstruktur wird die Organisation entsprechend des Aufgabegebietes auch Beschaffungs-, Logistik- oder Vertriebsorganisation oder Firma im Rechnungswesen genannt.
- Organisationsstruktur – spiegelt im Wesentlichen die Aufbauorganisation in einer Unternehmensgruppe wider. Für die Nutzung inhaltsbezogener Berechtigungen und die Abbildung von Geschäftsprozessen einer Unternehmensgruppe werden Organisationsstrukturen benötigt, die für folgende Aufgabengebiete aufgebaut werden können: Beschaffung, Lagerlogistik, Rechnungswesen, Vertrieb.
- Single-Site – beschreibt eine Umgebung, in der nur der Mandant als rechtlich eigenständiges Unternehmen abgebildet wird. Dieses Unternehmen ist für die Organisationsstrukturen sowohl Beschaffungs-, Logistik- und Vertriebsorganisation als auch Firma im Rahmen des Rechnungswesens. Bei aktivierten Inhaltsbezogenen Berechtigungen können in einer Single-Site-Umgebung den Organisationsstrukturen mehrere Organisationen, die Teil des Unternehmens sind, wie z. B. Niederlassungen, Abteilungen etc. zugeordnet werden.
- Standort – eine ausgezeichnete Lagerlogistikorganisation. In der Organisationsstruktur Lagerlogistik ist ein Standort ein Knoten, dem Lagerorte zugeordnet werden können. Innerhalb eines Strukturpfades besteht stets nur ein Standort. Dies bedeutet, dass weder überhalb noch unterhalb des Standortes ein weiterer Standort existieren darf. Durch den Standort wird die zuständige Firma für die Lagerorte festgelegt. Sowohl die Produktion als auch die Lagerlogistik beziehen sich immer auf einen Standort.
- Vertriebsorganisation – Organisation, die in der Organisationsstruktur Vertrieb eingeordnet ist und somit einen Knoten dieser Organisationsstruktur darstellt.
Organisationsstrukturen
Für jedes der folgenden Aufgabengebiete wird eine separate Abbildung der jeweiligen Organisationsstruktur einer Unternehmensgruppe unterstützt:
- Beschaffung
- Lagerlogistik (inkl. Produktion)
- Vertrieb
- Rechnungswesen
Für die Aufgabengebiete Beschaffung, Lagerlogistik und Vertrieb kann jeweils eine Hierarchie beliebiger Struktur und Tiefe abgebildet werden. Im Rechnungswesen werden die Firmen nicht hierarchisch strukturiert, sondern nebeneinander geführt.
In der Anwendung Organisationen werden für die jeweiligen Aufgabengebiete die Organisationsstrukturen aufgebaut. Dazu können Partner vom Typ Organisation genutzt werden. Wurde ein Partner einem Aufgabegebiet zugeordnet, dann stellt er einen Knoten in der jeweiligen Organisationsstruktur dar. Durch diese Zuordnung ist er in die Organisationsstruktur des jeweiligen Aufgabegebiets eingebunden.
Dieselbe Organisation kann in jedem Aufgabengebiet parallel als Knoten vorkommen, jedoch pro Aufgabengebiet höchstens einmal.
Wird eine Organisation als Knoten in die Organisationsstruktur Vertrieb verwendet, dann wird sie als Vertriebsorganisation bezeichnet. Gleichermaßen wird eine Organisation zu einer Beschaffungs- bzw. Lagerlogistikorganisation.
Er wird in der Rechnungswesen-Organisationsstruktur als Firma betitelt. Daneben ist derselbe Partner in der Organisationsstruktur Lagerlogistik als Standort eingebunden und somit wird er innerhalb dieser Struktur als Lagerlogistikorganisation bezeichnet.
In den Organisationsstrukturen spiegeln sich sowohl organisatorische als auch prozessrelevante Zuordnungen wider, sodass neben einer Aufbauorganisation auch eine Ablauforganisation eines Unternehmens abgebildet wird.
Lagerlogistikorganisationsstruktur
Die Lagerlogistikorganisationsstruktur dient dem Abbilden der real bestehenden Standorte für Lager und Produktion. Dabei kann die geografische Lage der Standorte geeignet berücksichtigt werden, sodass z. B. neben Abteilungen und Orten auch Regionen und Länder abgebildet werden können. Dementsprechend werden spezifische Abfragen und Auswertungen ermöglicht.
Aufbau
Die oberste Ebene, also die Wurzel, einer Lagerlogistikorganisationsstruktur ist stets die Unternehmensgruppe. Darauf folgen beliebige Strukturebenen, um beispielsweise Standorte, Lagerorte, Abteilungen oder Gruppen abzubilden.
Einem Standort wird genau eine Firma zugeordnet. Eine Firma kann im Unterschied dazu beliebig vielen Knoten einer Struktur zugeordnet werden.
Nur den Standorten können Lagerorte zugewiesen werden.
Der Standort ist auch die Ebene, in welcher der Produktionslagerort eingeordnet wird. Der Standort ist also Eigentümer der Produktion.
Die Lagerorte können Bestände verschiedener Bestandseigentümer und damit sogar unterschiedlicher Firmen aufnehmen, da für die Bestandsführung der jeweilige Eigentümer der Artikel vermerkt wird. So ist beispielsweise eine zentrale Beschaffung mit anschließender Verteilung auf mehrere Standorte abbildbar.
Details
Die oberste Organisation der Lagerlogistikorganisationsstruktur ist der Mandant. Jeder Standort muss einen eindeutigen Pfad aufweisen. Auf einem Pfad darf nur exakt ein Standort vorkommen.
Gemeinsam genutzte Daten der relevanten Business Entities stammen immer vom Mandanten. Nur Standorte dürfen für die relevanten Business Entities eigene Daten führen.
Jeder Lagerlogistikorganisation wird genau eine Firma zugeordnet.
Beschaffungsorganisationsstruktur
Die Beschaffungsorganisationsstruktur orientiert sich nach den Beschaffungsstrategien der Unternehmensgruppe. Dabei können unterschiedlichste Perspektiven in der Hierarchiebildung berücksichtigt werden.
Aufbau
Die Wurzel ist stets die Unternehmensgruppe. Die darauffolgenden Strukturebenen sind beliebig gestaltbar. Ein Knoten dieser Struktur kann für einen oder für mehrere Standorte aus der Lagerlogistikorganisationsstruktur zuständig sein. Ist für einen Beschaffungs-Artikel an einem Standort kein Knoten aus der Beschaffungsorganisationsstruktur zugeordnet, dann kann für diesen Standort der Artikel nicht beschafft werden. Jedem Beschaffungs-Artikel, ganz gleich an welchem Standort, ist standardmäßig ein Knoten der Beschaffungsorganisationsstruktur zugeordnet. Wesentlich ist außerdem, dass jeder Knoten der Beschaffungsorganisationsstruktur einer Firma zugeordnet wird. Eine Firma kann im Unterschied dazu beliebig vielen Knoten einer Struktur zugeordnet werden.
Details
Die oberste Organisation der Beschaffungsorganisationsstruktur ist der Mandant. Pro Beschaffungs-Artikel existiert eine eindeutige Zuordnung zu einer Beschaffungsorganisation. Nur dann kann dieser Artikel von der Beschaffungsorganisation beschafft werden.
Die Information zur Beschaffungsorganisation wird für die Statistiken ins Data Warehouse übertragen. So können Auswertungen erstellt oder eine weitgehend beliebige Konsolidierung durchgeführt werden.
Vertriebsorganisationsstrukturen
Die Vertriebsorganisationsstruktur kann gemäß den Vertriebsstrukturen einer Unternehmensgruppe aufgebaut werden. Wie auch in der Beschaffungsorganisationsstruktur sind unterschiedlichste Perspektiven beim Aufbau möglich.
Aufbau
Der Aufbau ist dem der Beschaffungsorganisationsstruktur sehr ähnlich: die Wurzel ist die immer Unternehmensgruppe. Die darauffolgenden Strukturebenen sind beliebig gestaltbar. Pro Knoten der Vertriebsorganisationsstruktur kann festgelegt werden, welche Artikel vertrieben werden. So können beispielsweise auch verschiedene Knoten den gleichen Vertriebs-Artikel vertreiben.
Die oberste Organisation der Vertriebsorganisationsstruktur ist der Mandant. Pro Vertriebs-Artikel existiert eine eindeutige Zuordnung zu einer Vertriebsorganisation. Nur dann kann dieser Artikel von der Vertriebsorganisation vertrieben werden.
Die Information zur Vertriebsorganisation wird für die Statistiken ins Data Warehouse übertragen. So können Auswertungen erstellt oder eine weitgehend beliebige Konsolidierung durchgeführt werden.
Rechnungswesen
Im Rechnungswesen ergibt sich der Aufbau gemäß den Anforderungen unterschiedlicher Jurisdiktionen in den unterschiedlichen Ländern. Eine Firma ist zumindest pro Land erforderlich. Alle länderspezifischen Funktionen des ERP-Systems sind an die jeweiligen Firmen gebunden. Im Rechnungswesen ist eine hierarchische Strukturierung der Firmen nicht möglich.
Datenspeicherung und Datenverwendung
Verwendung
Diese Daten können durch alle Organisationen verwendet werden. Die inhaltsbezogenen Berechtigungen der Anwendungen kommen also nicht zum Tragen. Im Rahmen der Multi-Site-Prozesse wird speziell bei den Stammdaten unterschieden. Nachfolgend sind die Unterschiede aufgeführt, die sich im Wesentlichen in der Speicherung ergeben. Dabei kann die Verwendung durch inhaltsbezogene Berechtigungen zusätzlich gesteuert werden.
Unternehmensweite Stammdaten
Unternehmensweite Stammdaten werden für alle Unternehmensgruppen verwendet, wobei es auch definiert werden kann. Welche Organisationen berechtigt sind, auch sie zuzugreifen. Unternehmensweite Stammdaten werden in erster Linie in Anwendungen vom Typ Arten erfasst (Vertriebs-Auftragsarten, Lieferauftragsarten, Beschaffungs-Auftragsarten etc.) oder in Anwendung Verfügbarkeitsregeln, Vertriebspreislisten, Zeitmodelle.
Speicherung
Die Speicherung der Daten erfolgt auf der Ebene des Mandanten.
Verwendung
Für jede Organisation kann festgestellt werden, ob die inhaltsbezogenen Berechtigungen festlegbar oder nicht festlegbar sind. Inhaltsbezogene Berechtigungen können auch definiert werden.
In der Anwendung Organisationen kann definiert werden, ob die inhaltsbezogenen Berechtigungen für jede Organisation zu definieren sind.
Ist festgelegt, dass für eine Organisation die inhaltsbezogenen Berechtigungen ausgewertet werden sollen, dann können in der zum Business Entity gehörenden Anwendung inhaltsbezogene Berechtigungen festgelegt werden. Diese Festlegungen haben Auswirkungen auf die Anwendungen, welche die Daten verwenden (z. B. Vertriebsaufträge). Durch diese Festlegungen wird gesteuert, welche Organisation welche Daten sehen oder bearbeiten darf. Über die Zuordnung eines Benutzers zu einer Organisation in den Partner-Stammdaten ist gleichermaßen festgelegt, welche Daten ein Benutzer sehen oder bearbeiten darf.
Organisationsbezogene Stammdaten
Für eine Organisation kann für bestimmte Stammdaten aus dem Rechnungswesenbereich festgelegt werden, von welcher Organisation die Daten verwendet werden sollen. Für die anderen Bereiche kann festgelegt werden, ob die Organisation eigene Stammdaten verwenden will oder die vom Mandanten nutzt. Entsprechend ist immer nur eine Organisation für die Bearbeitung dieser Stammdaten zuständig. Das betrifft jene Stammdaten, deren Identifikation um die Organisationsinformation erweitert wird.
Zahlungsbedingungen und Klassifikationen
Speicherung
Die Speicherung der Daten erfolgt auf der Ebene des Mandanten oder der Organisation.
Verwendung
Diese Daten können entweder vom Mandanten oder organisationsbezogen verwendet werden. Die inhaltsbezogenen Berechtigungen der Anwendungen kommen also nicht zum Tragen.
Der Typ der Organisation, welche die Bearbeitung der Daten übernehmen darf, ist pro Anwendung festgelegt. Beispielsweise dürfen Geschäftsjahre nur von Firmen bearbeitet werden, Vertriebspreise nur von Vertriebsorganisationen. Damit ist auch vorgegeben, welchem Organisationstyp ein Benutzer zugeordnet sein muss, damit er entsprechende Daten bearbeiten kann.
In der Anwendung wird für jede Organisation festgelegt, von welcher Organisation die Stammdaten verwendet werden oder ob die Bearbeitung der Stammdaten von der Organisation selbst übernommen wird. Dabei ist zu definieren, ob eigene Stammdaten erlaubt oder unterbunden werden. Wenn für eine Organisation eingestellt ist, dass eigene Stammdaten erlaubt werden, dann kann für sie ebenfalls eingestellt werden, dass sie die Bearbeitung für die betroffenen Business Entities übernimmt.
Kombination aus unternehmensgruppenweiten und organisationsbezogenen Stammdaten
Einige Stammdaten, welche aus mehreren Entitäten bestehen, umfassen sowohl organisationbezogene als auch unternehmengruppenweit gültige Stammdaten. Dies gilt vor allem für Anwendungen.
Speicherung
Die Speicherung der Daten erfolgt auf der Ebene des Mandanten oder der Organisation.
Verwendung
- Organisationbezogene Daten können nur von der betroffenen Organisation verwendet werden.
- Daten, die auf Mandanten-Ebene bearbeitet werden, können von allen Organisationen verwendet werden, die keine eigenen Daten haben.
Verwendung der Daten in Belegen
Belege (z. B. Vertriebsaufträge) beziehen sich in einer Multi-Site-Umgebung immer auf eine Organisation. Das System legt fest, welche Daten über die Organisation verwendet werden dürfen. Dies bezieht sich auf die Verwendung möglicher Auftragsarten oder Partner- und Artikelverwendungen.
Speicherung
Die Speicherung der Daten erfolgt auf der Ebene der Organisation.
Verwendung
Die Daten werden organisationsbezogen verwendet. Mögliche inhaltsbezogene Berechtigungen wirken sich auf die Daten in den Belegen aus.
In Belegen werden verschiedene Business Entities verwendet, die denselben Organisationsbezug haben sollen.
In der nachfolgenden Tabelle ist aufgeführt, welche Daten beispielhaft für einen Vertriebsauftrag erforderlich sind. Dabei ist die für den Vertriebsauftrag ausgewählte Organisation relevant. Beispielsweise muss der verwendete Auftraggeber ein Kunde der Vertriebsorganisation sein, für die der Vertriebsauftrag erfasst wird.
Partnerverwendung in einem Beleg | Notwendige Zuordnung des Partners zur internen Organisation |
|
---|---|---|
Interne Organisation | Erforderliche Partner-Stammdaten |
|
Auftraggeber | Vertriebsorganisation | Kundendaten |
Rechnungsempfänger | Vertriebsorganisation | Kundendaten |
Zahlungspartner | Vertriebsorganisation | Kundendaten |
Lieferempfänger | Vertriebsorganisation | Kundendaten |
Nachfolgend werden Zusammenhänge zwischen partnerrelevanten Daten für entsprechende Bereiche (Ansichten in der Anwendung Partner, z. B. Basis oder Mitarbeiter) und der Partnerverwendung in entsprechenden Rollen und Organisationen aufgelistet.
Partnerverwendung | Interne Organisation oder Partner | Notwendige Partner-Stammdaten |
---|---|---|
Rechnungssteller | Vertriebsorganisation | Basisdaten |
Firma | Firma | Basisdaten |
Lieferpartner | Lagerlogistikorganisation oder Lieferant | Basisdaten |
Bestandseigentümer | Kunde, Lieferant oder interne Organisation (Firma) | Basisdaten |
Beschaffungsorganisation | Beschaffungsorganisation | Basisdaten |
Zuständige Mitarbeiter | Benutzer | Mitarbeiterdaten |
Interne Mitarbeiter
Damit ein Mitarbeiter einer Unternehmensgruppe, also ein interner Mitarbeiter, für eine oder mehrere Organisationen aktiv sein kann, sind folgende Zuordnungen erforderlich:
- ein Benutzer, der sich ans System anmeldet, muss einem Partner zugeordnet sein, der als interner Mitarbeiter erfasst wurde, z. B. mithilfe der Anwendung Partner, Ansicht Basis, Karteireiter Benutzerkonten.
- dem internen Mitarbeiter, dem ein Benutzer zugeordnet wurde, muss mindestens eine Organisation zugeordnet sein, für die er aktiv sein darf. Die Organisationen werden in den Partner-Stammdaten erfasst.
Nach der Zuordnung eines Mitarbeiters zu Organisationen werden Partnerbeziehungen vom Typ Zugeordnete Organisationen erfasst. Die Beziehungen sind zeitabhängig und können somit für künftige Versionen der Mitarbeiter-Stammdaten geändert werden.
Bei der Ermittlung der für den Benutzer zulässigen Organisationen werden nur die ihm direkt zugeordneten Organisationen berücksichtigt.
Interne Verrechnungen
Geschäftsvorfälle zwischen Organisationen, die im Rechnungswesen unterschiedlichen Firmen zugeordnet sind, bedürfen einer unternehmensgruppeninternen Verrechnung. Sämtliche dieser internen Verrechnungen werden automatisch durchgeführt.
- der Vertrieb eines Artikels, dessen Eigentümer aufgrund der Organisationsstruktur eine andere Firma ist
- die Beistellung von Materialien für eine Produktion, deren Eigentümer aufgrund der Organisationsstruktur eine andere Firma ist
Währungen
Beispiele für organisatorische Hürden, die mit Multi-Site gelöst werden können
Ein Multi-Site-System bietet unterschiedliche Möglichkeiten den Aufbau einer Unternehmensgruppe länderübergreifend abzubilden. Das unterschiedliche Steuerrecht verschiedener Länder zwingt einen Unternehmen jedoch, beim Aufbau einige Regeln zu beachten. In diesem Kapitel erläutern wir beispielhaft einige Geschäftsvorfälle, die schon beim Aufbau eines Multi-Site-Systems beachten werden sollten. Darüber hinaus sollten immer die aktuell gültigen Vorschriften berücksichtigt werden, die einem ständigen Wandel unterliegen.
Beispiel: Niederlassung im Ausland
Eine in Deutschland ansässige Firma möchte Artikel über ein Außenlager in Österreich vertreiben. Ein Verkauf der Artikel vom Außenlager in Österreich an einen in Österreich ansässigen Kunden wird als Inlandsgeschäft bezieht und bedarf der Steuerabfuhr in Österreich.
Da die in Deutschland ansässige Firma nach deutschem Steuerrecht entsprechende Steuern zahlen muss, kann ein solcher Verkauf über ein Außenlager nicht stattfinden. Dazu muss innerhalb der Unternehmensgruppe eine Firma in Österreich bestehen, die in Österreich steuerrechtlich gemeldet ist und damit die steuerrechtlichen Verpflichtungen gegenüber dem österreichischen Staat übernimmt. Dann kann die deutsche Firma an die österreichische Firma die Artikel verkaufen und somit ein Exportgeschäft mit allen Konsequenzen für die Einfuhr durchführen (Einfuhrumsatzsteuer). Danach können die Artikel zu den österreichischen Steuerrechtsbedingungen an Kunden verkauft werden.
Beispiel: Lieferschwellen für Importe
Einige Länder verwenden eine Warenwertobergrenze (Lieferschwelle) für Lieferungen an Privatkunden, die erst nach Überschreitung dazu führen, dass Steuern im Ausland gezahlt werden müssen. Liefert beispielsweise eine Firma aus Deutschland an ihre Kunden in Belgien innerhalb eines Jahres einen summierten Warenwert von über 35.000 EUR, dann führt das dazu, dass die deutsche Firma grundsätzlich in Belgien die entsprechenden Steuern abführen muss. Bleibt die deutsche Firma innerhalb eines Jahres unterhalb dieser Lieferschwelle, dann entrichtet sie die Steuern in Deutschland.
Damit die deutsche Firma die fälligen Steuern in Belgien abführen kann, muss eine eigene Firma in Belgien bestehen, die in Belgien steuerrechtlich gemeldet ist und damit die steuerrechtlichen Verpflichtungen gegenüber dem belgischen Staat übernimmt. Nur im Land ansässige Firmen können Steuern abführen. Werden zunächst die ausländischen Kunden der deutschen Firma zugeordnet, dann müssen sie nach Überschreiten der Schwelle für die deutsche Firma gesperrt und für die belgische Firma dupliziert und damit dieser zugeordnet werden.
Um diesen Aufwand zu vermeiden, sollte beim Aufbau des Multi-Site-Systems geprüft werden, ob eine Firma im Ausland abgebildet werden sollte. Werden häufig ausländische Lieferungen abgewickelt, dann ist unter Umständen ratsam im jeweiligen Ausland eine Firma zu gründen und Warenliegerungen zwischen den Firmen zu organisieren und intern zu verrechnen.
Beispiel: Länderüberschreitende Konsignation
Ein Konsignationsgeschäft ist dadurch geprägt, dass ein Artikel erst dann in den Bestand des Verkäufers wechselt, wenn er es an seinen Kunden verkauft.
Liefert eine in Österreich ansässige Firma an eine in Deutschland ansässige Firma ihre Artikel im Rahmen eines Konsignationsgeschäftes, dann ist die deutsche Firma für die Abwicklung und somit für das Abführen der Steuern verantwortlich, wodurch kein Konsignationsgeschäft zustande kommen kann, denn die Artikel würden direkt in den Bestand der deutschen Firma übertragen. Ein Konsignationsgeschäft ist nur dann möglich, denn die österreichische Firma eine Firma in Deutschland gründet, sodass beide Firmen demselben Steuerrecht unterliegen. Die österreichische Firma liefert an ihre Firma in Deutschland und ist somit für die Einfuhr verantwortlich. Ein Konsignationsgeschäft kann zwischen zwei deutschen Firmen abgewickelt werden.
Ein Konsignationsgeschäft bedarf grundsätzlich zwei Firmen. Sind diese Firmen innerhalb eines Landes ansässig, dann unterliegen sie ausschließlich der Gesetze innerhalb dieses Landes. Das vereinfacht die Einhaltung der Gesetze und die Bearbeitung des Geschäftsvorfalls, unabhängig davon, ob es sich um ein Konsignationsgeschäft handelt.
Ein grenzüberschreitendes Konsignationsgeschäft ist auch möglich, bedarf aber der Berücksichtigung der Gesetze zweier Länder und muss deshalb hinsichtlich der Konsequenzen geprüft werden.
Customizing
Die Funktion Multi-Site ist in der Anwendung Customizing zu aktivieren.
Die folgenden Einstellungen sind für Multi-Site-Prozesse relevant:
Feld/Funktion | Erläuterung |
---|---|
Funktion Basis: Multi-Site | über diese Einstellung wird das System auf Single-Site oder auf Multi-Site eingestellt |
Funktion Basis, Unterfunktion Allgemein Hauswährung 1 | wählen Sie die Währung aus, die als Konzernwährung verwendet wird. |
Funktion Multi-Site Verteilaufträge | |
Funktion Mehrere Bestandseigentümer |
Berechtigungen
In einer Multi-Site-Umgebung liegen die erforderlichen Berechtigungsfestlegungen auf der Ebene Benutzer und Organisation. Darüber hinaus können alle Knoten bei der Vergabe von Berechtigungen berücksichtigt werden.
Inhaltsbezogene Berechtigungen
Inhaltsbezogene Berechtigungen sind sowohl für die eigenen Mitarbeiter als auch für Mitarbeiter der Geschäftspartner verfügbar. Inhaltsbezogene Berechtigungen bieten die Möglichkeit, den Zugriff auf bestimmte Daten zu beschränken und Funktionen freizugeben.